Schicksal!
einer Katze. Immer kleiner wird sie zwischen den Mall-Besuchern, dann ist sie verschwunden.
Ich bleibe noch ein paar Minuten sitzen und versuche, mich erneut in die festliche Stimmung zu bringen, in der ich mich befand, ehe
Bestimmung
auftauchte. Aber meine Festtagsstimmung ist unwiderruflich verflogen. Also nehme ich meine Einkaufstasche, stürme aus der Mall und gehe rüber zur Fulton-Street-Station, um die U-Bahn Richtung Uptown zu nehmen.
Die Bahn ist voller Leute, die mich an Ebenezer Scrooge und Tiny Tim aus Charles Dickens’
A Christmas Carol
erinnern. Oder an George Bailey und Henry Potter aus
Ist das Leben nicht schön?.
Wenn ich mich so umsehe, muss ich außerdem an den Film
Das Wunder von Manhattan
denken: lauter Kris Kringles und Susan Walkers, die an der Bleecker Street, dem Astor Place und dem Union Square ein- und aussteigen. Klar, es ist Weihnachten, also könnten alle einfach festlich gestimmt sein, doch heute scheinen alle Fahrgäste in der U-Bahn in
Bestimmungs
Lieblingsfarbe gekleidet zu sein.
Frauen mit roten Baretten und roten Lederhandschuhen. Teenager mit roten Tennisschuhen und roten Strickmützen. Männer mit roten Wollschals und roten Seidenkrawatten. Selbst der Obdachlose, der den ganzen Tag U-Bahn fährt und nach Urin stinkt, hat ein rotes Kopftuch umgebunden.
Vielleicht sind sie bloß in Festtagsstimmung. Oder vielleicht tragen Menschen auch die ganze Zeit Rot, und mir ist es nur nie aufgefallen. Aber aus irgendeinem Grund muss ich dabei an etwas denken, das
Faulheit
gestern Morgen beim Frühstück zu mir gesagt hat. Daran, dass ich unter Umständen etwas übersehen haben könnte. Etwas, das ich nicht bemerkt habe. Irgendetwas, das eventuell beweist, dass ich keine Schuld daran habe, dass all diese Menschen tot sind.
Als die Bahn an den Stationen an der 23 rd Street und an der 28 th Street vorbeifährt, erinnere ich mich an eine Bemerkung von
Bestimmung
in der Mall. Sie sagte irgendetwas über die Zahl der Menschen, die ich getötet habe. Und dann zähle ich die Menschen auf meinem Pfad ab, die gestorben sind, nachdem ich in ihr Schicksal eingegriffen habe. Zurückreichend bis zu Nicolas Jansen, meinem ersten Bekehrten, komme ich auf achtunddreißig. Also zähle ich noch mal, nur um sicherzugehen. Beginnend mit Nicolas, gehe ich alle Fälle bis zum jüngsten durch und wieder zurück. Und komme auf dieselbe Zahl.
Achtunddreißig.
Und ich frage mich, woher
Bestimmung
wissen konnte, wie viele Menschen ich genau getötet hatte.
Klar, sie könnte es von
Gerücht
und
Tratsch
gehört haben, doch dann hätte sie trotzdem verdammt gut geraten haben müssen. Und ich bezweifele, dass Jerry irgendein Detail meines Übergriffs bekanntgegeben hat. Obwohl er ab und zu dogmatisch und rachsüchtig sein kann, steht seine Integrität außer Frage. Und nebenbei bemerkt: Soweit ich weiß, hat er nur von den Leuten gewusst, die er mir auf der Leinwand in der Kirche in Rockford gezeigt hat. Er hatte eine Ahnung von den anderen Todesopfern unter den Menschen von meinem Pfad.
Am anderen Ende des Waggons lehnt ein Mann mittleren Alters, dessen Schicksal höchstwahrscheinlich darin besteht, in Zukunft seinen Versuchungen nachzugeben. Er sieht einfach so aus. Wie um es zu beweisen, erwische ich ihn dabei, wie er ein paar minderjährige Highschoolschülerinnen anstarrt, die ihm gegenübersitzen.
Und das bringt mich dazu, über Darren Stafford nachzudenken.
Ich überlege, wieso
Bestimmung
sich an dem Abend, als ich dort aufgetaucht bin, vor seinem Apartment rumgetrieben hat. Sicher, sie hatte allen Grund, dort zu sein. Schließlich war Darren Stafford technisch gesehen auf ihrem Pfad, auch wenn er es nicht rechtmäßigerweise war. Aber
Bestimmung
ist nicht so der sentimentale Typ. Besonders dann nicht, wenn sie festgestellt hat, dass Darren Stafford ursprünglich einer von meinen Klienten gewesen ist. Dann denke ich daran, wie sie sich aus dem Staub gemacht hat, sobald sie mich sah.
Ich frage mich, was Darren Stafford in der Zeit zwischen meinem Anruf und seiner Entscheidung, sich zu erhängen, geschehen ist.
Ich frage mich, ob
Bestimmungs
Anwesenheit vor seinem Apartment bloß zu ihrer Standardprozedur gehörte.
Ich frage mich, ob
Bestimmung
von allen Menschen weiß, die ich ihr zugeschoben habe.
Als wir meine Haltestelle erreichen, steige ich aus und rufe Teddy von meinem Handy aus an. Ich weiß, er wird nicht gern gestört, wenn er arbeitet, aber das hier kann nicht warten.
»Ja«, meldet er
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