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Scherbenparadies

Scherbenparadies

Titel: Scherbenparadies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Loehnig
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lehnte es zurück an die Wand. Geld für eine neue Felge hatte sie nicht. Dann musste sie eben zu Fuß gehen. Sie knöpfte die Jacke zu, wickelte den Schal fester um sich und wollte sich auf den Weg machen, als ihr Handy in der Hosentasche zu vibrieren begann. Sie zögerte einen Augenblick, es herauszuziehen. Wenn das Maja oder Pat waren? Doch es war Nils. »Ich habe Sehnsucht nach dir. Können wir uns treffen?«

29
    Nils holte sie mit seinem Auto ab. Das Rad passte nicht hinein. Also ließ Sandra es stehen. »Ich hole es morgen.«
    Natürlich wollte Nils wissen, was passiert war. Sie erzählte es ihm. Aber es war ja nur eine Vermutung, dass Pat und Maja dahintersteckten. Beweisen konnte sie das nicht. Nils nahm sie in die Arme und das tat so gut. »Mein armer Engel.« Sein Kuss ließ sie alles vergessen, was heute passiert war. Eine Woge von Glück spülte diesen ganzen Mist einfach fort. Für eine Sekunde. Dann brachte die Brandung ihn zurück. Maja. Pat. Wenn sie noch irgendwo lauerten? Unwillkürlich wich sie zurück.
    Nils fragte, was los sei, und sie erzählte ihm, dass zu den Mobbingattacken offenbar gehörte, sie zu beobachten und Fotos zu machen.
    Plötzlich wurde er ganz ernst. »Hm, ich verstehe. Wir müssen vorsichtig sein. Aber hier ist niemand. Die beiden haben sich bestimmt schon verkrümelt. Kommst du mit zu mir? Wir kochen uns ein paar Nudeln und dann erzählst du mir das in aller Ruhe.«
    Ihr Herz schlug schneller. In seine Wohnung… allein mit ihm… wieder wurde ihr Kopf ganz leicht.
    Nils’ Wohnung befand sich in einem fünfstöckigen Haus am Rande von Neuperlach. Er sperrte die Tür auf und schaltete das Licht im Flur ein. Zwei Zimmer, Küche, Bad und ein kleiner Balkon. Alles war ordentlich und sauber. Im Wohnzimmer stand zwischen Regalen voller Bücher und CDs und einer knallroten Couch auch ein Schreibtisch. Darauf lag ein Stapel Hefte und das Buch von Jay Asher. Die Küche war klein, bot aber genügend Platz für einen Tisch und zwei Stühle. Über dem Tisch hing eine gerahmte Fotografie. Sie zeigte die Oberfläche eines Sees, in dem sich der Nachthimmel spiegelte. Grün und blau leuchtende Schlieren zogen darüber. Sandra blieb davor stehen und betrachtete sie.
    Nils trat neben sie. »Das habe ich letztes Jahr in Lappland fotografiert. Polarlichter.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »In Island kann man sie auch beobachten.«
    »Warst du schon mal dort?«
    »Nein. Das ist ein Traum von mir. Einmal Polarlichter sehen.«
    Sein Blick wurde ganz weich und zärtlich. Er nahm sie in die Arme. Sie küssten sich, bis sein Magen knurrte. Lachend löste er sich von ihr. »Ich habe heute kaum etwas gegessen. Magst du Spaghetti mit Fertigsoße?«
    »Klar.«
    »Und dazu ein Glas Rotwein?«
    Eigentlich trank sie so gut wie nie Alkohol. Andererseits bestand wohl kaum Gefahr, dass sie so enden würde wie ihre Mutter. Schließlich war sie schrecklich patent . »Okay. Klingt gut.«
    Während sie gemeinsam das Essen zubereiteten, fragte Nils nach Maja und Pat. »Bist du dir ganz sicher, dass sie dich verfolgen und diese Fotos gemacht haben?«
    Sandra stutzte. Er hatte nicht von Fotos allgemein gesprochen, wie sie vorher. Er hatte diese Fotos gesagt. Eine schreckliche Ahnung stieg in ihr auf. Hatten die beiden die Bilder auch an Nils gesimst?
    »Ich vermute es. Beweisen kann ich es natürlich nicht. Maja hat als Erste den Beitrag von Zorro bei Facebook verlinkt. Wahrscheinlich haben sie und Pat sich als Zorro dort angemeldet. Und die MMS haben sie mit unterdrückter Nummer gesimst. Jedenfalls an mich…« Sie sah ihn fragend an. »An dich auch… oder?«
    Er nickte.
    Sie hat ihm einen geblasen. Das war so entsetzlich demütigend. Ganz sicher glaubte Nils das nicht. Bestimmt nicht. »Woher haben die eigentlich deine Handynummer?«
    Er hatte sie zärtlich angesehen, doch jetzt erschienen Falten auf seiner Stirn. »Darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Es gibt nur eine Möglichkeit. Ich habe sie zu Beginn des Schuljahres Marlenes Mutter gegeben. Vielleicht haben sie das mitbekommen.«
    Die Soße im Topf begann zu blubbern. Nils rührte um. »Diese Fotos… und dieser Kommentar. Lass dich davon nicht fertigmachen. Und für das Containern musst du dich nicht schämen. Das ist inzwischen eine Bewegung. Klasse Unterrichtsstoff übrigens für Sozialkunde. Soll ich eurer Lehrerin einen Tipp geben?« Das freche Grinsen, das Sandra so mochte, erschien auf seinem Gesicht.
    »Untersteh dich!«
    Das Lächeln

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