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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Bechern und vier Butterbrezen wiederkam. Dass Irmi ihn nun hinauskomplimentierte, würde er mit Sicherheit als Affront empfinden, ebenso wie die Tatsache, dass die Chefin die beiden Saubeitl auch noch mit einem Frühstück versorgte.
    Irmi wartete, bis die beiden ihre erste Breze hastig verschlungen hatten, und sagte dann: »Wenn sich die Herren bitte mal vorstellen würden? Den Nachnamen wissen wir schon, aber ein Vorname wäre auch hilfreich.«
    »Schmid hat meine Tochter getötet!«, rief der Ältere.
    »Sie können mir gleich Ihre Ansichten mitteilen, im Moment will ich nur wissen, wie Sie heißen!«
    »Ich heiße Razvan Adami, und das ist mein Sohn Radu. Schmid hat meine Tochter getötet, weil sie wollte aussteigen!«
    Razvan Adami sprach fast akzentfrei Deutsch, sein Tempo war nur ein wenig langsam, weil er die Worte richtig setzen wollte. Irmi bewunderte ohnehin, wie man eine so komplizierte Sprache wie das Deutsche, das ja nur aus Ausnahmen bestand, überhaupt erlernen konnte. Sie war, was Fremdsprachen betraf, eher untalentiert. Ihr Englisch klang wie das des Altbundeskanzlers Kohl, und ihr Französisch war schon in der Schule an den Artikeln »le« und »la« gescheitert.
    »Woraus wollte Ionella aussteigen?«
    »Markus Schmid klaut Baumaschinen, versteckt sie, lackiert sie neu. Die gehen dann nach Rumänien und Bulgarien. Ionella hat gemacht die Korrespondenz mit Abnehmern und hat irgendwann gesagt, dass sie das nicht mehr will. Er hat sie getötet deswegen.«
    »Sie wollen sagen, Markus Schmid verschiebt Baumaschinen in den Osten?«, fragte Kathi ungläubig.
    »Ja.«
    »Und woher wissen Sie das?«
    »Hat Schwester mir gemailt«, erklärte Radu.
    Irmi schätzte den jungen Mann auf höchstens zwanzig. Er hatte riesige braune Augen und war mit Sicherheit ein hübsches Kerlchen, wenn er nicht gerade so ramponiert war wie jetzt und etwas anderes trug als einen Jogginganzug.
    »Sie sagen also, Ionella war in kriminelle Machenschaften verwickelt?«
    Der junge Radu sprang auf. »Meine Schwester hat nicht gewusst, dass Maschinen gestohlen. Erst hat gedacht, ist alles ganz normale Exportgeschäft. Hat erst später gemerkt, dass die Maschinen geklaut. Dann hat sie nicht mehr gewollt. Aber der Mann hat Ionella getötet.«
    »Beruhigen Sie sich, bitte! Und setzen Sie sich wieder!«
    Der Vater zischte seinem Sohn irgendetwas zu, der daraufhin tatsächlich wieder Platz nahm. Radu sah die beiden Kommissarinnen an, und in seinem Blick lagen ein solcher Schmerz und eine solche Ungläubigkeit, dass Irmi am liebsten aus dem Raum geflüchtet wäre. Was konnte man auch einem jungen Mann sagen, der seine Schwester verloren hatte in einem Land, in das sie alle Hoffnung gesetzt hatte? Wo sie hatte studieren wollen? Wo sie für eine Familie gearbeitet hatte, die sie nun auf dem Gewissen hatte?
    Doch sie blieb sitzen und hörte Razvan Adami zu, der in seinem bedächtigen Deutsch erzählte und dabei Wörter wie »heuer« und »garstig«, »Schuft« und »Zwist« verwendete. Es war ihm anzusehen, wie sehr er sich dabei um Fassung bemühte. Schon als Ionella das erste Mal bei Xaver und Burgi Schmid als Pflegerin arbeitete, hatte Markus ihr offenbar erzählt, dass seine Biolandwirtschaft nicht genug abwerfe. Da könne man noch so gutes Fleisch und noch so gute Milch produzieren – die Bürokratie mit den vielen Richtlinien lege einem lauter Steine in den Weg, und die Vertriebswege seien kompliziert und teuer. Deshalb handele er als zweites Standbein mit gebrauchten Baumaschinen. Allerdings hatte er das winzige Detail unerwähnt gelassen, dass die Maschinen gestohlen waren.
    Anscheinend hatte Markus Schmid Kontakte nach Rumänien, er beherrschte die Landessprache aber nicht, und sein Englisch war auch eher rudimentär. Deshalb hatte er Ionella gebeten, ihm bei der Korrespondenz zu helfen. Natürlich hatte er dem Mädchen dafür zusätzlich Geld gegeben. Da es bei den beiden Senioren ja kein Internet gab, hatte Ionella die E-Mails entweder auf Markus’ Rechner geschrieben oder bei ihren Freundinnen. Markus hatte auch einige andere Mädchen beschäftigt, warum auch nicht? Zusätzliches Geld war immer willkommen. Außerdem war es aus seiner Sicht bestimmt sehr praktisch, gleich mehrere junge Frauen zu beschäftigen, weil die ja immer nur für begrenzte Zeit in Deutschland waren.
    Doch dann hatte Aurika irgendwann begriffen, dass die Maschinen gestohlen waren. Sie war Thomas gefolgt und hatte entdeckt, dass die Baumaschinen ganz schnell

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