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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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passierten und sich der Blick in die Berge auftat, musste Irmi zugeben, dass die Allgäuer ihre Landschaft gut hinbekommen hatten. Seen, Vorberge, weite Täler – hätte man in so einer Landschaft nicht unentwegt ein überglücklicher Mensch sein müssen?
    Kurz vor Schwangau lag die berühmte Wallfahrtskirche St. Coloman, die Tausende von Bildbänden zierte, und dahinter Neuschwanstein – live und mitten im Schnee fand Irmi den Anblick einfach bezaubernd. Letztlich appellierte das kitschige Märchenschloss eben doch an die Kinderseele im Menschen. Prinzessin, Ritter, Turniergetümmel – das sprach doch fast alle an.
    Die Fahrt stockte, weil ein Reisebus plötzlich angehalten hatte, die Straße blockierte und fotowütige Touristen in die Wiese entließ. Auch Irmi und Kathi stiegen aus, die Luft war klar, und es war winterlich kalt. Ein junger Hund tummelte sich im Schnee, und das zugehörige Herrchen kam angeschlendert.
    »Mei, hier braucht’s halt Geduld mit dene Fremde. Aber au wenn ma von hier stammt, isch es doch immer wieder schee anzumschaun, wie des Schloss so im Fels bäppt«, sagte der Mann und traf mit seinem Lächeln direkt in Irmis Herz. Sosehr sie immer in Gedanken an Tote verstrickt war, so viel Leben gab es um sie herum. So viel Lebenslust und einen so wunderbaren Dialekt. »Bäppen« war doch ein viel schöneres Wort als »kleben«. Die beiden plauderten ein wenig mit dem Mann, der höflich meinte, dass Garmisch »fei aber au schee« sei. Schließlich war die Busbesatzung wieder an Bord, und es ging weiter in den Schlund des Schlosstourismus.
    Irmi fuhr in Schlangenlinien um die Chinesen oder Japaner herum. So genau konnte sie die Nationalität dieser Asiaten nicht bestimmen.
    Doch Kathi klärte sie auf: »Die Japaner erkennst du am Mundschutz und den OP -Überzieherlis an den Füßen.«
    Die hatten sie in der Tat angehabt. Pumps mit Schuhkondom im Schneematsch, dachte Irmi amüsiert.
    »Die Koreaner wuseln so komisch, die Chinesen haben ein Vollmondgesicht, und die Inder stinken, das liegt an dem Essen dort«, fuhr Kathi fort.
    Gott erhalte uns unsere Vorurteile in einer vernetzten Welt, in der jeder alles wissen könnte und doch so gar nichts lernt, was Toleranz betrifft, dachte Irmi und erinnerte sich an Kathis Ärger über die intolerante Familie Schmid.
    Sie fuhren an ein paar Pferdekutschen vorbei. In eine davon hievten sich gerade ein paar mächtige Menschen, deren Ärsche größer waren als die der Kaltblüter vor dem Gefährt.
    »Die Amis fressen sich noch um den letzten Verstand«, kommentierte Kathi bissig.
    Die Pferde waren um ihren Job ganz sicher nicht zu beneiden. Heute war es wenigstens kühl. Vor einigen Monaten waren zwei der Pferde durchgegangen, und die Kutsche war gegen eine Mauer geprallt. Die Insassen hatten sich zum Glück nur leicht verletzt. Womöglich war das die Rache von Generationen von Kutschpferden gewesen, dachte Irmi, die als Kuhbäuerin die Meinung vertrat, dass Pferde den Menschen gegenüber ohnehin viel zu höflich waren.
    Im Schritttempo krochen sie weiter, bis sie den Parkplatz am Museum erreicht hatten. Der Parkplatzwächter mit Pferdeschwänzchen ließ sich von Irmis Dienstausweis nur wenig beeindrucken. Er bestand auf der Parkgebühr und erklärte den Kommissarinnen, dass sie doch bitt schön möglichst platzsparend parken mögen.
    Das Museum der Bayerischen Könige befand sich im ehemaligen Grandhotel direkt an den Gestaden des Alpsees. Von hier aus hatte man einen grandiosen Blick auf Hohenschwangau. Irmi hatte natürlich Schulausflüge zu den unvermeidlichen Schlössern gemacht und sie ein paarmal mit Gästen besichtigt, dennoch war sie überraschend beeindruckt und berührt. Es war eine Landschaft voller Opulenz, die sich Übertreibungen gönnte. Ein grünlich türkiser See, der weiße Schnee, ein Himmel in Hellblau. Hier klotzte auch die Architektur, und das musste sie auch, um überhaupt gegen diese orchestrale Landschaft anzukommen.
    An der Kasse in der riesigen Eingangshalle wusste man bereits von ihrem Kommen. Wenig später kam die Museumsdirektorin, eine schlanke, gepflegte, alterslose Frau. Sie bat Kathi und Irmi hinüber ins Restaurant in eine Art Lounge, deren Einrichtung von gediegener Noblesse geprägt war.
    »Wir sind wegen Runa Dalby hier«, begann Irmi.
    »Was für eine Tragödie«, sagte die Museumsdirektorin. »Ich habe schon mit Frau Dr. Strissel telefoniert, und sie sagte mir, dass Runa in einer Tenne verbrannt sei. Zusammen mit

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