Schicksalsbund
an. »Das könnte einen glatt auf den Gedanken bringen, wir seien ganz gewöhnlich, Boss.«
»Sei froh, Javier.«
»Was ist in der letzten Zeit mit Gideon los? Ich mache mir langsam Sorgen um ihn«, sagte Javier, und das Lächeln schwand von seinem Gesicht.
»Ich weiß es nicht. Ich glaube, unsere Gaben werden immer stärker. Ist dir aufgefallen, dass sich deine paranormalen Fähigkeiten ausprägen? Dass sie sich weiterentwickeln?«
Javier zuckte die Achseln. »Ich achte nicht allzu sehr darauf. Ich hatte schon immer ein gutes Koordinationsvermögen und schnelle Reflexe. Ich führe alles darauf zurück.« Er rieb sich den Nasensattel und seufzte leise. »Ich will nicht darüber nachdenken, Mack. Wir haben uns gemeinsam darauf eingelassen. Ich bin in meinem Element.« Er warf Jaimie ein mattes Lächeln zu. »Tut mir leid, Süße, aber so ist es. Mack geht es auch so. Uns allen.«
»Ich weiß. Ich bin eben anders gepolt.«
»Daran ist nichts auszusetzen«, sagte Javier. »Uns gefällt, wie du gepolt bist.«
Der Computer gab einen unfeinen Laut von sich, und Jaimie verlor jegliches Interesse an dem Gespräch. Sie drehte sich abrupt zu dem Laptop um und drückte ein paar Tasten. Ihr Gesicht strahlte vor Zufriedenheit.
»Wir haben es, Mack. Wir sind drin. Sein Passwort ist auf dem Bildschirm.« Sie drehte ihm den Laptop zu, damit er leichter lesen konnte, was dort stand. »Wir haben nur eine gute Stunde gebraucht, um reinzukommen.«
ORTSANGABE WAS GESCHAH WARUM
TRAUMATISCH
{rote}{Scheune} {Biene}{sticht} {fast}{gestorben}
»Der arme Paul ist als Kind in einer roten Scheune sehr unfreundlichen Bienen begegnet«, erklärte sie. »Wahrscheinlich war er allergisch, und höchstwahrscheinlich musste er ins Krankenhaus. Das muss für ihn eindeutig ein unangenehmes Erlebnis gewesen sein, an das er sich noch lebhaft erinnert, aber es ist nichts, was man jemals in seinem Lebenslauf fände. Nichts, was er jemandem erzählt hätte. Und auch nichts, was man aus seinen Eltern herausholen könnte, wenn man sie in die Mangel nimmt.«
»Kannst du jetzt an das herankommen, was er verbirgt?«
Javier überflog die Dokumente. »Briefe. An den Sergeant Major.«
Mack fluchte tonlos. Tief in seinem Innern, wo es keiner sehen konnte, fühlte er sich elend. Galle stieg in ihm auf.
Er wusste, was er nun zu tun hatte. »Ich wusste, dass der Junge spioniert. Worauf hat sich der Sergeant Major da eingelassen? Warum zum Teufel hintergeht er uns? Nimm sie dir sorgfältig vor, Javier. Du auch, Jaimie. Ich möchte nichts übersehen. Hat Griffen sich eingebildet, ich würde den Jungen nicht erwischen? Und er muss gewusst haben, was ich tun würde, wenn ich ihn ertappe. Dafür soll ihn der Teufel holen.«
Jaimie wirbelte auf ihrem Stuhl herum. »Zuerst einmal hättest du ihn nicht ertappt, wenn wir dieses Experiment nicht angestellt hätten. Und zweitens, was soll
das überhaupt heißen – was du tun würdest, wenn du ihn ertappst?«
Mack schüttelte den Kopf und wechselte einen Blick mit Javier.
»Nein! Es ist mein Ernst, Mack. Ich habe dir geholfen, in seinen Laptop reinzukommen. Ohne mich wärst du niemals reingekommen. Wage es nicht, ihm etwas anzutun.«
»Er hat uns verraten und verkauft.« Sie konnte ihm das Gefühl geben, er sei ein verfluchtes Monster. Das hatte er vergessen. Er hatte vergessen, wie niedergeschlagen er manchmal war und wie sehr er sich durch einige Entscheidungen zerrissen fühlte, obwohl er wusste, dass sie richtig waren, um sein Team zu schützen. »Was sollte ich denn deiner Meinung nach mit ihm tun? Ihn dem Sergeant Major übergeben? Finde etwas zu seiner Rechtfertigung.«
»Siehst du, Mack, deshalb können wir nicht zusammen sein. Du bist nicht Gott. Du darfst keine solchen Entscheidungen treffen. Das darf niemand.«
»Ich tue, was erforderlich ist, um mein Team zu schützen. Und du wirst das nicht dafür nutzen, aus unserer Beziehung herauszukommen, Jaimie. Es tut mir leid, dass dir die Realität nicht gefällt, aber du bist diejenige, die mich darauf hingewiesen hat, dass Griffen Brian und Kane auf mehr als ein Himmelfahrtskommando geschickt hat. Dachtest du, ich würde dich nicht ernst nehmen und nichts dagegen tun? Ich kann es ihm nicht durchgehen lassen. Und jeder, der für ihn arbeitet, arbeitet gegen uns.«
»Wird er schlicht und einfach verschwinden? Ist es das, was passieren wird?«
»Jaimie, verdammt nochmal, was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Finde etwas, was darauf hinweist, dass
Weitere Kostenlose Bücher