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Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Titel: Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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Kleinigkeit, über die man sich freuen kann. Hier aber haben sie eine ganze Wohnung gekauft und sind doch alles andere als glücklich. Gewiss, alles ist auf Kredit erworben worden, was die Freude ein wenig dämpft, aber sei’s drum. Ich traf umhalb zehn ein. Nina wurde gerade mit dem Putzen fertig und schlug mir vor, das Badezimmer zu benutzen (das sehr angenehm mit einer Dusche ausgestattet ist). Ich stimmte zu. Oleg traf um 10 Uhr ein, als ich mir das Haar trocknete und Nina in die Wanne gestiegen war. Den ganzen Abend hindurch machte er spöttische Bemerkungen. Nina bat ihn um etwas (zum Beispiel darum, den Abfall hinauszubringen), und Oleg erwiderte dann »morgen« oder »Wofür habe ich denn eine Frau?«. Solche Dinge. Das machte mich traurig.
     
    Swetas eigene Neuanschaffung war eine Kamera, die ihr ermöglichen sollte, Lew Fotos zu schicken. »Dank ihnen«, schrieb er, »habe ich das Gefühl, geradezu an Deiner Seite zu sein.« Lew gefiel es, Bilder von Sweta zu erhalten, er interessierte sich aber auch für die technischen Aspekte der Kamera:
     
Gestern erhielt ich ein paar Briefe und ein Foto. Es ist technisch mangelhaft, wofür man gewiss die Kamera verantwortlich machen kann, aber Du siehst trotzdem wirklich hübsch aus, Sweta, und es gefällt mir sehr. Auf der Grundlage dieser Meinung und der Deiner Mutter (aber natürlich nicht Deiner eigenen!) kannst Du also den Kopf hoch tragen (laut einigen Männern hier siehst Du [auf dem Foto] viel älter aus als in Wirklichkeit). Aus dem Foto geht hervor, dass Tante O. gesund genug ist, um die juristischen Schwierigkeiten mit der Datscha zu bewältigen. Sie sah auf dem letzten, das Du mir geschickt hast, erheblich schlechter aus. Das Gegenteil muss über Tante Katja gesagt werden – auf dem Foto, das im vorletzten Monat aufgenommen wurde, wirkte sie lebhafter und jünger, und ihr Gesichtsausdruck war natürlicher. Es wäre schade, wenn das neueste Bild lebensnaher sein sollte. Wie schön, dass Du nun eine eigene Kamera besitzt. Welche Blende, was für eine Linse und welche Tiefenschärfe hat sie?
     

    Sweta mit Lews Tanten Olga (links) und Katja (rechts)
     
    Es gab Grund zu der Hoffnung, dass die Intimität der Fotos bald realer werden könnte. Eine der Verbesserungen des Holzkombinatsbestand darin, dass 1950 ein »Haus der Begegnungen« (Dom swidani) errichtet wurde, wo sich Häftlinge – sofern sie die offizielle Genehmigung dazu erhielten – mit Besuchern treffen durften. Neben der Wache am Eingang zur 2. Kolonie gelegen, war das Haus kaum mehr als eine Blockhütte mit einem einzigen Zimmer, in dem sich ein Bett, ein Tisch, ein paar Stühle und eine kleine Küche befanden. Immerhin aber war es ein privater Ort, an dem ein Häftling ohne Aufsicht mit seiner Frau zusammenkommen und die Nacht mit ihr verbringen konnte.
    Ende Juni wurde im Holzkombinat ein Erlass über die im Haus der Begegnungen gültigen Vorschriften angeschlagen: Häftlinge dürften sich dort mit beliebigen Besuchern treffen, es brauchten keine Ehefrauen oder Verwandten zu sein. Auf Antrag bei der Hauptverwaltung des Arbeitslagers werde man jedem Besucher eine vom Status und Benehmen des Häftlings abhängige Frist gewähren.
    Sweta war entschlossen, diese Gelegenheit nicht zu verpassen, selbst wenn sie dafür von einem Ende der Sowjetunion zum anderen fahren musste. Ende August würde sie eine Urlaubsreise in den Kaukasus unternehmen. Ihr Plan sah vor, nach Jerewan, Tbilissi und Batumi zu fahren und anschließend einige Zeit in den georgischenBergen zu verbringen. Nun aber beschloss sie, die Reise abzukürzen, um vor ihrer Rückkehr nach Moskau Lew besuchen zu können. »Mein Urlaub endet am 23. [September]«, schrieb sie ihm am 13. August,
     
der 24. ist ein Feiertag, und dann muss ich mit allen Mitteln sechs weitere Tage ergattern (ohne Bezahlung aus »familiären Gründen«, »zu einem Studienurlaub« oder wozu auch immer). Der 1. ist wieder ein Sonntag, und am 2. werde ich zurück am Arbeitsplatz sein. Ich habe beschlossen, Dich um jeden Preis zu besuchen (es sei denn, etwas Außergewöhnliches kommt dazwischen), und wenn es irgendein Problem gibt, werde ich es unterwegs bewältigen. Das ist mir lieber, als noch mehr Zeit im Kaukasus zu verschwenden, was meine Reise zu Dir gefährden könnte. Verstehst Du, Ljowa? Ich habe immer noch Angst vor Aufschub und Verzögerungen.
     
    Sweta verließ Moskau am 26. August. Wie sie mit Zydsik vereinbart hatte, schickte sie ihm ein Telegramm aus

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