Schicksal des Blutes
Vereinigungen mit Nephilim schwebten wir in höheren Sphären. Es lief ab wie in einem friedlichen Traum. Unsere Seelen fanden zusammen und aus ihnen entstand das Engelskind. Nur Dankbarkeit erfüllt mich, kein Schmerz. Ich bin mit ihr verbunden, aber sie wird nie bei mir sein können …“ Amy zögerte. „Möchtest du ein Kind?“ Ihre Stimme klang skeptisch, als wäre sie sicher, er hätte niemals einen Gedanken daran verschwendet.
„Ich habe mir immer ein Kind gewünscht.“ Er hörte, wie sich ihr Herzschlag intensivierte. „Aber mein Leben eignete sich weder für eine Frau noch für ein Kind.“ Er zog sie fester an sich. Traurigkeit überschattete seine Glücksgefühle. „Falls du dir ein Kind von mir wünscht, tut es mir nur leid, es nie mit eigenen Augen sehen zu können.“
„Ich liebe dich“, hauchte Amy ihm auf den Mund und sie versanken in einem Kuss, der sie noch tiefer verband, bis Ny’lane langsam den Kopf hob.
Amy stutzte kurz, dann entglitt sie seinen Fingern und warf sich Aziza und Jitu in die Arme, die durch die zerstörte Glasfassade der Bibliothek traten. Er konnte nicht anders, als aufzulachen. Mit ihren Schwiegereltern kam Amy schon einmal klar. Er umarmte beide und rang nach Worten. Die verblassenden Bisswunden an ihren Hälsen offenbarten ihre trotz aller Widrigkeiten unzerstörbare Liebe. „Mom, du hast Jitu gefunden. Er ist … Was machst du eigentlich hier?“
Aziza lächelte und ergriff Jitus Hand. „Ich habe mich sofort auf den Weg zu euch nach Alexandria gemacht, als ich deine kryptische Nachricht auf der Mailbox abhörte. Ich traf erst ein, als das Chaos schon tobte. In der Nähe der Bibliothek spürte ich Ji tu …“ Azizas Stimme brach. Jitu nahm sie fest in den Arm.
Nyl fühlte ein sanftes Ziehen in seinem Kopf. Jonas hatte ihm so das Gefühl beschrieben, wenn Nyl seine Gedanken las. „Darf ich?“, erklang Jitus Frage mental und Nyl nickte. Er wollte keine Geheimnisse mehr. Vor niemandem, der ihm wichtig war.
So erfuhr Jitu nun, wer sein Sohn wirklich war. Ein hetzender Prediger und wortkarger Süchtiger. Der ‚Silver Angel‘. Nyl ließ ihn gewähren. „Ich trage seit meiner Wandlung ein Tattoo auf dem Rücken, Flügel, deren Linien blutrot oder silbrig sind. Bin ich dein oder Nephilims verlorener Sohn?“
„Das Tattoo eines Bavarros“, sagte Jitu leise. „Meines sahst du nie und Aziza hast du mit deiner Volljährigkeit verlassen. Sie hätte es dir sagen können. Wir Ältesten tragen es alle, als Zeichen des Himmels, des Verstandes, als Verkörperung des Immateriellen. Silbrig wird es durch das Blut deiner ewigen Liebe. Du bist allerdings der Erste, der einen Rufnamen aufgrund der Flügel und der Augen erhielt.“
„Jitu … Dad, sag mir bitte, wie und warum du mich erschaffen hast.“ Nyl wählte die geistige Form der Kommunikation, weil sie in Gegenwart der anderen nicht über die Fürsten oder den Ältesten reden konnten. Er brauchte endlich Klarheit.
„Es gab zwei essenzielle Gründe. Zum einen ahnte ich, dass Aziza nahe daran war, an ihrer Ve r zweiflung zu zerbrechen, weil ich ebenso empfand. Sie – ich – benötigten etwas, woran wir uns festha l ten konnten. So suchte ich unermüdlich in der Bibliothek nach einer Methode, Aziza eine eindeutige Nachricht von mir zukommen zu lassen. Ich fand eine uralte Beschwörungsformel und gab diese als Ältester an eine verurteilte Hexe weiter. Bestimmte Hexen können intensive Träume wahr werden lassen. Die Hexe übermittelte Aziza einen Traum von mir, in dem ich ihr ein Kind schenkte und ihr unter anderem deinen Namen – Nilané – mitteilte. Es gab Aziza und mir Hoffnung. Der zweite Grund ist, ich brauchte einen Erben. Die gesamte Weltbevölkerung benötigt einen Ältesten. Ohne dich wäre der Rat bei Weitem nicht so einflussreich.“
Nyl überlegte kurz. „Weshalb hast du es mir nicht über einen Verurteilten ausrichten lassen oder um Hilfe gebeten? Du wusstest doch, wo du verschüttet worden bist.“
„Ich löste mich weiterhin aus meiner Hülle, um im Rat Flüche auszusprechen, doch wie du von J o nas weißt, kennt kein Fürst den anderen und auch ich kann nicht mit ihnen in Kontakt treten. Z u dem kann ich keinem Verurteilten etwas mitteilen, was bereits existiert. Ebenfalls aus Sicherheit s gründen, damit ich das Wissen der Wesen nicht missbrauchen kann. Ich konnte also nur einem Ve r urteilten etwas für die Zukunft mitgeben, ihn zum Beispiel bitten, einem Ungeborenen später die Bo t
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