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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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schon, er hat mit Gewalt …«
    »Er hat sie vergewaltigt?«, fragte Irmi ungläubig.
    Tereza weinte noch herzzerreißender, was Antwort genug war. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich die junge Frau wieder beruhigt hatte. Fast eine ganze Packung Tempos später fragte Irmi ganz leise: »Hat Ionella das Spray denn auch benutzt?«
    »Ja, und er war so wütend. Er gesagt, dass er Ionella umbringt. Dass keine Schlampe von Karpaten so was macht mit ihm.«
    Da war es, das Zipfelchen, das es zu ergreifen galt. Doch Irmi warf Kathi einen eindeutigen Blick zu: Sie wollte vor Tereza nicht weiter auf diesen Punkt eingehen und wechselte deshalb das Thema.
    »Ionella ist von hier aus ins Internet gegangen. Was hat sie da gemacht? Mit wem hatte sie Kontakt?«
    »Ich habe eine Netbook. Wir haben geschaut …«
    »Was denn?«
    »Zalando und andere Modeseiten. Ist blöd, aber …« Wieder sah sie Irmi ängstlich an, damit diese sie bloß nicht für eine Schmarotzerin hielte.
    »Das ist doch klar!«, meinte Kathi. »Wo will man hier in Ugau denn an gescheite Kleidung rankommen – außer man steht auf Trachtenläden! Ich schau mir auch immer Klamotten und Schuhe auf Zalando an.«
    Das bezweifelte Irmi zwar, denn Kathi schien keinen gesteigerten Wert auf ihre Kleidung zu legen, und an den Füßen hatte sie eigentlich fast immer irgendwelche bunten Turnschuhe in verschiedenen Stadien der Auflösung. Aber mit ihrer Bemerkung hatte sie Tereza immerhin wieder zum Lächeln gebracht.
    »Hat sie E-Mails versendet?«
    »Ja, an Familie. An ihre Bruder Radu.«
    »Ich hätte eine Bitte an Sie, Tereza. Dürften wir uns vielleicht Ihr Netbook ausleihen? Wir würden uns gern Ionellas E -Mails ansehen, die vielleicht noch drauf sind. Sie müssen das nicht tun, aber es wäre eine große Hilfe.«
    Tereza überlegte. »Habe nix zu verstecken«, meinte sie dann. »Sie können schon haben. Soll ich holen?«
    »Das wäre sehr lieb«, sagte Irmi, und Tereza ging hinaus.
    Nach einer Weile klopfte Hanne Lorenzi an die geöffnete Tür.
    »Nur herein«, sagte Kathi. »Wo ist Ihre Mutter?«
    »Eingeschlafen. So streitbar sie auch ist, blitzt ihr Alter doch manchmal durch. Sie ist schon zweiundneunzig, selbst wenn sie das nicht wahrhaben will.«
    »Zweiundneunzig! Wow! Wenn Sie die Gene geerbt haben, dann werden Sie bestimmt über hundert!«, rief Kathi.
    »Muss gar nicht sein. Aber Sie haben recht. Wenn man so wach und rege altern darf, ist das ein Geschenk. Burgi hingegen … So ein Elend. Keine ermutigende Prognose. Es geht immer nur abwärts.«
    »Ja, das ist bitter«, sagte Irmi. »Manchmal frage ich mich, ob Demenz und Alzheimer heute häufiger sind als früher? Oder gab es diese Erkrankungen immer schon?«
    »Mein Mann ist Arzt, aber er meint, auch die Medizin kennt da nur Behelfskonstrukte. Es gibt ja den Mythos, dass Menschen, die vorher geistig rege waren, seltener an Alzheimer erkranken, doch das würde ich verneinen. In meinem Bekanntenkreis hat es auch sehr kluge Menschen getroffen. Wissen Sie, ich habe eher die Theorie, dass so ein Gehirn eben auch nur ein Organ ist. Und wenn man ihm ein Leben lang zu viel zugemutet hat an Gedanken und Grübeleien, dann kollabiert es irgendwann. Mein Mann findet meine Hypothese natürlich unwissenschaftlich. Aber ich glaube daran. Vielleicht sind Menschen, die mit sich im Reinen sind, weniger gefährdet? Womöglich ist es sogar viel banaler: Die Leute werden heute einfach älter, zu alt für ein Affenhirn. Ich denke, früher hat man die Oma oder den Opa einfach als etwas wunderlich wahrgenommen und auf dem Hof mitlaufen lassen. Aber wie soll das heute noch gehen? Ich habe sogar mit meiner Mutter gesprochen, ob sie zu mir nach Stuttgart zieht.« Sie unterbrach sich und lachte. »Ich gebe zu, dass ich allein den Gedanken bedrohlich fand.«
    »Und wie hat sie reagiert?«, fragte Irmi lächelnd.
    »Sie hat sofort abgelehnt. Weil man einen alten Baum nicht verpflanzt. Weil sie mich nicht täglich aushalten würde. Und weil sie ihre Enkel auf die Dauer zu haarig findet. So kamen wir eben auf die Lösung mit den Pflegerinnen. Es ist ein Spiel auf Zeit …«
    Sie brach ab, und Irmi ahnte, dass auch eine Hanne Lorenzi sich insgeheim wünschte, dass ihre Mutter eines Tages einfach tot umfallen würde. Für sich selbst und alle anderen.
    »Hatten Sie den Eindruck, dass man bei den Schmids die Pflege nicht doch hätte selber stemmen können?«, fragte Irmi.
    »Mir steht da kein Urteil zu. Es gehört viel dazu, die eigenen

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