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Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition)

Titel: Scherben: Du tötest mich nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Ruhkieck
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seinem Magen, als der Typ einen aufdringlichen Schritt auf ihn zuging.
    »Hey , Thox. Hast du was für mich?«, fragte er gehetzt und mit einer seltsam hohen Stimme. Jetzt erinnerte sich Thox auch wieder an ihn. Sein Name war Matze und er war erst seit kurzem sein Kunde.
    Thox musste ihn unbedingt davon abhalten, dass er in seine Wohnung kam, und legte die Hand auf den Türrahmen, um ihm so den Durchgang zu versperren. »Nicht heute, Mann.«
    »Komm schon, Thox. Hast du denn gar nichts da?«, bettelte Matze unnachgiebig. Solche Typen waren Thox unangenehm. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was passierte, wenn jemand wie der bemerkte, was in seiner Wohnung vorging. Sicher würde er nicht die Polizei rufen – viel wahrscheinlicher war ein unüberlegter Erpressungsversuch. Das Leben von Vanessa spielte für Matze keine Rolle, Hauptsache, er bekam seine bevorzugten Drogen. Doch diese These wollte Thox nicht auf die Probe stellen und hoffte, dass Vanessa sich ruhig verhielt. Kein Trampeln, keine unterdrückten Schreie. Und zu seiner Überraschung blieb es tatsächlich seltsam still in seiner Wohnung.
    »Probier es mit Koffeintabletten.«
    Matzes Körpersprache wirkte plötzlich aggressiv. Wieder trat er auf Thox zu und blickte aus zehn Zentimeter Höhe, die er ihn überragte, auf ihn herab. »Scheiße, Thox, willst du mich verarschen?«
    Thox wurde ungeduldig. Ihm gefiel die Situation ganz und gar nicht, und das hatte nicht einmal unbedingt etwas mit Vanessa zutun. Wie zur Warnung gab er Matze einen Schubs. »Ich hab nichts, kapiert? Und jetzt verschwinde.« Er wollte ihn damit in seine Schranken weisen, doch dieser Schuss ging nach hinten los. Thox sah die Faust erst ko mmen, als sie bereits seinen Unterkiefer traf. Matzes Schlag war schwach, doch verfehlte er nicht seine Wirkung. Thox taumelte überrascht zurück und griff sich an sein schmerzendes Kinn.
    Auch Matze wich nur wenige Augenblicke nach seinen A ngriff erschrocken zurück. »Sorry, Alter, das wollte ich nicht. Echt nicht. Aber ich brauch dringend was, verstehst du das? Bitte!«
    Thox hatte sich mittlerweile wieder gefangen und trat nun seinerseits einen Schritt auf Matze zu. Seine Stimme war g esenkt und noch tiefer als sonst, als er drohend sagte: »Verpiss dich, Matze, und wage es nicht, jemals wieder hier aufzutauchen, hast du mich verstanden? Ich hol sonst die Bullen, und dann bist du fällig.« Er bluffte nur, doch Matze litt zu sehr an seinen Entzugserscheinungen, als dass er den offensichtlichen Haken bei der Drohung durchschauen könnte.
    Er blieb sprachlos, suchte sichtbar nach Worten, doch brachte keinen Ton he raus. Nicht einmal, als Thox ihm die Tür vor der Nase zuschlug.
     
     
    22:30 Uhr
     
    Vanessa bedachte ihn mit einem Blick, der deutlich zu sagen schien: ‚Na, auch eins aufs Maul bekommen?‘
    Thox spürte, dass sich die Stelle, an der Matzes Faust ihn getroffen hatte, rot verfärbt war, und er konnte Vanessa eine gewisse Genugtuung nicht verübeln. Es war ihr Verhalten, dass er nicht fassen konnte. Sie war vollkommen ruhig geblieben. Trotz der Möglichkeit, dass die Polizei oder Jonas auf seiner Fußmatte standen, war sie still geblieben wie ein braves Kind und hatte so freiwillig die Chance einer Rettung aufgegeben. Das passte einfach nicht zu ihr. Oder doch?
    Noch bevor Thox sie zurück in das Schlafzimmer trug, en tfernte er endlich den Gürtel aus ihrem Mund. Ihre Mundwinkel waren weiter eingerissen und ihr Hals so ausgetrocknet, dass er ihr erst etwas zu trinken gab, bevor es ihr überhaupt möglich war, etwas zu sagen. Doch nachdem das erledigt war, hockte Thox sich vor sie auf den Boden und sah sie mit festen Augen an.
    »Das war deine Chance … du hättest mich am Arsch h aben können … und du unternimmst nichts? Ich … Warum kannst du dich nicht wie ein normaler Mensch benehmen?«
    Vanessa befeuchtete ihre Lippen. »Du meinst, wie ein no rmales Entführungsopfer?« Ihre Stimme war rau.
    »Was auch immer, Hauptsache normal.«
    Vanessas Augen wurden zu wütenden Schlitzen. »Fahr zur Hölle, Thox.«
    Thox nickte. Er sah ein, dass sich an diesem Abend nicht mehr der Schleier seiner ratlosen Handlungsunfähigkeit lü ften würde. Aber das war in Ordnung. Denn morgen war ja auch noch ein Tag.

Kapitel 11
     
    6 Jahre früher als heute
    Samstag, 16. November
     
    E s würde bald Frost geben. Das verriet die Luft bereits jetzt, und es war, als würde sie all denjenigen ein Geheimnis offenbaren, die nur aufmerksam genug waren,

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