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Scherbenhaufen

Scherbenhaufen

Titel: Scherbenhaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Touristen.
    »Verflixt!«, schimpfe ich.
    Es wird nichts anderes übrig bleiben, als Stefan vor das Kellertor zu schieben und mich bei den Wartenden brav hinten anzustellen. Dadurch wird allerdings unser Zeitplan über den Haufen geworfen.
    »Du bleibst da, ich stell mich an!«, orientiere ich Stefan kurz angebunden.
    »Umgekehrt wäre blöder«, mault der Junge, hält dazu den Kopf in Schräglage und wedelt mit den Armen spastisch in der Luft.
    »Hör auf damit!«, zische ich warnend.
    Das Söhnchen scheint sich hingegen so richtig in die Rolle hineinzusteigern. Zu allem Überdruss beginnt er jetzt zu singen: »La, la, la.« Rhythmisch wippt er dazu mit dem Oberkörper. Wartende wenden verwundert ihre Köpfe. Kippt wegen Stefan Lüthis Schmierenkomödie unsere Aktion in eine Tragödie?
    Ich verpass ihm einen kräftigen Klaps an den Hinterkopf.
    »Aua!«, jammert der Geschlagene, worauf sich ein Herr in beiger Wanderjacke einmischt: »Was tun Sie denn da? Sie schlagen den armen Bub?«
    Ich beschwichtige mit der fadenscheinigen Ausrede: »Nur zum Spaß.«
    »Danach hat es ganz und gar nicht ausgesehen«, entgegnet der Aufgebrachte.
    »Doch, doch. Der Junge ist bloß etwas aufgeregt. Er freut sich auf den Museumsbesuch.« Dazu lächle ich mit himmlischer Milde. Innerlich weise ich den Einmischling kurzerhand aus dem Land.
    Glücklicherweise taucht in dem Moment Stefans Vater auf. Er reagiert perfekt und stoppt scheinbar interessiert vor einer Plakatwand mit Konzerthinweisen.
    Die Warteschlange zieht allmählich den Schwanz ein und die erwartungsvollen Besucher erklimmen die steile Treppe zum Haupteingang.
    Endlich bin ich an der Reihe. »Guten Tag, Frau Rechberger«, grüße ich die Kassiererin betont locker.
    Sie gibt vor, sich an mich zu erinnern. »Ach ja, der Herr …«
    »…Feller«, helfe ich nach.
    »Natürlich, der Herr Feller. Schön, besuchen Sie uns wieder«, säuselt sie.
    »Ich habe eine kleine Bitte, Frau Rechberger. Ich bin mit einem gehbehinderten Jungen da. Wären Sie so freundlich, uns den Notausgang zu öffnen?«
    »Selbstverständlich. Einen Augenblick bitte.« Sie erhebt sich und verlässt, wie erhofft, ihr Kabäuschen. Dann zückt sie jedoch unerwartet einen Schlüssel und verriegelt hinter sich die Tür. Das habe ich nicht bedacht. Ihr Schlüssel kommt in meinem Plan nicht vor. Perplex fixiere ich den verschlossenen Eingang.
    Jürg Lüthi hat sich in der Zwischenzeit in die öffentliche WC-Anlage zwischen den Plakatwänden verkrochen und äugt von dort gespannt durch ein Lüftungsgitter. Kaum ist Frau Rechberger im Notausgang verschwunden, verlässt er seinen Warteposten. Er hastet den Innenhof hoch und hechtet ohne zu zaudern über die Theke des offenstehenden Schalters. Welcher Einbrecher benötigt schon eine unverschlossene Tür?
    »Folgen Sie mir!«, bittet Frau Rechberger aus dem Keller.
    Ich schiebe Stefan Lüthi durch die Parterretür in das Museum. »Danke, Frau Rechberger. Wir machen nicht lange. Wenn Sie vielleicht warten wollen?«
    »Nein, unmöglich«, lehnt sie ab. »Ich muss zur Kasse zurückkehren. Falls sich Kundschaft davorstellt.«
    Ich will Frau Rechberger unbedingt aufhalten. Jürg Lüthi benötigt bestimmt mehr Zeit. Bereits hat sich die pflichtbewusste Angestellte von uns abgewandt und droht zu verschwinden.
    »In Ordnung, ich werde Sie rufen, sobald wir hier fertig sind, lenke ich zum Schein ein.
    Sie winkt ab. »Nicht nötig. Das zeigt mir der Monitor im Kassenhäuschen. Ich schließe den Notausgang, sobald Sie das Museum verlassen haben.«
    Ich stottere: »A-A-Augenblick, Frau Rechberger. Eine kleine Ungewissheit wäre da noch.«
    Immerhin bleibt sie darauf im Türrahmen stehen.
    Ich suche nach einem Vorwand. »Fehlt in der Vitrine neben dem Notausgang nicht der legendäre Kleist-Krug?«
    Die Kassiererin bemerkt anerkennend: »Sind Sie aber ein aufmerksamer Besucher, Herr Feller! Bisher ist das niemandem aufgefallen. Es stimmt. Er wurde kürzlich aus der Präsentation entfernt«, bestätigt sie.
    »Schade. Warum hat man ausgerechnet dieses prominente Stück weggestellt?«
    »Der Veduttenteller, der es ersetzt, ist doch auch ganz wundervoll«, behauptet sie. »Herr Feller, ich muss mich nun wirklich entschuldigen. Ich darf die Kasse nicht länger unbewacht lassen. Zudem hat sich Ihr Junge inzwischen selbstständig gemacht.«
    Tatsächlich. Stefan hat während unseres Gesprächs begonnen, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden. Er kurvt auf den Fliesen herum und

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