Schicksal des Blutes
Menschenfrau also von Nephilim verführt worden. Verdammt!“ Er hielt ihr die Hand hin. „Komm. Wir versuchen es. Ich habe an zwei Stellen einen Weg nach draußen gegraben. Aber bisher blieb es mir verwehrt, den Schutzbann zu durchbrechen. Darf ich?“
Amy erhob sich und lächelte, als Jitu mit Gesten anbot, sie zu tragen. Sie ließ sich von ihm auf die Arme nehmen. „Wie der Vater, so der Sohn.“ Jitu lief durch unzählige Felsenräume, an dicken Säulen und atemberaubenden, bis zur Decke reichenden Bücherregalen und gestapelten Pergamentrollen vorüber. Der Lauf strengte ihn an, seine Stärke war eher mental. „Wie hast du die Jahrhunderte überlebt?“
„Auf einem Papyrus fand ich die Formel zum Klonen von Blutkörperchen. In einer Art Labor vervielfachte ich mein Blut. Erst deins gab mir Kraft zurück. Entschuldige.“
„Ein fairer Tausch, etwas Blut gegen Sauerstoff. Die Luft wird wieder schlechter.“
„Keine Sorge, wir sind gleich da. Ich lasse nicht zu, dass du erstickst.“
Jitu ließ sie sanft vor einem finsteren Loch in einer Höhlenwand hinunter. Er drückte ihr Leuchtmoos in die Hand. „Es reflektiert nur, aber es spendet für eine gewisse Zeit etwas Licht. Amy, vielleicht konntest du den magischen Schutz überwinden, weil du menschlich bist. Ich spüre die Magie. Sie wird mich nicht durchlassen, aber du kannst zurück. Darf ich dich etwas fragen, bevor du gehst?“
Amy schüttelte energisch den Kopf, weil sie nicht vorhatte, ohne Jitu zu gehen. Sie brauchten ihn! Er musste ihnen gegen Nephilim helfen. Warum sonst hätte der Engel ihn für immer unter der Erde begraben sollen?
„Das kann ich dir leider nicht beantworten, Amy. Ich würde, wenn ich dürfte.“ Jitu sah unendlich traurig aus. Er bewegte den Mund, doch er sagte nichts. Amy kam das bekannt vor. Eine Träne rann ihm über die Wange. „Amy, lebt Aziza noch?“
Sie nickte und unterdrückte die aufsteigende Panik durch Sauerstoffmangel. „Ja, Jitu. Sie hat nie aufgehört, nach dir zu suchen und sie hat nie aufgehört, dich zu lieben.“
Jitu sackte vor ihr auf die Knie. Seine Hände legten sich an seine Brust. Seine Lippen bebten. „Sag … sag ihr bitte, mir geht es ebenso.“
Amys Körper zitterte und sie hustete. Sie musste rasch zurück. Sie wollte Ny’lane sehen, bevor es mit ihr zu Ende ging. „Jitu, das solltest du ihr selbst sagen. Mist!“ Amy rieb sich verzweifelt das kribbelnde Gesicht. „Wir müssen wissen, wie wir den Engel besiegen können. Er will die Erde vernichten.“
Jitu stand mühsam auf und legte eine Hand auf ihre Schulter. Ruhe durchströmte sie. „Wenn ich euch helfen könnte, würde ich es tun. Aber trotz meiner einmaligen Macht und der Erkenntnisse über den Engel, der sich alle 700 Jahre die Sündigen holt, weiß ich nicht, wie man ihn aufhalten oder gar töten kann. Es tut mir unsagbar leid.“
Ungewollt liefen Amy die Tränen über die Wangen. Sie umarmte Jitu fest und begab sich zu dem Loch in der Felswand. Das Moos leuchtete matt.
„Wenn ich es schaffe, werde ich Ny’lane und Aziza von dir berichten. Und glaube mir, wir lassen nichts unversucht, um dich herauszuholen. Verliere nie die Hoffnung.“
„Du auch nicht, Amy Evans. Ihr beide habt meinen Segen.“
Amy tastete sich vorwärts, versuchte vergeblich, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Ein Segen für die Vereinigung mit Nyl … Wo sie nur noch Stunden, Minuten zu leben hatte. All ihre Hoffnungen auf einen Zauber von Jitu, der sie von dem Engel befreite, hatten sich in Luft aufgelöst. Sie zuckte zurück, als ihre Finger so etwas wie eine leichte Stromspannung berührten. Die prickelnde Magie, wie im eingestürzten Zugangstunnel. Der Schutz gegen Wesen. Sie fasste hinein. Er saugte an ihrer Kraft, aber es tat nicht weh. „Bis bald, Jitu.“ Sie schlüpfte durch das unsichtbare Netz.
„Bis bald, Amy. Und viel G…“
Auf der anderen Seite holte Amy tief Atem. Besser, aber nicht gut genug. Sie wandte sich zur Magie um. Sie hatte eine Idee. „Jitu?“ Sie erhielt keine Reaktion. Dann steckte sie ihre Finger in die kitzelnde Energie. „Jitu? Hörst du mich?“
Als sie Jitus Antwort vernahm, drehte sie sich rasch wieder von dem Schutz weg und legte die Hände als Trichter vor den Mund. „Ny’lane!“, rief sie, so laut sie konnte, dann pfiff sie durch die Finger. Nach mehrmaligem Luftholen flimmerte es ihr vor Augen.
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Amys Hilferuf ließ ihn aufspringen und losrennen.
Auch die anderen,
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