Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
Kuchl. Aber der Papa lässt sie halt.«
Irmi nahm den Blick von der Katze. »Und wo ist die verbrannte Katze jetzt?«
Frau Schmid war anzusehen, dass sie Irmi für völlig behämmert hielt. »Wo soll die Katz scho sein? Mein Schwager, der Markus, hat sie beerdigt. Unsre Tochter wollt das unbedingt. Halt wegen der Pietät. So a hirnrissiger Schmarrn. Wegen oaner Katz so an Aufzug!«, stieß sie aus.
So wenig nachvollziehbar fand Irmi das gar nicht. »Es wäre hilfreich gewesen, wenn wir früher davon erfahren hätten«, sagte sie. »Diese Katze ist ein wichtiges … ähm … Beweisstück.« Bei ihr selbst wäre das Mohrle mehr gewesen als nur ein Beweisstück, davon war Irmi überzeugt.
»In der Hektik? Als man die Toten g’funden hat? Glauben Sie, da hat oaner Zeit, über a Katz nachzumdenken? De Katz is irgendwann am Zaun geflackt, a Feuerwehrler muass sie dort hing’legt ham. Unsre Tochter war wie narrisch. Hysterisch war sie. Sogar der Arzt is kemma. So a Schand.« Der Ton der Frau war noch unfreundlicher geworden.
Irmi konnte vor allem die Tochter gut verstehen. Bestimmt war mit dieser toten Katze die gesamte Anspannung der Brandnacht aus ihr herausgebrochen. Ein Ventil, der berühmte Tropfen, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen gebracht hatte.
»Hat Ionella denn die Katzen gemocht?«, fragte Irmi plötzlich.
»Ja, sehr. Die hat ja Viecher lieber g’habt als Menschen. Ja, so ist das gewesen mit der rumänischen Dame.« Rita Schmids Tonfall war bissig, und sie bemühte sich beim Sprechen nun um ein seltsam gestelztes Hochdeutsch. Dabei hatte sie den Kopf merkwürdig zur Seite gelegt und sah Irmi provozierend an.
»Auch lieber als Ihre Schwiegereltern?«
Rita Schmid hantierte schweigend an der Spüle herum.
»Wäre es denn möglich, dass Ihre Pflegerin versucht hat, die Katze aus dem Silo zu retten?«, fragte Kathi in einem Ton, der erkennen ließ, dass sie keine Lust auf Schmusekurs hatte.
Rita Schmid hatte sich wieder zu den beiden Kommissarinnen umgedreht. »Na, das wäre ja eine Erklärung, warum sie ins Silo gefallen ist«, sagte sie. Anscheinend hatte in der Familie Schmid noch keiner so weit gedacht. Sie wirkte beinahe erleichtert. »Das kann doch gut sein«, fuhr sie fort. »Sie war ja ganz narrisch mit den Katzenviechern. Die haben eher ihr Futter bekommen als die Schwiegerleit ihr Essen.«
»Sie waren von Ionella also nicht so ganz überzeugt?«, hakte Irmi nach.
»Mei.«
»Was mei?«
»Da hatten wir schon noch andere! Schlimmere.«
»Und das heißt?«, fragte Kathi nun schärfer.
»Die Polinnen am Anfang.«
»Ja?«
Rita Schmid stöhnte und legte den Kopf noch etwas weiter zur Seite, als würde das Neigen des Kopfes das Sprachzentrum beeinflussen, vielleicht lief das Wasser so auf die richtige Seite, dachte Irmi und rügte sich schon im nächsten Moment innerlich.
»Erst hatten wir Polinnen. Von so einer Agentur. Eine hat so viel Waschmittel auf unsere Kosten gekauft, dass jetzt wohl ganz Polen damit wäscht. Die Nächste konnte angeblich gut Deutsch. Was sie in Wahrheit konnte, war: ›Bin gute Frau‹ und auf Englisch: ›I like mountains!‹. Die hat hier Urlaub machen wollen, aber der hab ich’s gegeben mit ihren Mountains!«
»Aha«, sagte Irmi und betrachtete das verkniffene Gesicht der Frau, die hängenden Augenlider, die Hautlappen an den Mundwinkeln. Was für eine verbitterte dürre Truthenne!
»Sie haben also erst die Polinnen verschlissen, und dann gab’s Rumäninnen?«, fasste Kathi zusammen.
Ihr Zynismus entging Frau Schmid zum Glück. Die brachte ihren Kopf wieder in Mittelposition. »Die Karpatenschlampen konnten besser Deutsch.«
»Und war diese Ionella nun brauchbar oder nicht?«, hakte Kathi nach.
Der Kopf von Frau Schmid neigte sich. Es war ihr anzusehen, dass sie nachdachte. »Sie hat das halt nicht gelernt mit der Pflege«, wiegelte sie auf einmal ab.
»Nein, denn sie war eigentlich gelernte Apothekerin, wie wir gehört haben, oder?«
»Na ja, das war scho recht praktisch. Wegen dene Medikamente, die wo die Schwiegerleit nehmen. Die Mama hat das alles verwechselt. Die Pflegerin davor, die Wilhelmine, war Lehrerin, außerdem hatten mir eine Buchhalterin und eine Fremdsprachenkorrespondentin.«
»Aber die Wilhelmine war Ihnen am liebsten?«, fragte Irmi, denn die hatte aus Frau Schmids Sicht immerhin eine Namensnennung verdient, im Gegensatz zu den anderen.
Frau Schmid nickte. »Des war a g’standene Person von Ende fuffzig, ned so a jungs
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