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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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bestärkenden Worten, freundlichen Vorschlägen oder ab und zu mit einem kleinen Schlag auf den Hinterkopf – was bei dem Ehemann in München, der seine Frau schlug, nicht besonders gut funktioniert hat. Ein weiterer Anlass, um
Genialität
anzurufen und mein Gesicht reparieren zu lassen.
    So ganz raus habe ich den Dreh noch immer nicht.
    Ich habe mich den Großteil der letzten paar hundert Jahre von unterlegenen Kreaturen, die sich mit schöner Regelmäßigkeit selbst fertigmachen, runterziehen lassen und bin darüber allmählich verbittert. Und seine Einstellung diesen Wesen gegenüber zu ändern ist nichts, was über Nacht geschieht. Trotzdem: Ich versuche, mit meinen Menschen zu arbeiten; ihnen beizubringen, wie sie ihr Leben wieder auf die Reihe bekommen, damit sie glücklicher werden. Was im Gegenzug auch mich glücklicher macht. Und ich glaube, ich beginne langsam zu verstehen, wie sie ticken – obwohl mein Lernerfolg, was Sara anbelangt, immer noch zu wünschen übriglässt. Ich bin meinem Ziel, ihre Bestimmung zu erkennen, kein Stück näher und wenn überhaupt, fühle ich mich weiter von den Antworten entfernt als je zuvor. Ganz so, als würde ich die Fähigkeit verlieren, klar zu sehen, sobald ich mich ihr nähere.
    »Guten Morgen«, sagt Sara, rollt sich auf die Seite und schaut mich von ihrem Kissen aus an.
    Es ist Sonntagmorgen, und wir sind in Saras Schlafzimmer, das – obwohl es nicht anders geschnitten ist als meines – deutlich wärmer und einladender wirkt.
    Dunkelrote Wände.
    Bettwäsche in erdigen Farbtönen.
    Keine Spiegel an der Decke.
    »Weißt du eigentlich, dass du niemals mit einem Schatten aufwachst?«, meint sie.
    »Was?«, frage ich und rechne nun mit einer philosophischen Diskussion über Archetypen und Jung’sche Psychologie.
    »Mit einem Bartschatten«, erklärt sie. »Die Gesichtsbehaarung bei Männern wächst über Nacht weiter. Selbst wenn sie sich abends rasieren, wachen sie mit einem Bartschatten auf.« Sara streicht mit den Fingern über mein Gesicht. »Aber deine Haut ist genauso weich wie beim Schlafengehen.«
    Das ist ein weiteres Problem, wenn man sich mit einer sterblichen Frau verabredet: Sie bemerkt Dinge, die niemand je bemerken sollte. Wie zum Beispiel, dass ich keinen Körpergeruch besitze.
    Oder dass ich mir nie die Fingernägel schneiden muss.
    Oder dass ich mich nicht rasieren muss.
    »Ich hab mir die Haare weglasern lassen«, erwidere ich, weil es die einzige Antwort ist, die mir einfällt.
    »Das ist schade«, sagt sie. »Hin und wieder finde ich einen Dreitagebart ganz sexy.«
    Memo an mich selbst:
Genialität
ein paar Haarwurzeln im Gesicht anbringen lassen.
    »Also, was wolltest du werden, als du ein kleiner Junge warst?«, will Sara wissen und fährt mit einem Finger über meine Brust.
    »Ich?«, frage ich.
    »Nein«, gibt sie zurück. »Ich meine den anderen Typen, der mit mir schläft.«
    »Wieso möchtest du wissen, wie ich gewesen bin, als ich ein kleiner Junge war?«
    »Reine Neugierde«, sagt sie, während sich ihr langer zierlicher Finger auf meinen Nabel zubewegt. Wenn ich jemals ein kleiner Junge gewesen wäre, würde mich das, was sie jetzt tut, schlagartig sämtliches Auf-Bäume-Klettern und Baseballspielen vergessen lassen. Schließlich macht sich ihr Finger auf den Weg zu einem anderen Teil meiner Anatomie.
    »Ich wollte das Schicksal aller Menschen auf dem Planeten bestimmen«, platze ich heraus.
    »Wirklich?« Ihre Finger streichen wieder aufwärts über meinen Körper, bis über meine Taille, bevor sie ihr Kinn auf meine Brust legt und mich ansieht. »Ist das nicht ein bisschen zu ambitioniert für einen kleinen Jungen?«
    Ich zucke nur mit den Schultern. Es gibt keinen Grund, ihr zu verraten, dass
Ambition
eine Frau ist.
    »Na dann«, meint sie, legt ein Bein über meine Hüfte und setzt sich auf mich. Mit den Lippen an meinem Ohr, flüstert sie: »Wenn dich die Schicksale der Menschen so interessieren, wieso fängst du nicht mit meinem an?«
    Eine halbe Stunde später sitzen wir in Bademänteln am Küchentisch, trinken Kaffee und essen die kalten Reste der Pasta, die wir bei Nick’s bestellt haben. Sara isst eigentlich immer so. Sie kocht nie. Die Reste wärmt sie nicht erst im Ofen auf, sondern isst direkt aus der Schachtel oder aus der Dose – chinesisches Essen, Pasta, Omeletts. Sogar Suppe. Wie sich herausstellt, besitzt sie nicht einmal Geschirr, was erklärt, wieso ich Spaghetti marinara mit Fleischbällchen aus einem

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