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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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einem anderen Mädchen?«
    »Das ist korrekt.« Irmi wollte die näheren Umstände nicht gleich zu Beginn des Gesprächs erläutern und ging deshalb weiter in die Offensive. »Wie kam denn der Kontakt mit Runa zustande?«
    »Eigentlich über die Uni in Tromsø. Ich bekam eine Anfrage, ob ich eine junge Kunstgeschichtlerin, die in München ein Auslandssemester machen wollte, hier im Museum einstellen würde. Sie wollte neben ihrem Studium ein bisschen Geld verdienen und ihr Deutsch verbessern. Das war mir sympathisch. Sie hat am Ticketcounter und im Museumsshop gejobbt, und außerdem hat sie englische Führungen gemacht.«
    »Und das klappte gut?«, fragte Kathi.
    »Nicht immer natürlich. Jeder muss sich einarbeiten.« Sie lächelte. »Gleich in den ersten Arbeitstagen wurde der Alarm ausgelöst. Der Grund dafür waren nicht Diebe, sondern ein paar italienische Touristen, die ihre Kinder auf dem Tisch mit dem berühmten Tafelaufsatz laufen ließen. Und Runa hat die Kinder aufgefangen, wenn sie runterhüpften. Die Italiener haben eben ein sehr unverkrampftes Verhältnis zur Kultur. Und Runa hatte das auch.«
    »Das ist aber nicht ganz Ihre Herangehensweise?«, fragte Irmi vorsichtig nach.
    Die Museumsdirektorin, die auf Irmi etwas spröde und distanziert wirkte, lächelte wieder. »Ich bin Wissenschaftlerin, Runa stand ja noch am Anfang ihrer Laufbahn und war in dieser Hinsicht ganz unbefangen. Sie war ein Sonnenschein und nahm jeden für sich ein.« Die Museumsdirektorin machte eine kurze Pause. »Und ich konnte so mein Fernweh pflegen, die norwegische Sprache lebendig halten und den Trockenfisch und das Flatbrød aus ihrem Reiseproviant aufessen. Außerdem fand ich ihren Namen so inspirierend. Runa ist ein sehr seltener Name, eigentlich zu altmodisch für eine Ende der Achtziger oder Anfang der Neunziger geborene Norwegerin. Er stammt aus dem Altnordischen und bedeutet Geheimnis oder Zauber. Ihre Mutter hatte wohl ein Faible für alte nordische Namen. Ihr zweiter Name ist Hjördis, die Göttin mit dem Schwert.«
    Irmi fand bemerkenswert, wie vorsichtig-verhalten die Museumsdirektorin war und gleichzeitig so begeisterungsfähig. »Sie sprachen vorhin von Fernweh?«, fragte sie nach.
    »Ich war einige Jahre Leiterin des Nordkapmuseums in Honningsvåg.«
    »Wow!«, sagte Kathi.
    »Ist schon ein gewisser Unterschied zu hier, oder?«, meinte Irmi.
    Die Museumsdirektorin nickte. »Ein gewaltiger. Waren Sie schon mal bei uns im Museum?«
    Irmi schüttelte den Kopf und sah an Kathi geflissentlich vorbei, denn die hatte sicher keine Lust auf eine Museumsführung. Aber Irmi hatte den Eindruck, dass die Direktorin eine gewisse Zeit benötigte, um warm zu werden. Und so folgten sie ihr in den ersten Raum, den imposanten Saal der Könige. Das also war der weiß gedeckte Tisch mit dem Prunkgeschirr, wo die italienischen Kinder herumgetollt waren.
    »Der Tafelaufsatz wurde zur Hochzeit des Kronprinzen Max mit Marie von Preußen in Auftrag gegeben. Leo von Klenze hat die feuervergoldeten Bronzefiguren geschaffen, die Motive stammen aus dem Nibelungenlied. Nach der Napoleonischen Zeit war dieser Text identitätsstiftend und ein wahres Sehnsuchtsepos der Deutschen. Dabei sind Themen wie Eifersucht, Hass und verschmähte Liebe ja eigentlich zeitlos.«
    »Hmm«, machte Kathi, die erstaunlich interessiert wirkte.
    »Wissen Sie, unser Museum ist das einzige dynastische Museum der Welt, und es hat seinen besonderen Reiz durch die Lage hier bei den berühmten Schlössern. Dabei muss man verstehen, welch große Bedeutung Schwangau für die Wittelsbacher hatte. Das wäre so, als gäbe es ein Hohenzollernmuseum in Sanssouci.«
    Zu Irmis großer Überraschung ergänzte Kathi: »Ohne die Wittelsbacher und ihre Bautätigkeit wäre München nie zu einer Stadt geworden, oder!«
    Irmi musste ihre Kollegin wohl wirklich angeglotzt haben wie ein Gnu, denn Kathi fügte erklärend hinzu: »Meine Tochter, das Soferl, soll ein Referat über den Kini und Schloss Linderhof halten.«
    »Schicken Sie das Mädchen mal her! Junge Leute verstehen oft viel besser, dass der Kini ganz sicher nicht verrückt war. Er mag ein kreativer Sonderling gewesen sein, aber er war hochgebildet und las pro Nacht ein Buch. Und Leute, die nachts arbeiten und tags schlafen, sind ja nicht per se verrückt. So mancher Teenie kann das besser nachvollziehen als wir. Außerdem hat er mit seiner Technikbegeisterung die Ingenieure zu Höchstleistungen angespornt.«
    »Wie bei der

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