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Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition)

Titel: Scheunenfest: Ein Alpen-Krimi (Alpen-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Sie bestellten sich drei Gläser Bier zu einem Preis, für den man in Bayern ein halbes Fass bekommen hätte. Irmi trank in wenigen schnellen Schlucken ihr Mack. Auf dem Glas war ein Eisbär abgebildet, und darüber stand in roter Schrift: »Arctic Beer«.
    »Die nennen sich die nördlichste Brauerei der Welt«, erklärte Aksel. »Der Gründer war ein Bäcker aus Braunschweig.« Zwischen den beiden Männern entspann sich eine Diskussion über Biersorten und Brauereien, der Irmi weder folgen konnte noch wollte. Sie entschuldigte sich, ging aufs Zimmer und rief Kathi an. Sie erzählte ihr von Runa und davon, dass Marit die tote Norwegerin gewesen war. Die kühne Marit, nicht die kühle Runa.
    »Aber dann haben die Schmids die Falsche erwischt, oder!«, meinte Kathi.
    »Der Gedanke liegt nahe, wenn es wirklich um diese Erbschaft geht. Wenn das unser Motiv ist«, sagte Irmi zögerlich.
    »Na, hör mal! Du wolltest doch immer an die Unschuld der fabelhaften Schmid Boys glauben! Du findest diesen Labersack Markus doch so unschuldig wie ein Lämmlein, und Arschgesicht Thomas war es deiner Meinung nach auch nicht. Und nun ziehst du den Schwanz ein?«
    »Kann ich gar nicht«, sagte Irmi und musste lächeln. Der Wirbelwind Kathi fehlte ihr.
    »Okay, wir haben zwei Ansätze. Falls es um den Baumaschinendeal ging, wäre Ionella das Ziel gewesen. Falls es aber um den halben Berg ging, den irgendeine dahergelaufene Norwegerin erben sollte, hätte Runa weggemusst. Welches Schweinderl hätten wir denn nun gerne? Und was hast du jetzt vor?«
    »Morgen kommen die Eltern von Runa hier an. Ich werde mit ihnen reden und dann alles Weitere entscheiden.«
    »Soll ich die Schmids noch in die Mangel nehmen und auf das Testament ansprechen?«
    »Lass das Testament vorerst aus dem Spiel, bitte.«
    »Geht klar. Meld dich, ja?«
    »Sicher.«
    »Na, dein Sicher kenn ich. Gute Nacht!« Kathi klang dennoch versöhnlich.
    Irmi ging wieder in die Hotelbar, wo Aksel und Jens sich lachend zuprosteten. Sie fühlte sich plötzlich ausgeschlossen.
    Aksel entdeckte sie als Erster. »Irmi, stell dir vor, Jens kennt einen Schulfreund von mir, der Ingenieur geworden ist. Er hat ihn in Murmansk getroffen.«
    »Jens kennt in jeder Ecke der Welt irgendjemanden.« Das klang bissiger als beabsichtigt, und sie bemühte sich um einen milderen Ton. »Aksel, wann genau erwartest du Runas Eltern morgen?«
    »Bis spätestens Mittag, denke ich. Habt ihr vorher noch Lust auf einen Ausflug?«
    Jens nickte.
    »Gerne«, sagte Irmi ohne Überzeugung.
    »Ich hole euch ab.« Aksel leerte sein Bier, stand auf und verabschiedete sich. Mit großen Schritten eilte er hinaus.
    Irmi sah ihm nach, dann sagte sie: »Ich wollte deinen neuen Freund nicht vertreiben.«
    Jens schwieg und bestellte sich noch ein Bier.
    »Ich geh dann ins Bett«, sagte Irmi. »War ein langer Tag.«
    Jens nickte nur und sah müde aus.
    Während Irmi hinausging, tobte in ihrem Inneren ein Kampf. Sollte sie umkehren und sich entschuldigen? Jens in den Arm nehmen? Sie tat nichts von beidem.

11
    Irmi schlief bald ein und bekam auch nicht mehr mit, dass Jens kam. Sie sah ihn erst, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Er schlief in Seitenlage, hatte das Kopfkissen unter das Gesicht geknüllt. Er sah jung aus.
    Irmi war zum Heulen zumute. Sie ging ins Bad und ließ sich eine Wanne einlaufen. Es war kurz vor acht, als Jens hereinkam.
    »Guten Morgen. Es wird ein schöner Tag heute. Polare Klarheit«, sagte er und begann sich die Zähne zu putzen.
    Sie hätte immer noch sagen können, dass ihr die Äußerung gestern Abend leidtat. Aber sie schwieg.
    Beim Frühstück redeten sie über die norwegische Küche, die generell gewöhnungsbedürftig war. Es gab diverse Sorten Milch und Joghurt und natürlich die unvermeidlichen Fischcremes in Tuben, wovon einem schon schlecht wurde, wenn man sie nur aufschraubte. Es gab den typisch norwegischen Karamellkäse, den man entweder liebte oder hasste. Es verhielt sich mit ihm wie mit vielen italienischen oder spanischen Landweinen: Im Land genossen, waren sie herrlich, nahm man sie mit nach Hause, schmeckten sie schal.
    Kurz nach neun kam Aksel. Er wirkte frisch und ausgeruht. »Runas Eltern werden gegen zwölf da sein. Davor könnten wir ins Alta-Museum fahren, wenn ihr Lust habt?«
    »Gerne«, sagte Irmi und bemühte sich, euphorisch zu klingen.
    Aksel hatte sie mit dem Privatwagen abgeholt, einem uralten Volvo, der die Federung einer Hollywoodschaukel hatte. Das Licht war

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