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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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Ausdruck wandelte sich von stur in überrascht, zu glücklich in fragend, doch ihn konnte sie nicht mehr um den Finger wickeln. Er brodelte vor Enttäuschung, heiße Tränen brannten wie Lava in seinen Augen.
    „Wem hast du dich hingegeben?“, zischte er.
    Amy schluckte ihre Freude über sein Auftauchen und ihre Verwirrung hinunter. Sie schüttelte den Kopf. „Was?“
    Er schnaufte und ballte die Fäuste, um seine schäumenden Emotionen in den Griff zu bekommen. Er hatte kein Recht … Zwecklos, seine Bestürzung ließ sich nicht aufhalten. „Mit wem“, knurrte er voller Zorn, sodass ihm kaum die Silben über die Lippen kamen, „hast du dich vor mir eingelassen?“
    „Was ist denn nur los?“, fragte sie nun ebenso aufgebracht. Ihr standen Tränen in den Augen und sie verdeckte ihre Brüste mit den Armen. „Ich habe lange vor dir niemanden …“
    „Du lügst!“, brüllte er außer sich.
    „Tu ich nicht!“
    „Oh doch! Ich kann Gedankenmuster von Ungeborenen erkennen, aber nicht nach einem Tag! … ach, scheiße!“
    „Du kannst was?“
    „Wer? Wer war es?“ Amy schien langsam zu verstehen, dass sie mit ihrer Lüge nicht durchkam. Er brodelte vor Enttäuschung und Eifersucht. Er hatte sich hingegeben und schon wieder alles verloren. Es gelang ihm kaum, sich zurückzuhalten, sie nicht zu packen und zu schütteln, um den Namen aus ihr herauszubekommen. Aber er hatte kein Recht, sie so zu behandeln. Er hatte kein Recht auf die Wahrheit. Er hatte kein Recht … auf sie.
    „Du kannst Gedanken lesen?“ Amys Gesicht nahm eine ungesunde Rötung an. Wut überstrahlte ihre Scham. „Meine? Du rücksichtsloser, beschissener …“
    Nyl trat einen Schritt auf sie zu und ballte die Fäuste. „Ja, ich habe diese Gabe!“, brüllte er und riss die Arme in die Luft. „Oh ja, ich bin reich beschenkt worden. Von wem auch immer. Vielleicht von meinem sagenumwobenen Dad, der allerdings zufällig Jahrhunderte vor meiner Geburt verschwand. Ha! Ja, ich kann Gedanken lesen. Deshalb bin ich so gut in dem, was ich tue. Ich weiß genau, wen ich vor mir habe, was dessen Wünsche sind. Ich kann sogar in Erinnerungen eindringen und weiß, wie ich sie zu meinem Vorteil ausnutzen kann.“ Falls er gedacht hatte, Amy damit zum Verstummen zu bringen oder sie zu schocken, hatte er sich wieder mal getäuscht.
    „Das überrascht mich nicht im Geringsten“, zischte sie derart kühl, dass es ihm kalt den Rücken hinunterlief. „Ich hoffe für dich, deine Gabe hat wie alles im Leben auch eine Kehrseite!“
    Ny’lane zuckte wie unter einem Schlag zusammen. Er kniff die Lider zu, um irgendwie seine Fassung wiederzugewinnen, doch sein Hass auf denjenigen, der ihm Amy kurz vor ihrer Reise bereits weggenommen hatte, überlagerte alles. Seine Bitte formte sich zu einem schneidenden Befehl. „Sag mir, wer es war!“
    Amys Augen verschossen Blitze. „Bist du bescheuert? Deine Unterstellung ist eine Frechheit! Gerade von dir, dem Huren und Damen willig zu Füßen liegen, ob wegen deines Tattoos, deines Körpers oder deiner gedanklichen Manipulation. Du bist eine beschissene Legende und nutzt sie alle nur aus. Und jetzt wagst du es …“ Sie stand schwungvoll auf. „Raus!“, schrie sie. Ihre Stimme überschlug sich. Ihr Finger zeigte aus dem Badezimmer. „Verschwinde, auf der Stelle! Lass dich nie wieder blicken!“
     
    Ny’lane rauschte aus der Wohnung, durch Stadtteile, verletzt und ungehalten, bis er seine Wut und seinen Frust nicht mehr in sich behalten konnte. Sie explodierten in einem gewaltigen Brüllen. Unzählige Fenster zersprangen in Millionen Scherben, Menschen warfen sich zu Boden, die Hände schützend über den Ohren.
    Er fand sich keuchend auf den Knien in einem Hinterhof wieder, die Fäuste auf die Augen gepresst, das Hemd durch das Spannen der Muskeln zerrissen. Er zitterte vor Frustration und ging eher wie in Trance an sein Handy, als es anfing zu vibrieren.
    Wie aus weiter Ferne vernahm er Jonas’ wutschnaubende Stimme. „Nyl, du verdammter Bastard, wo ist mein Teppich? Was versuchst du, zu vertuschen?“
    Ny’lanes Kiefer bebte, er fand keine Kraft, zu antworten.
    „Und warum zum Teufel hast du mich damals zum Sterben liegen gelassen?“
     
    ~  ~
     
    Oft spüre ich schon, dass ich die Augen nach dem Sprung lieber geschlossen halten sollte. Vom Regen in die Traufe. Oh Mann! Das nervt, nicht wahr? Jedes Mal andere Schuh- und Schlüpfergrößen, langes Fell oder nackt, kurzsichtiger Maulwurf oder

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