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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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sie oiwei z’ spät g’wechselt. Du hast der doch bloß auf die dick’n Duddeln g’starrt. Geklaut hat sie aa! Und jetzt ham mir des Gfrett am Hals.«
    »Gfrett« schien ein Lieblingswort zu sein. Irmi betrachtete die Frau. Ionella trug durch ihr Ableben jetzt auch noch die Schuld daran, dass die Schwiegertochter zusätzliche Arbeit hatte.
    »Frau Schmid, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns in Ruhe mit Ihrem Schwiegervater reden ließen. In Ruhe!«
    Frau Schmid rauschte hinaus und knallte die Küchentür hinter sich zu. Man hörte sie mit ihrem Mann schimpfen.
    »Zwiderwurzn«, sagte der Alte und nahm einen weiteren kräftigen Schluck. »Die, die …«
    »Die Ionella?«
    »Ja, die war ein liebes Madel.«
    »Und die anderen auch?«
    »Die anderen?«
    »Sie hatten doch vorher auch andere Pflegerinnen, oder?«
    »Ja, wenn Sie das sagen.«
    »Die Wilhelmine?«
    »Richtig, stimmt. Aber die war zu alt«, brummte er und trank seinen Wein aus. Wenig später fielen ihm die Augen zu. Irmi nahm ihm vorsichtig das Glas aus der Hand. Sie empfand eine tiefe Wehmut.
    In der Küche empfing Rita Schmid sie mit bösen Blicken. Ihr Mann hatte es nicht für nötig erachtet, auf sie und Kathi zu warten, sondern war wieder verschwunden.
    »Wo ist Ihre Schwiegermutter?«
    »In Ogau in der Kurzzeitpflege. Die Sanitäter ham die Schwiegerleit neulich mitg’nommen nach dem Brand, aber der Xaver musst ja partout wieder hoam. Der sture oide Knochen, der! Dabei wär der in Ogau gut verräumt g’wesen.«
    Verräumt. Ja, diese Alten gehörten weggeräumt. Irmi beherrschte sich mühsam, und auch Kathi blieb verhältnismäßig ruhig. Sie sagte nur mit schneidender Stimme: »Frau Schmid, könnten Sie bitte veranlassen, dass morgen die ganze Familie anwesend ist?«
    »Wie stellen Sie sich das denn vor? Mir arbeiten!« Zum Beweis wedelte sie mit ihrem Geschirrtuch, öffnete das Backrohr und stellte ein dampfendes Brot auf den Tisch.
    »Dann halt abends. Sonst kann ich Sie gerne auch alle vorladen lassen!«, maulte Kathi.
    Rita Schmid sah sie giftig an. »Warum eigentlich so a Theaterstückerl wegen einem Unfall? Tragisch, aber so is es eben. Ich hab immer g’sagt, des alte Silo soll weg. Sie sagen doch selber, sie is der Katz hinterherg ’ hupft.«
    »Das hab ich nicht gesagt, Frau Schmid«, mischte sich Irmi ein. »Und dann wäre da ja noch das winzige Detail, dass eine weitere tote Frau in Ihrem Silo lag. Morgen Abend um halb acht sind wir hier. Auf Wiedersehen.«
    Aus dem Augenwinkel nahm Irmi wahr, dass der Kater im Korb einen gewaltigen Buckel machte und zu einer erheblich größeren dreifarbigen Katze hinuntersprang. Das war wohl Minka. Sonnenstrahlen fielen in den Raum. Das Brot duftete – ein Bauernhofidyll. Doch plötzlich griff Rita Schmid nach einem Besen und jagte die völlig überraschten Katzen hinaus. »Raus jetzt, Viecher g’hören ned in d’ Kuchl!«
    »So eine Giftspritze!«, rief Kathi auf dem Weg zum Auto. »Und dann verreckt ihr auch noch ihre Rumänin im Silo, und sie muss ran. Was für ein Scheiß!«
    »Kathi, bitte!«
    »Stimmt doch!«
    Irmi fand Rita Schmid auch ganz fürchterlich, dennoch versuchte sie Ruhe in die Situation zu bringen. »Kathi, so einfach ist das bestimmt nicht. Würdest du deine Mutter pflegen?«
    »Sicher, warum denn nicht?«
    »Kathi, denk mal länger darüber nach! Sie ist deine Mutter, keine Fremde. Du hast keine Distanz. Du kennst sie so, wie sie jetzt ist. Ruhig, souverän, immer für alle da, eine zupackende Frau. Und plötzlich hast du ein Bündel Mensch vor dir, das mal depressiv ist, mal aggressiv, das nur noch fordert und nichts mehr geben kann. Und du hast einen Beruf und eine Tochter und nicht nur gute Tage. So einfach ist das alles nicht.«
    Irmi war mit jedem Wort leiser geworden. Bei ihrem letzten Mordfall hatte sie Kathis Mutter verdächtigt. Eine Frau, zu der sie eine solch tiefe Verbindung gespürt hatte und immer noch spürte. Ihr schlechtes Gewissen hatte ihr lange Zeit keine Ruhe gelassen, bis Adele sie sanft auf das gestoßen hatte, was sie so belastete. Außerdem war da noch das Eingesperrtsein im Verlies, ihre Gespräche mit dem Rentierschädel. Seit jenem Erlebnis hatte sie dieses plötzliche Herzklopfen, diese Flashbacks, die sie auch tagsüber ohne Vorwarnung ansprangen. Anfangs hatte sie die bizarren Bilder zu ignorieren versucht. Sie hatte sich ermahnt, sich nicht so anzustellen. Aber das hatte nicht funktioniert, immer wieder hatte das Rentier sie

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