Schicksal!
sich.
Small Talk lag Teddy nie so besonders.
»Fällt dir irgendetwas Ungewöhnliches zum Tod von Darren Stafford ein?«
»Wer ist Darren Stafford?«, gibt er mit genervter Stimme zurück.
Im Hintergrund höre ich Sirenen.
»Du weißt schon: der Typ in Duluth, der sich umgebracht hat.«
»Hast du eine Ahnung, wie viele Leute in Duluth Selbstmord begehen?«, entgegnet er. »Du wirst schon etwas deutlicher werden müssen.«
Also werde ich deutlicher.
»Oh, richtig«, sagt er schließlich. »Der Typ. Unansehnliches Apartment. Brauner Teppichboden. Hat sich selbst mit einer Krawatte erhängt.«
»Das ist er.«
»Also, was willst du über ihn wissen?«, fragt er.
Im Hintergrund höre ich Schüsse.
»Ist dir irgendetwas Sonderbares aufgefallen?«, frage ich.
»Irgendetwas?«
»Du meinst, außer der Tatsache, dass seine Zeit noch gar nicht gekommen war?«
Offensichtlich ist Teddy immer noch ein wenig verärgert.
»Ich meine irgendetwas, das darauf hindeutet, dass er sich nicht selbst umgebracht hat«, erkläre ich.
»Glaubst du, dass es so was wie ein Unfall war?«
»Ich glaube eher, dass da jemand nachgeholfen hat«, antworte ich.
»Soweit ich das sagen kann, hat sich der Typ einfach seinen roten Schlips gegriffen und sich aufgehängt«, meint Teddy. »Falls ihm jemand geholfen hat, habe ich davon zumindest nichts bemerkt.«
Im Hintergrund explodiert etwas.
»Ein roter Schlips?«, hake ich nach.
»Das ist richtig«, sagt er. »Von JCPenney. Polyester-Mikrofaser. Chinesisches Fabrikat. Qualitätsware.«
Im Hintergrund höre ich eine Frau schreien.
»Okay«, fügt Teddy hinzu. »Ich muss mich beeilen. Wir reden später.«
Und dann ist die Leitung tot. Ihr könnt euch vorstellen, warum.
Ich lege auf, während in meinem Kopf das Bild von Darren Stafford umherspukt – wie er an seiner Krawatte am Deckenventilator hängt.
Seiner
roten
Krawatte.
Und ich denke an die Bilder, die mir Jerry in der Kirche in Rockford gezeigt hat. All die Menschen auf meinem Pfad, die gestorben sind. Diejenigen, die ich angeblich durch meine Überheblichkeit getötet habe.
George und Carla Baer mit den roten Ballknebeln.
Cliff Brooks, der von einem Greyhound mit rotem Halsband angefallen wurde.
Nicolas Jansen, der aufgespießt auf einem Kreuz endete – um seine Mönchsrobe eine rote Kordel.
In jedem Bild, an jedem toten Menschen war etwas Rotes zu finden.
Rote Schuhe. Roter Lippenstift. Eine rote Bowlingkugel.
Es ist so subtil und doch so offensichtlich. Etwas, das ich normalerweise nicht in Betracht gezogen hätte. Etwas, das ich mir nicht einmal hätte vorstellen können, das aber rundum Sinn ergibt. Etwas, das erklärt, warum das Universum sich nicht selbst korrigiert hat.
Bestimmung
hat meine Menschen getötet.
46
M an sollte meinen, dass eine Gottheit wie Jerry, die alles weiß, alles sieht und alles kann, in der Lage sein müsste, nachzuverfolgen, was seine unsterblichen Schergen eigentlich im Allgemeinen so treiben.
Kriege beginnen etwa.
Krankheiten verbreiten.
Unschuldige Menschen töten und mir die Schuld dafür in die Schuhe schieben.
Natürlich, er hatte schließlich auch keine Ahnung, womit ich mich monatelang beschäftigt habe. Und deshalb kann ich ihm kaum die Schuld dafür geben, dass er nicht mitbekommen hat, wie
Bestimmung
ihre Freizeit verbracht hat. Außerdem ist sein Terminkalender tatsächlich ziemlich voll – mit der Beantwortung von Gebeten, mit der Planung für die Geburt des Messias und mit der Gastgeberrolle bei der Verleihung der Golden Globes. Trotzdem hätte ich gedacht, dass ihm
irgendetwas
aufgefallen sein müsste.
Sicher, ich habe keinen handfesten Beweis dafür, dass
Bestimmung
für die Todesfälle unter meinen Menschen verantwortlich ist. Aber ich weiß, dass es stimmt. Genauso wie ich weiß, dass es Sara bestimmt ist, Jerrys Sprössling zu gebären. Ich fühle es in meinem Menschenanzug. Und obwohl es mir leidtut, was Cliff Brooks und Nicolas Jansen und all den anderen passiert ist, weiß ich jetzt zumindest, dass ich keine Schuld an ihren Toden habe.
Was allerdings nur die halbe Wahrheit ist. Hätte ich nicht damit angefangen, in die Schicksale meiner Menschen einzugreifen, wäre nichts von alledem geschehen. Keiner von ihnen wäre auf den Pfad der Bestimmung geschickt worden. Keiner von ihnen wäre gestorben. Und obwohl ich die Verantwortung für meine Rolle in der ganzen Sache auf mich nehme, kann ich nicht akzeptieren, dass es allein meine Schuld sein soll.
Bevor
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