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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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würde er eines Tages auch mal nach Australien fliegen. Einfach einen Rucksack nehmen und sich treiben lassen, sehen, wohin es ihn führte. Und je mehr er sich auf die Bilder im Fernsehen einließ, desto weiter rückte die gefesselte und gequälte Frau in seinem Schlafzimmer in den Hintergrund …
     
     
    21:20 Uhr
     
    Nicht nur, dass Thox sie mit einer Scheinhinrichtung gequält hatte, so saß Vanessa nun auch noch seit über drei Stunden alleine, gefesselt und geknebelt und mit ve rbundenen Augen in dem stickigen Zimmer und war ihren Gedanken ausgeliefert. Thox empfand es an der Zeit, sie aus dieser Qual zu erlösen. Er hatte seinen Standpunkt deutlich gemacht, und sie hatte genug Zeit gehabt, sich Gedanken über ihr Verhalten zu machen.
    Als Thox mit einem Glas Wasser in der Hand den dunklen Raum betrat, saß Vanessa noch genauso, wie er sie zurückg elassen hatte. Er schaltete das Deckenlicht an und sie zuckte trotz der Augenbinde zusammen. Er stellte das Glas ab und ging zu ihr hinüber. Als er sie berührte, um die Binde von ihren Augen zu entfernen, schreckte sie nicht zurück. Ihre Augen waren geschwollen, das konnte er gleich erkennen, obwohl sie noch geschlossen waren. Langsam hoben sich ihre Lider, sie blinzelte einige Momente, bis sich ihre Pupillen an das künstliche Licht gewöhnt hatten. Dann sah sie ihn direkt an.
    »Geht es dir besser?«, fragte er schließlich.
    Ihr Gesicht, immer noch geknebelt von seinem Gürtel, blieb zunächst ungerührt. Thox wartete auf eine Reaktion von ihr, auch um sicher zu gehen, dass sie noch bei ihm war, noch anwesend in ihrem Körper, doch da kam zunächst nichts. Erst als er schon aufgeben wollte, zog Vanessa plötzlich eine Augenbraue in die Höhe. Ganz so, als wolle sie sagen: Machst du Witze?
    Sie sah ihn eine Weile seltsam an, und plötzlich war da etwas zwischen ihnen. Thox konnte es sich nicht erklären, doch es kam ihm vor, als würde plötzlich eine gegenseitige Anzi ehung bestehen. Er, wie er sie anblickte, und sie, die seinen Blick mit einem sarkastischen Ausdruck erwiderte. Thox wollte den Arm ausstrecken und sie berühren, ihr Haar oder auch nur ihre Hand, doch im selben Moment zuckte er zurück. Sie war nur die Freundin von Jonas, nichts weiter!
    Plötzlich war ein schrilles Geräusch zu hören, das Thox e rschrocken zusammenfahren ließ. Es dauerte nicht lange, und der schrille Ton erfüllte erneut die umgebaute Lagerhalle. Erst in diesem Moment erkannte er, dass es die Türklingel war. Unruhe enterte seinen Körper. Wer konnte das nur sein, und was zum Teufel wollte diese Person? Thox überlegte, ob er sich tot stellen sollte. Wenn der unbekannte Besucher glaubte, niemand wäre zu Hause, würde er möglicherweise wieder verschwinden. Doch als die Klingel ein drittes, viertes und fünftes Mal ertönte, erkannte auch er, dass er seinen Gast nicht so schnell wieder loswerden würde. Das Licht musste ihn wohl verraten haben. Aber das war schlecht – überaus schlecht.
    Thox musste etwas unternehmen, und zwar schnell. Kurzen tschlossen hob er Vanessa mitsamt dem Stuhl hoch und trug sie zu der Tür neben dem Badezimmer. Vanessa begann zu zappeln, so gut es ihre Fesseln eben zuließen, und obwohl sie keine wirkliche Chance hatte, sich zu befreien, brachte sie Thox damit zur Weißglut. Er stellte den Stuhl neben der Tür ab, griff nach ihren Haaren und zerrte ihren Kopf zurück. Sie gab keinen Ton von sich. Ein erneutes hartnäckiges Klingeln erschütterte seine Nerven.
    »Sei still, kapiert?«, wisperte er neben ihrem Ohr, und o hne ihre Reaktion abzuwarten, öffnete er die Tür, hob abermals den Stuhl an und stellte Vanessa in seinen begehbaren Medizinschrank.
    Als er die Tür wieder schloss, drehte er sofort den von a ußen steckenden Schlüssel um, dramatisch untermalt von einen siebten Klingeln. Thox würde seine Haustür öffnen müssen, um den unerwünschten Besucher wieder loszuwerden. Bevor er zum Eingang hastete, schloss er zusätzlich noch die Tür zum Schlafzimmer. Zwei Türen und ein Gürtel in ihrem Mund, das würde hoffentlich genug Geräusche schlucken, damit niemand von ihrer Anwesenheit erfuhr.
    Vor seinem Haus stand ein junger, hagerer Kerl mit Irok esen-Haarschnitt, einem blonden Bart, der schon mehrere Tage alt war, und einer zerrissenen alten Jeans. Thox wusste diesen Eindringling nicht sofort einzuordnen, doch er musste zu seinen Kunden gehören – allerdings nicht zu der zivilisierten Sorte. Ein heißer Knoten schmerzte plötzlich in

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