Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)
leicht mal. Außerdem würde er es bestimmt leugnen. Und Ionella als einzige Zeugin ist tot.«
»Ja, weil er sie in das Silo gestoßen hat!«
»Und was ist mit Runa?«
»Die kam dazu und hat alles gesehen und musste deshalb auch weg!«
Irmi atmete tief durch. »Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns zu früh auf denjenigen zu versteifen, der unsympathisch ist.«
»Sympathieträger sind die ja alle nicht. Rita, der Besen. Franz, das Schnapsfassl! Ich möchte mit keinem von denen Säue hüten! Aber der Thomas ist der Erste mit einem konkreten Motiv, oder?«
»Ja, das stimmt. Aber was ist mit der Katze? Es ist doch offensichtlich, dass die beiden Mädchen die Katze retten wollten.«
»Eben, zu offensichtlich!«
Irmi überlegte, während Kathi sie auffordernd ansah. Dann seufzte sie tief. »Gut, dann lassen wir die Katze obduzieren.«
»Wow! Und wer soll das machen? Die Gerichtsmedizin? Die Spurensicherung? Hase obduziert Katze! Klasse!«
»Ich hatte eher an eine Bekannte gedacht, die Tierärztin ist.«
»Und wer gräbt sie aus? Ich nicht!«
»Wir können sowieso nicht einfach bei Schmids auf dem Grundstück eine Katze ausgraben«, sagte Irmi.
»Das wäre Leichenfledderei, genau!«
Irmi hielt an der Hauptstraße. »Also gut. Kathi, du gehst jetzt schon mal in diese Ugauer Highway-Bäckerei, bestellst Cappuccino und Butterbrezen oder sonst was, und ich telefoniere so lange.«
Als Irmi in die Bäckerei trat, hatte die Staatsanwaltschaft ihr einen Gerichtsbeschluss fürs Exhumieren der Katze zugesagt. Sie ersparte Kathi die Einwände, die sie sich hatte anhören müssen. Stattdessen setzte sie sich, aß ihre Butterbreze und wartete zusammen mit ihrer Kollegin auf Sailer und Sepp, die schon bald eintrafen.
Sailer nutzte die Gelegenheit, sich eine Feierabendtüte mit jeder Menge Semmeln zu kaufen – zum halben Preis, aber »no pfenningguat«. Irmi war schon nach der einen Breze unwohl, weshalb ihr die Aussicht auf einen ganzen Sack Semmeln wenig verlockend vorkam.
Als die vier Kollegen wenig später im Garten der Schmids standen, mussten sie Rita fast mit Gewalt davon abhalten, Sailer in den Spaten zu fahren. Er hatte den Auftrag, bei den Grabungsarbeiten besonders vorsichtig zu sein. Denn wenn er das Tier mit seinem Spaten spalten würde, dann hätte die ganze Aktion wenig Sinn gehabt. Aber Sailer und Sepp schienen mal einen VHS -Kurs für Hobbyarchäologen belegt zu haben, so feinfühlig gingen sie vor. Es fehlte nur noch ein Zahnbürstl, um das erdige Tier vom letzten Dreck zu befreien. Anschließend packten Sepp und Sailer die tote Katze in einen Karton und brachten diesen in Irmis Auto. Kathi und Irmi fuhren mit dieser Fracht nach Garmisch, wo die Tierärztin bereits auf sie wartete.
»Ich sag es euch gleich: Ich bin Tierärztin und keine Pathologin. Ich weiß wirklich nicht, wie die Lunge einer Katze aussieht, die in einem verbrannten Silo gelegen hat.«
»Das ist mir schon klar«, sagte Irmi. »Aber du machst das schon!«
»Und ihr wollt so lange warten?«
»Ja.«
Und so saßen sie im Wartezimmer und studierten Broschüren über Wurmkuren und Zeckenmittel. Irmi las ein Faltblatt, das auflistete, wie ein katzenfreundlicher Haushalt auszusehen hatte. Demnach war ihrer ausgesprochen katzenfreundlich.
Dann kam die Tierärztin wieder.
»Ja, was nun?«, empfing Kathi sie ungeduldig.
»Eure Katze ist erschlagen worden. Schädelfraktur. Ich nehme an, jemand hat sie tot ins Silo geworfen. Wirklich genau kann das aber nur ein Pathologe sagen. Ich könnte sie einem Kollegen in die Klinik nach München schicken. Der wird mich zwar für irre halten, aber sei’s drum.«
»Mach das – vielen Dank!«
Dann standen Irmi und Kathi wieder draußen, wo eine Straßenlaterne fahles Licht auf den Bürgersteig warf.
»Ich hab’s gewusst! Ich hab’s gewusst!« Kathi hüpfte herum wie ein Derwisch.
»Jetzt beruhige dich mal. Unsere Annahme lautet also ab sofort: Jemand hat die Mädchen ermordet und die tote Katze hinterhergeworfen. Als Ablenkungsmanöver, damit alle glauben, sie hätten versucht, die Katze zu retten, richtig?«
»Klar! Thomas stößt Ionella ins Silo. Runa kommt dazu. Sie ist das Bauernopfer. Und dann fliegt die Katze hinterher. Weil jemand womöglich anhand der Leichen den Vorgang hätte rekonstruieren können, musste Thomas die ganze Sache vertuschen, indem er die Tenne ansteckt. Ganz sein Stil. That’s it!«
That’s it – manchmal war Kathi wirklich eine Komikerin. »Und die
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