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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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weiteren Bauplänen des Kinis. Der chinesische Palast am Tiroler Plansee sah gewaltig aus. Wenn es nach der Tourismusindustrie ginge, hätte er ruhig noch mehr bauen können, dachte Irmi.
    »Hatte Runa denn hier Zugang zu Computern?«, fragte sie. »Hat sie hier Texte für die Uni oder E -Mails geschrieben?«
    »Das weiß ich gar nicht. Sie hatte in jedem Fall einen Laptop. Den hatte sie auch häufig dabei. Warum?«
    »Genau den vermissen wir. Der Laptop kann natürlich verbrannt sein. Wissen Sie, über Briefe und E -Mails, über ihre Texte und Bilder erfährt man oft das meiste über einen Menschen.«
    Die Museumsdirektorin nickte. »Ich lass unseren Systemtechniker das mal untersuchen. Wenn er etwas findet, würde ich mich melden. Und wie geht es weiter?«
    »Die deutsche Polizei versucht natürlich die Eltern zu informieren, und auch Frau Dr. Strissel sucht den Kontakt. Allerdings meint sie, die Eltern könnten auf einer Forschungsreise unterwegs sein. Telefonisch hat sie sie jedenfalls noch nicht erreicht. Sie hat ihnen jetzt eine E -Mail geschrieben. Außerdem werden wir wohl die norwegische Polizei hinzuziehen müssen. Hat Runa denn Ihnen gegenüber von ihrer Familie erzählt?«
    »Nein, eigentlich nicht. Jetzt, wo Sie mich fragen, fällt mir auf, dass sie erstaunlich wenig erzählt hat. Es ging in unseren Gesprächen um die Uni in Tromsø und ihren Studiengang – ehrlich gesagt, habe ich auch gar nicht groß nachgefragt.«
    Irmi hatte das Foto herausgeholt, das sie aus dem Zimmer der Norwegerin mitgenommen hatte. »Wissen Sie, wer das andere Mädchen sein könnte? Das Bild stand auf Runas Nachttisch.«
    Die Museumsdirektorin schüttelte den Kopf. »Nein, aber die andere sieht auch norwegisch aus, finden Sie nicht? Vielleicht eine Schwester?«
    Das würden sie wissen, wenn sie Runas Familie erreicht hatten. Sie würden erfahren, wer in Norwegen alles um sie trauerte. Jeder Tod riss so viele andere Menschen mit in den Abgrund.
    Sie verabschiedeten sich und arbeiteten sich durch eine Schlange von Menschen, die wohl ein Bus ausgespuckt hatte. Der Reiseleiter trug eine rot-weiß-geringelte Mütze mit Ohrenklappen. Er ragte wie ein Leuchtturm aus der Menge, es fehlte nur noch das Blinklicht. Und er mahnte zur Eile, denn die Tickets fürs Schloss gaben eine genaue Einlasszeit vor. Schlosstourismus war harte Arbeit nach der Stechuhr.
    Auf dem Rückweg trieb der Wind in der wilden Wildsteig Schnee über die Straße. An der kühnen Echelsbacher Brücke hatte der Landkreis Garmisch sie wieder. Die Berge standen heute so nahe, sie wirkten bedrohlich. Irmi musste an die polnische Pflegerin mit ihrem »I like mountains«- T -Shirt denken. An Tagen wie diesen war sich Irmi nicht sicher, ob sie die Berge wirklich mögen sollte.
    Der Beck-Hof lag ebenfalls in der Dorfmitte von Unterammergau, ein stolzes Anwesen. Vor dem Haus parkte ein silberner Mercedes der G -Klasse. Irmi wollte sich gar nicht vorstellen, wie lange eine alte Frau für so was stricken musste. Das klobige Fahrzeug mit seinem Stuttgarter Kennzeichen war hier ein merkwürdiger Fremdkörper.
    Sie betätigten einen Türklopfer, der auf der alten Holztür schepperte, als riefe er zum Jüngsten Gericht. Die Tür wurde von einer Frau mit hohen Stiefeln und einem Wollkostüm geöffnet, die so aussah wie eine Großstädterin, die man eben gerade nach Ugau gebeamt hatte. Und so war es ja wohl auch. Sie stellte sich als Hanne Lorenzi vor. Das also war die Schulfreundin von Markus Schmid, die PR -Dame von Benz, mit der Andrea telefoniert hatte. Diese Ugauer zogen hinaus in die Welt und kehrten mit einer als Geländewagen getarnten Luxuslimousine zurück. Zumindest manche, die nicht so faul waren wie Thomas, der seinen Hintern sicher maximal zum Oktoberfest nach München bewegte oder mit dem Burschenverein zum Törggelen nach Kaltern, dachte Irmi.
    Kurz erklärte sie ihr Anliegen, und Frau Lorenzi ließ die beiden herein.
    In der Küche saß eine alte Frau mit einer sehr dunklen Brille. Hanne Lorenzi stellte sie als ihre Mutter Gerti vor und bot ihnen Kaffee an. Während sie am Chromvollautomaten herumhantierte, der sich in der dunkelbraunen traditionellen Küche etwas merkwürdig ausnahm, erklärte sie: »Ich bin heute früh aus Stuttgart hergefahren, nachdem ich mit Ihrer Kollegin telefoniert hatte. Das ist ja furchtbar! Zwei tote Mädchen? Auf dem Weg durchs Dorf haben mich allein drei Leute aufgehalten, um mir davon zu erzählen. Ist das wirklich alles

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