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Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition)

Titel: Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne: Eine Geschichte von Liebe und Überleben in Zeiten des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orlando FIGES
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Angehörigen ausfindig zu machen, falls sie während seiner Abwesenheit an der Front aus Moskau evakuiert wurden. Obwohl Swetas Vater dies nie zum Ausdruck gebracht hatte, gab der Zettel zu verstehen, dass er Lew als Sohn betrachtete.
    Danach machte Lew nur noch einen Besuch in Moskau. Er wusste, dass es seine letzte Chance war, sich mit Sweta zu treffen, denn im Nachschubdepot hatte man ihn gewarnt, dass sein Bataillon keine Lieferungen mehr erhalten werde. Er erklärte den Fahrern, dass er noch etwas zu erledigen habe, und lief vom Depot zu Swetas Haus. Sie würde wahrscheinlich nicht dort sein – es war mitten am Tag –, aber er wollte sich unbedingt von jemandem verabschieden. Lew klopfte an die Tür, die von Swetas Mutter Anastasia geöffnet wurde. Er betrat den Wohnungsflur und teilte ihr mit, er werde nur noch ein paar Stunden in Moskau sein und dann an die Front abreisen. Er wolle sich bedanken und Lebewohl sagen. Lew wusste nicht, ob er sie küssen sollte, denn sie hatte ihm nie viel Herzlichkeit oder sonstige Emotionen entgegengebracht. Er verbeugte sich und wollte schon zur Tür gehen. Aber Anastasia hielt ihn zurück. »Warte«, sagte sie. »Ich möchte dich küssen.« Sie umarmte Lew. Er küsste ihre Hand und ging hinaus.
     
    1 Russische Namen haben eine vollständige und eine verkürzte Version (die von Freunden und Verwandten benutzt wird) sowie alle möglichen liebevollen Diminutive. Die Kurzform von Swetlana ist Sweta, doch sie wurde auch Swetotschka, Swetik, Swetlanka usw. genannt. In seinen Briefen aus dem Lager redete Lew sie häufig als »Swet« oder »Swetloje« an (russische Wörter für »Licht« und »hell« – eine Assoziation, die ihm gefiel). Im Text heißt sie ab jetzt Sweta.
     
    2 Die Menschewiki waren eine marxistische Partei, die sich der bolschewistischen Diktatur widersetzte.
     
    3 Sie war eigentlich die uneheliche Tochter von Boris Tolmatschow, dem ersten Ehemann Tante Katjas.
     
    4 Gemeint ist der italienische Architekt Carlo Rossi, der unter Nikolaus I. (1825–1855) viele Gebäude und Ensembles in St. Petersburg errichtete.
     
    5 Die Zimmer waren folgendermaßen angeordnet:
     

2
     
    Lew verließ Moskau mit drei Lastwagen, die Vorräte für die Krasnopresnenskaja-Freiwilligendivision enthielten. Bei seinem letzten Transport ein paar Tage zuvor hatte die Division eine Stellung bei Wjasma, zwischen Moskau und Smolensk, gehalten, doch bei seiner Rückkehr war sie verschwunden. Die Front war zusammengebrochen, während die deutschen Panzergruppen 3 und 4 von Norden und Süden her mit Panzern, Kanonen und Flugzeugen in einer raschen Zangenbewegung angriffen, durch die Wjasma eingekesselt wurde. Die überrumpelten sowjetischen Streitkräfte hatten sich in Panik in die Wälder abgesetzt. Lew hatte keine Ahnung, wie er seine Division ohne Funkgerät finden sollte. Niemand wusste, was vor sich ging. Überall herrschte Chaos.
    Lews Männer fuhren weiter in Richtung Wjasma und hofften, ihr Divisionskommando ausfindig zu machen. Es wurde dunkel, und sie besaßen keine Karte. Einer der Lastwagen hatte eine Panne, weshalb Lew zu Fuß weitergehen musste. Auf der Straße durch den dichten Wald hörte er vor sich den Lärm von Geschützen. In den frühen Morgenstunden erreichte er ein Dorf, wo die Reste seiner Division in einen heftigen Schusswechsel mit drei deutschen Panzern, die sich aus dem Wald auf die Straße vorgeschoben hatten, verwickelt waren. Bald gaben die sowjetischen Artilleristen ihre Batterien auf (sie hatten keine Munition mehr), und die Panzer rollten langsam vorwärts. Sie drangen ins Dorf ein, und ihre Besatzung feuerte mit Maschinengewehren auf die Häuser. Lew befand sich auf einem Feld zwischen den Panzern und dem Dorf. Er legte sich hin und wartete, bis sie ihn passiert hatten, ehe er in den Wald rannte. Nun erst roch er das Kölnisch Wasser: Eine Kugel hatte das Fläschchen in seiner Manteltasche zertrümmert, das er zur Desinfektion kleinerer Wunden verwenden wollte, doch glücklicherweise war er unversehrt.
    Er lief tief in den Wald hinein. Hunderte von sowjetischen Soldaten, die von ihren Einheiten getrennt worden waren, bewegten sich zwischen den Bäumen in dieselbe Richtung. Er wusste nicht, was vor ihm lag. Seine ganze Ausrüstung bestand aus einer Pistole, einem Spaten und seinem Rucksack. Tagsüber grub er sich in der Erde ein, um sich vor den Deutschen zu verbergen. Nachts wanderte er nach Osten, wie er hoffte, um sich erneut den Sowjetstreitkräften

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