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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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mir keine Wahl. Ich muss die Umstände akzeptieren, wie sie nun einmal sind, und auf das Beste hoffen. Das Problem ist nur, dass Jerry wahrscheinlich früher oder später ohnehin von meiner Beziehung mit Sara erfährt. Und wenn das geschieht, bin ich derjenige, dem er ans Leder wollen wird.

47
    M eine Anhörung findet in Jerrys Privaträumen statt.
    Ich hatte irgendwie auf einen Ort auf der Erde gehofft. Irgendwas Neutrales, die Schweiz zum Beispiel. Ich hätte mich sogar mit Ost-L.-A. oder Afghanistan zufriedengegeben. Aber Jerry kommt nur zu besonderen Anlässen auf die Erde – etwa, um mir meine Kräfte zu rauben oder meine Freundin zu schwängern.
    Natürlich kann ich den Ausflug nicht alleine machen, und deshalb hat Jerry Hermes herabgeschickt, um mich zu holen.
    Hermes ist der einzige der alten griechischen Götter, der dageblieben ist, als die Griechen ihren Gottheiten abschworen und auf den Christenzug aufsprangen. Er hatte kein Problem damit, in den Rang einer geringeren Gottheit degradiert zu werden und die Aufgaben eines glorifizierten Boten und Teilzeit-Chauffeurs anzunehmen.
    Die meisten anderen griechischen Götter sind mit dem Verlust ihrer Berühmtheit, ihrer Vergünstigungen und ihrer Heimadresse auf dem Olymp nicht so gut zurechtgekommen und sind sozusagen in Schande untergegangen. Das Letzte, was ich gehört habe, ist, dass Zeus und Hera zusammen mit Apollo eine Betrügerei in der Türkei durchgezogen haben, während Aphrodite und Athene die Leute in Polen hinters Licht führten. Der klägliche Rest ist heute obdachlos, cracksüchtig oder lebt von der Wohlfahrt.
    Und ich denke, dass ich nach dem heutigen Tag mehr mit ihnen gemeinsam haben könnte, als mir lieb ist.
    Jerry sitzt hinter einem massiven Eichenschreibtisch in einem weißen, übertrieben gepolsterten Ohrensessel von der Größe New Jerseys. Sein Schreibtisch ist bis auf einen handgearbeiteten Bleikristallhammer und einen einzelnen Stoß von Papieren, der etwas dicker als ein Zentimeter ist, vollkommen leer. Rechts von seinem Schreibtisch sitzen
Integrität
und
Vertrauen
mit zufriedenen, selbstgerechten Mienen. Links steht ein leerer Polsterstuhl aus rotem Vinyl.
    Ich nehme Jerry gegenüber Platz und sitze eine Etage tiefer als er auf der anderen Seite des Schreibtisches auf einem Holzstuhl mit aufrechter Lehne.
    Anders als sein Büro sind Jerrys Privaträume nicht aus Glas, und man hat keine perfekte Rundumsicht auf das Universum. Trotzdem ist es einschüchternd, wenn du dich auf Augenhöhe mit der Oberkante von Jerrys Schreibtisch befindest und er in seinen weißen Sonntagsklamotten über den Rand seiner Lesebrille hinweg auf dich herabschaut.
    Jerry ist den Bericht von
Vertrauen
und
Integrität
bereits durchgegangen – das ist also der zentimeterdicke Stapel Papier auf seinem Schreibtisch. Er hat kein Wort dabei gesagt, sondern den Bericht nur mit einer Menge
Hmm
s und ein paar
Mmm-hmm
s sowie ab und an einem enttäuschten Blick auf mich durchgelesen.
    Und ich frage mich, ob ich Jerry mit den Bildern, die ich von ihm und
Indiskretion
bei der letzten Whirlpool-Party der Firma gemacht habe, bestechen kann.
    »Nun, es sieht so aus, als hätte alles seine Richtigkeit«, erklärt Jerry und nickt
Integrität
und
Vertrauen
zu. »Ich denke, wir sollten den ersten Zeugen anhören.«
    Jerry klappt sein Handy auf und drückt eine Kurzwahltaste. Einen Augenblick später sitzt
Verschwiegenheit
auf dem roten Vinylstuhl.
    Sie nickt Jerry zu und dreht sich dann zu mir.
    »Hallo, Sergio«, begrüßt sie mich mit resigniertem Gesichtsausdruck.
    Ich nicke nur. Es gibt nicht viel zu sagen, wenn man bedenkt, dass sie hier ist, um meine Schuld zu bestätigen. Ich nehme es ihr nicht übel. Es ist einfach eine unangenehme Situation.
    Ausdruckslos lauscht Jerry, als
Verschwiegenheit
von dem Vorfall in Amsterdam berichtet. Von jenem Abend, an dem sie mir geholfen hat, meinen Menschenanzug zu nähen. Und obwohl sie nicht gesehen hat, wie er mich niedergestochen hat, und obwohl sie seinen Namen nie explizit nennt, bringt sie mich letztendlich mit dem Tod von Nicolas Jansen in Verbindung.
    »Entschuldigung, Sergio«, sagt sie – und dann ist sie fort.
    Jerry drückt erneut einen Knopf auf seinem Handy, und einen Moment später erscheint
Glück.
    »Hallo, Schätzchen«, sagt sie zu mir. »Wie geht’s?«
    »Klasse«, erwidere ich und zwinge mich zu einem Lächeln. »Ging mir nie besser.«
    Sie reagiert mit einem strahlenden Lächeln, wie es

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