Schicksal in zarter Hand
seine Schulter, während er hinter ihr stand, eng an sie gepresst. Ihr Gesicht war ganz weiß geworden.
„Kein Kommentar?“, fragte er trocken. „Fehlen meiner kleinen Plaudertasche die Worte?“
Nein, das taten sie keineswegs!
„Dein Timing ist ja so was von daneben, Francesco! Wie konntest du das ausgerechnet in dem Moment sagen? Ich hätte uns umbringen können.“
„Ja, Lexi, ich bin gut darin, Leute zum Töten zu veranlassen.“
Diese Worte waren für Lexi wie ein Hieb in den Magen. Sie drehte sich zu Franco um. „Du kannst nichts für Marcos Tod. Es war ein Unfall. Eine Windbö hat das Boot getroffen und …“
„Du warst nicht dabei“, unterbrach er sie schroff. „So, Zeit, die Segel zu setzen.“
„Hör auf damit“, rief sie aufgebracht und schlug ihm mit der Faust auf die Brust.
Er zuckte zusammen, und ihr wurde klar, was sie da gerade angerichtet hatte. Sanft strich sie über die Stelle.
„Tut mir leid“, entschuldigte Lexi sich zerknirscht. „Aber du musst aufhören, mich immer auszuschließen, Franco. Was fällt dir so schwer, mir zu sagen? Was kann noch schlimmer sein als das, was wir uns schon gegenseitig gesagt haben?“
Aus zusammengekniffenen Augen blickte er auf den Horizont. „Ich glaube, Marco hat sich umgebracht.“
Sie traute ihren Ohren nicht. „Sag doch nicht so was“, bat sie schockiert.
„Vielleicht wollte er ja auch mich umbringen und hat es vermasselt.“
„Um Himmels willen, Franco! Warum verdächtigst du deinen besten Freund, er hätte dich töten wollen?“
„Er war nicht mehr mein Freund“, erwiderte Franco ausdruckslos. „Bitte, Lexi, können wir später über das alles reden? Ich möchte zuerst einen sicheren Ankerplatz finden. Damit es uns nicht so geht wie Marco.“
Lexi hörte, dass er es aufrichtig meinte und sie nicht nur wieder einmal abzublocken versuchte.
„Willst du, dass ich das Segel setze?“, bot sie an.
„Ich will … ach, ich will, dass du so herrlich impulsiv bist wie früher, mich einfach küsst und mir sagst, dass du mich liebst, aber ich nehme nicht an …“
„Okay, ich liebe dich“, sagte sie sofort. „Gut so?“
„Du wirst deine Worte später zurücknehmen“, prophezeite er düster.
„Nein, das werde ich nicht. Ich kann mir nämlich nur einen Grund denken, warum ich die ganze letzte Woche mit dir ausgehalten habe. Weil ich dich liebe.“
„Oder weil die Ärzte und mein Vater an dein Pflichtgefühl appelliert haben, mich sozusagen dem Tod von der Schippe zu holen. Und deshalb hast du dich veranlasst gefühlt, weiter bei mir zu bleiben, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden“, schlug er als weiteren Grund vor.
„Danke für die Ausreden, die du mir anbietest. Soll ich jetzt das Segel setzen?“
„Nicht nötig. Ich habe schon den perfekten Ankerplatz ausgemacht“, erwiderte Franco und zeigte nach vorn auf eine kleine Bucht mit klarem Wasser zwischen hohen Felswänden, die in der Hitze zu flirren schienen.
11. KAPITEL
Nachdem Franco den Motor ausgeschaltet und den Anker geworfen hatte, breitete sich Stille aus. Das Boot wiegte sich sanft auf den Wellen.
Grimmig entschlossen ging er zu Lexi, die ihn bang ansah.
„So, ich sage dir jetzt, was du die ganze Zeit wissen wolltest: Marco war nicht mehr mein Freund, seit er mir in San Remo gesagt hatte, dass er mit dir im Bett war – in der einen Nacht, als ich von meinem Vater nach Mailand geschickt wurde.“
Sie runzelte verwirrt die Stirn. Dann sah sie schockiert aus und zugleich ungläubig. Schließlich kam, ganz wie er erwartet hatte, die Frage.
„Du hast ihm das geglaubt, Franco?“
Er nickte.
„Aber warum?“
„Er war sehr überzeugend.“
„Und fast wie ein Bruder für dich, während ich für dich nur eine Gespielin war, die dummerweise schwanger geworden war“, ergänzte sie düster.
„Er hat mir das gesagt, bevor du wusstest, dass du schwanger warst.“
Lexi senkte den Kopf. „Und du hast gedacht, das Baby wäre von Marco.“ Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
„Ich habe es zumindest für möglich gehalten, weil wir ja immer sehr vorsichtig waren.“
„Hast du Marco von deinem Verdacht erzählt?“, wollte sie wissen.
„Nein.“
„Warum nicht? Warum hast du die Verantwortung für mich übernommen, Franco?“
„Weil du mich gebraucht hast, nicht ihn. Deine Mutter war gerade gestorben, dein ganzes Geld war weg …“
„Danke, mein edler Ritter. Fürs Heiraten – und dafür, dass du mir vier Monate die Hölle
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