Schicksalsbund

entgegenschlug; es war wichtiger, alles zu tun, um ihr Team zu schützen. Kane blieb vor ihr. Mack presste sich an die andere Tunnelwand, obwohl dort kaum Platz für beide war. Javier tippte Jaimie auf den Arm und bedeutete ihr, Jacob als Nächsten vorausgehen zu lassen. Falls die Terroristen Sprengsätze am Körper trugen, würde er sich mit dieser speziellen Bedrohung befassen müssen.
    Mack zog einen kleinen Spiegel hervor, und sie schoben ihn über die Erde, damit sie um die Ecke sehen konnten. An einem billigen Tisch saßen zwei weitere Terroristen, Frank Koit und Jarold Carlyle, den er von zahlreichen Fotografien der Doomsday-Leute kannte, die sie eingehend studiert hatten  – zwei Männer, die in zahlreichen Ländern ganz oben auf der Fahndungsliste standen. Von Armstice, ihrem Boss, war nirgends etwas zu sehen. Auf dem Tisch befanden sich Getränke und Spielkarten. Obwohl die beiden Männer entspannt waren, sich auf ihren Stühlen räkelten und offenbar Langeweile hatten, strich Koit ständig über seine Pistole, eine Luger 9mm Parabellum. Seine Finger lagen beinah liebevoll auf dem Lauf. Kane und Mack tauschten einen langen Blick.

    Carlyle nahm die Spielkarten vom Tisch und mischte sie. Mack schnappte vereinzelte Gesprächsbrocken auf. Die beiden Männer sprachen schnell auf Englisch miteinander, doch Carlyle hatte einen starken Akzent. Die Worte wurden immer wieder von Gelächter unterbrochen. Sie schienen es sehr komisch zu finden, dass eine Party veranstaltet wurde, während sie direkt unter der Nase der Amerikaner Geiseln festhielten. Die beiden Terroristen brachten abwechselnd Trinksprüche auf die Supermächte aus und verhöhnten die Marines, die das Botschaftsgelände bewachten.
    »Lange wird es nicht mehr dauern«, sagte Koit. »Noch ein paar Stunden, bis das Grundstück wieder geräumt ist und die Wachen sich beruhigt haben. Wir wollen, dass die Kinder vor laufenden Kameras sterben. Blaine wird die Reporter benachrichtigen und uns Bescheid geben, wann genau wir sie rausschicken sollen. Ich glaube, diese kleine Dinnerparty wird die Vorwürfe gegen die Amerikaner noch mehr verschärfen. Wir sollten mehr Geld dafür bekommen.«
    »Du solltest lieber hoffen, dass Armstice diese Kinder am Leben lässt.« Carlyle warf einen besorgten Blick in den schmalen Gang hinter ihnen. »Er ist ein blutrünstiger Mistkerl.«
    »Ich bin mit ihm zur Schule gegangen«, sagte Koit. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie vielen reizenden alten Damen er ihre Katzen und Hunde aufgeschlitzt vor die Tür gelegt hat  – bis er genug Übung hatte und stattdessen die reizenden alten Damen getötet hat.« Er lachte über seinen eigenen Witz.
    Mack beobachtete, wie Koits lange Finger über die Luger strichen. Er versetzte Kane einen Stoß in die Seite. Sie
würden gleichzeitig schießen müssen. Beide Terroristen waren bewaffnet. Koit brauchte nichts weiter zu tun, als die Pistole zu heben und zu schießen. Mit ruhiger Hand schoss Mack den Pfeil in Koits Hals. Koit fiel nach vorn auf den Tisch; die Hand mit der Luger rutschte in Zeitlupe von seinem Stuhl auf den Boden. Mack fluchte, als die Pistole klappernd an den Stuhl stieß. Er ging mit der Waffe in der Hand in die Hocke, und sein Körper war in Alarmbereitschaft, als er sie auf den Tunnel hinter den beiden Terroristen richtete.
    Kane traf Carlyle fast im selben Moment. Der Mann fiel schlicht und einfach nach vorn, und die Karten verteilten sich auf dem Tisch, als er in sich zusammensackte. Mack gab Kane Deckung, der sich voranbewegte, die Waffen aufsammelte und die Pfeile an sich brachte.
    Jacob, du bist wieder dran, sagte Mack. Uns geht die Zeit aus. Wir dürfen nicht in Verzug geraten.
    Ja, klar, ich reiße diese Bomben einfach mit einem Ruck raus, Boss, erwiderte Jacob.
    Mack bedachte Jacob mit einem Blick, der ihn sofort ernüchterte. Er trat rasch vor und machte sich stumm ans Werk. Mack und Kane begaben sich in die schmale Öffnung, die zu einem Kriechraum hinter der provisorischen Küche führte. Jaimie, ich brauche dich jetzt. Während Jacob die Bomben entschärft, musst du uns sagen, womit wir es zu tun haben.
    Hier ist noch etwas, Boss, sagte Jacob. Ich habe eine Fernbedienung gefunden. Koit hatte sie in der vorderen Jackentasche. Irgendwo muss noch eine weitere Bombe sein.
    Mack fluchte. Jetzt mach schon, Jaimie. Hier muss noch eine Wache sein. Und Armstice. Finde sie.

    Jaimie schob sich an den beiden Terroristen vorbei, die auf dem Boden lagen, und ignorierte