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Schicksal des Blutes

Schicksal des Blutes

Titel: Schicksal des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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vertraute … eigentlich. Er stürzte durch zwei Wohnräume in sein Überwachungszimmer. Seine Finger flogen über eine Tastatur, bis Amy friedlich in einem seiner Betten schlafend auf dem Mon i tor erschien. Wieder senkte er die Lider. Natürlich hatte Cecilia ihr nichts angetan. Außerdem würde er Amys Blut in ihr wittern, hätte sie sich an ihr vergangen. Die Kälte kroch dennoch durch seinen Leib.
    Amys Smartphone lag neben ihrem Kopfkissen, ihr Gesicht verriet ihre lebhaften Albträume. Telefongespräche wurden innerhalb des Klubs und seiner privaten Räume elektronisch unterbunden. Rein wie raus. Nur er konnte diese Sperre umgehen. B e stimmt hatte Amy Cira beruhigen wollen. Er kratzte sich einen Brustmuskel. Oder sie hatte um Hilfe rufen wollen …
    Um Jonas auf telephatischem Weg zu erreichen, befand er sich zu weit entfernt. Deshalb umging er die komplizierte Schranke und wählte Jonas’ Handy an. Zwischen ihnen herrschte seit beinahe einem Jahrhundert ein unumstößliches Vertrauensverhäl t nis. Aber Frauen … Was er von Jonas über Cira erfahren hatte, sorgte sie sich zurzeit sicher um ihre beste Freundin Amy. Und weil er nicht wusste, was Amy hatte sagen wollen und er befürchtete, sie könnte kein gutes Haar an ihm lassen, kam er ihr lieber zuvor. War er denn völlig bescheuert?
    Jonas nahm ab. Er brachte ihn knapp auf den neusten Stand und beendete das G e spräch. Beide im ‚Ekstase‘, beide wohlauf, Amy erholt sich. Jonas hatte eh anderes zu tun.
    Nyl kniff die brennenden Augen zusammen. Gott, was war nur los mit ihm? Er strich sich immer wieder über die Glatze und wandte sich zu den Monitoren. Was sollte er jetzt tun?
    Er ertappte sich, wie er Amy beim Schlafen zusah. Stundenlang könnte er ihr zus e hen. Sie wühlte einen Arm aus der Decke und legte diesen über ihren Oberkörper, als würde sie sich umarmen oder frieren. Ihre langen, schlanken Finger gruben sich in die weißen Daunen. Die hellen Spitzen ihrer unlackierten Fingernägel ragten ein Fün f tel über den Rest der Nägel, formten gepflegte Rundungen. Die feinen Fältchen auf ihrer glatten Haut, ein paar verheilte Brandnarben, Schnitte, aber keine blasse Verti e fung durch einen Ring. Amys Leben lag wie ein offenes Buch vor ihm, und doch hatte er keine Ahnung, wer sie war.
    Nyl stieß fast mit der Stirn gegen den Monitor, als er Cecilias Schritte auf dem Gang hörte. Wenn Cecilia nicht hier wäre, wäre er wahrscheinlich bereits zu Amy ins Schla f zimmer gehuscht und hätte die Finger, die Hand, den Arm gestreichelt, der über ihren schmalen Hals zu ihrem Kopf führte, der ihr bisheriges Leben für ihn speicherte. Eine Verlockung, der er nicht nachgeben durfte.
    Die Gier, die kurzfristig nachgelassen hatte, pochte erneut in seinem harten Schwanz. Da half es auch nicht, sich einzuhämmern, dass sie weiß war. Das sah er schließlich noch. Es half nichts, sich gedanklich anzuschreien, dass sie eine Evans war. Es half nichts, sich von ihr fernzuhalten. Es half nichts, sich ins Koma zu saufen, in dem er sich besonders gern und immer zu ihr oder auf sie legte, um ihre Lippen zu kosten, um ihr Blut in sich aufzunehmen …
    Ein Brüllen explodierte in ihm, das er nicht freiließ. Während seine innere Bestie w ü tete, raste er an Cecilia vorüber, aus seinen privaten Räumen hinaus, an den einzigen Ort, an dem er Vergessen in der Erinnerung fand.
     
    ~  ~
     
    Amy hatte es satt, nach dem Ausgang aus diesem Museum zu suchen. Seit einer g e fühlten Ewigkeit tastete sie Wände ab, hob Gemälde, Skulpturen, Kerzenständer an, klopfte über Fliesen und Vertäfelungen. Sie hatte sogar frustriert ein paar Sprüche wie Sesam, öffne dich! ausprobiert. In diesen Mauern wusste man ja nie. Aber es gab einfach keinen Hinweis auf eine Tür. Ein Fenster oder ein Belüftungsschacht hätten sie jubeln lassen, einen Müllschacht hätte sie wie einen langjährigen Freund begrüßt.
    Sie warf das nichtsnutzige Smartphone auf das gemachte Bett, in dem sie viel zu la n ge, viel zu gut geschlafen hatte. Cecilia oder sonst jemand hatte sie noch einmal b e sucht, als sie schlief, um das Essen abzuräumen und dafür Gebäck und eine Kanne Tee auf einem Stövchen zu bringen. Amy setzte sich mit einem dicken Brownie auf einen mit Schnitzereien verzierten Stuhl. Sie fand keinen Ausweg und auf ihre mündl i chen Beschwerden hatte niemand reagiert. Aber man sorgte sich um ihr leibl i ches Wohl. Ein Grinsen schlich ihr über das Gesicht, das sie rasch

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