Schicksalsbund
sie überhaupt ansah. Sie war laufend damit beschäftigt, Informationen zu verarbeiten und zu analysieren, und sie lebte so intensiv in ihrem Verstand, dass sie nie merkte, was Männer in ihr sahen. Wenn es so etwas wie einen Schlafzimmerblick gab, dann hatte sie ihn von Natur aus. Alles an ihr ließ an Sex denken, doch nur die wenigsten Männer erkannten jemals, wie sexy ihr Gehirn war. Wie konnte ein Mann dasitzen und sie ansehen, wenn sie redete, ihr lebhaftes Mienenspiel beobachten, wenn sie hinter Dinge kam, von denen die meisten Menschen keine Ahnung hatten, und sie nicht ungeheuer sexy finden?
Du starrst mich an.
Tut mir leid, Kleines. Ich habe mich einfach nur für einen Moment in dir verloren. Das kommt vor.
Jaimie errötete, schüttelte den Kopf und wandte sich von ihm ab. »Ich bin dann unten.«
»Du könntest eigentlich auch gleich zu Abend essen, Paul«, bot Mack ihm an. »Wir haben ausnahmsweise eine anständige Mahlzeit.« Er warf einen Blick auf die anderen. »Zumindest vermute ich das.«
»Wir könnten lügen«, sagte Ethan, während er eine weitere Portion Lasagne auf seinen Teller schaufelte. »Aber ich glaube, du kämst uns schnell auf die Schliche.« Er zog mit der Stiefelspitze einen Stuhl neben sich an den Tisch. »Setz dich hin, Paul. Und schnapp dir was von den Baguettes, bevor diese Heuschrecken alles verschlingen.«
»Ich rate euch, etwas für Jaimie und Javier übrig zu lassen«, sagte Mack und schöpfte bereits eine Portion für Jaimie auf einen Teller.
»Javier hat schon die Hälfte aufgegessen«, sagte Kane. »Dem heben wir nichts auf.« Er streckte die Hand nach dem Baguette aus, um es Mack wegzunehmen.
Mack schlug ihm auf die Finger und sah ihn finster an. »Wenn du das anrührst, bist du deine Hand los. Das ist für Jaimie.«
Kane zog seinen Arm schleunigst zurück. »Du bist ziemlich gereizt, Boss.«
»In dem Punkt muss ich mich Kane anschließen«, sagte Ethan und rieb sich den schmerzenden Kiefer. »Hast du dich mit deiner Frau gestritten?«
Mack deckte Jaimies Teller sorgfältig mit Folie ab und achtete darauf, dass seine Männer seine Absicht erkannten, es jedem, der sich daran vergreifen wollte, heimzuzahlen. »Ich streite mich nicht mit meiner Frau, Ethan«, erwiderte er. »Das bringt nichts.«
Kane schnaubte höhnisch, ließ es aber sofort wieder sein, als Mack ihn kalt ansah. Mack rückte direkt gegenüber von Paul einen weiteren Stuhl an den Tisch. Er ließ sich darauf sinken und aß den ersten Bissen von der Lasagne.
Kane grinste, als er seinen Gesichtsausdruck sah. »Du hast Recht gehabt, Mack. Niemand kann Jaimies Sauce verderben. Die Frau kann kochen.«
Mack sprach dem Essen tüchtig zu, ohne Paul aus den Augen zu lassen. Der Junge hatte Mumm. Mack begann sich zu fragen, ob er ihn unterschätzt hatte. Das wäre peinlich, da Javier für ihn der perfekte Beweis dafür war, wie sehr man sich täuschen konnte, wenn man Menschen
nach Äußerlichkeiten beurteilte. Javier sah reizend und unschuldig aus. Frauen neigten dazu, ihn knuddeln und beschützen zu wollen. Der Mann war ungemein gefährlich. Verhielt sich das bei Paul auch so?
Hatte der Junge mitten in seinem Team gesessen, es tagein, tagaus mit ihnen allen zu tun gehabt und sie, mit einem Schafspelz getarnt, allesamt zum Narren gehalten? Jedenfalls hatte keiner etwas Alarmierendes bemerkt. Oder doch? Mack kaute mit ausdruckslosem Gesicht. Er hatte sich von Anfang an über die Befehle gewundert. Er hatte eingewandt, es sei gefährlich, einen neuen Mann in ein erfahrenes Team aufzunehmen. Sie alle kannten einander, konnten sich telepathisch verständigen und brauchten keine Funkgeräte einzusetzen, doch der Sergeant Major war nicht umzustimmen gewesen.
»Wie oft erstattest du dem Sergeant Major Bericht?«, fragte Mack beiläufig.
Die Finger des Jungen verkrampften sich um seine Gabel, doch er sah Mack mit einem fragenden Blick an. »Sprichst du mit mir, Sergeant?«
»Siehst du sonst jemanden hier, der dem Sergeant Major Berichte schickt?«
»Ich habe kein Wort mit ihm gesprochen, Sergeant.«
Mack beobachtete, wie der Junge eine Gabel Lasagne in seinen Mund schob und kaute, als sei alles in bester Ordnung, aber er hatte einen Treffer erzielt. Paul hatte nicht gelogen, er hatte dem Sergeant Major nur nicht mündlich Bericht erstattet.
»Warum hast du uns nicht unaufgefordert gesagt, dass du dich mit Computern auskennst? In deinem Steckbrief steht nichts davon.«
Ethan versetzte Paul einen
Weitere Kostenlose Bücher