Schicksalsbund
aber sie hätte alles verloren, wofür sie gearbeitet hatte, und hätte den Rest ihres Lebens auf der Flucht verbringen müssen.
»Wärst du zu mir zurückgekommen?«, fragte Mack, der ihre Gedanken erraten hatte.
Sie holte Atem. »Nein.« Sie hätte ihn niemals in Gefahr gebracht. Das hätte er wissen müssen, ohne sie dazu zu bringen, dass sie es aussprach.
Sie blickte in sein Gesicht auf und sah Wut aufblitzen, die er schleunigst verbarg. Einen Moment lang verkrampfte sich ihr Magen, doch dann stieß Mack die Tür auf, und Kane trat ein und schirmte sie mit seinem breiteren Körper ab. Mack ging hinter ihr her. Sie konnte Mack fühlen und bewegte sich im Gleichschritt mit ihm, während sie Kane folgte, ohne zu zögern. Sie würde niemals die Dummheit begehen, die Männer in Gefahr zu bringen. Sie liebte sie beide, ob Mack sie verstand oder nicht.
Tu dein Ding, Jaimie, sagte Kane.
Hier drinnen? Mit all diesen Menschen? Es würde teuflisch schmerzhaft werden, sich hier in dieser Form zu öffnen. Sie warf einen Blick auf Mack. Er hatte Kanes Aufforderung offenbar nicht gehört, was hieß, dass er sie nicht gutheißen würde. Sie biss sich auf die Unterlippe, holte tief Atem und erweiterte ihr Bewusstsein, denn ihr wurde klar, dass Kane keinen der Männer in Gefahr bringen wollte. Sie waren von Zivilisten umgeben. Wenn ein Feind in der Nähe war, mussten sie es wissen.
Augenblicklich wurde sie aus allen Richtungen von Energien bestürmt. Gefühle trafen sie schwer, und es versetzte ihr einen Hieb in den Magen, als Wut und Schuldbewusstsein, aber auch Glück und Kummer aus allen Richtungen auf sie einströmten. Sie kniff die Lippen fest zusammen, damit kein Laut aus ihrer Kehle drang, doch ihre Schritte stockten. Mack legte ihr eine Hand auf den Rücken, und seine Augen glitten forschend über die Kunden, die sich durch das Geschäft bewegten.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
Sie bewerkstelligte ein Nicken, während sie darauf wartete, dass ihr Gehirn die Überbelastung akzeptierte, damit sie sich an den Prozess des Sortierens machen konnte. Sie zwang sich weiterzugehen, obwohl sie sich auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren musste. Soweit sie das sagen konnte, hatte niemand in dem Geschäft Mordabsichten. Eine Frau hatte ihren Sohn bei einem Autounfall verloren, und eine andere spielte mit dem Gedanken an Selbstmord. Unter den Männern machte sie zwei Verbrecher aus. Sie fand auch eine Ladendiebin, eine Mutter von zwei Kindern, die mit den Nerven am Ende war. Die Liste ließ sich endlos fortsetzen, aber sie fühlte sich von niemandem bedroht.
Sie atmete gegen die wachsende Übelkeit an und verschloss ihr Bewusstsein gegen den Ansturm. Sie schmeckte Blut in ihrem Mund und griff in ihre Tasche, um ein Taschentuch herauszuziehen. Sie presste es sich auf die Nase und hielt Mack den Rücken zugewandt, während sie Kane in die Etage folgte, nach der sie suchten.
Es ist alles in Ordnung.
Bist du sicher?
Habe ich dir das nicht gerade gesagt? Glaubst du etwa, das, was ich wollte, sei mir wichtig genug, um einen meiner Brüder in Gefahr zu bringen? Sie hoffte, er würde ihre Bissigkeit bemerken.
Kane drehte den Kopf um und sah sie an. Er blieb abrupt stehen, als er die roten Flecken auf ihrem Taschentuch sah. Seine Augen wurden groß. »Jaimie?«
»Was hast du getan?«, fragte Mack und riss sie zu sich herum. Er nahm ihr das Taschentuch aus der Hand, um sich die Blutmenge anzusehen, während Kane jeden Blick auf ihren Körper verstellte. »Wir sind beide bei dir. Es sollte nicht so schwer für dich sein.«
»Mir fehlt nichts. Ich war schon immer viel empfindlicher als ihr Übrigen. Selbst wenn ihr beide bei mir seid, lässt sich die Wirkung so vieler Menschen nur in einem gewissen Maß reduzieren.«
»Warum zum Teufel hast du dir das angetan?« Macks Stimme klang barsch.
Sie biss sich auf die Unterlippe, als er ihr behutsam die letzten Blutspuren aus dem Gesicht wischte. »Ich wollte sichergehen, dass keine Gefahr besteht. Ich will nicht, dass die Jungs oder irgendwelche unschuldigen Passanten verletzt werden. Wenn diese Männer bereit sind, mich zu foltern, um zu sehen, welche Informationen
ich über Whitney zusammengetragen habe, dann sind sie auch bereit, jedem in meiner Umgebung ein Leid anzutun.«
»Ich habe sie dazu aufgefordert«, gestand Kane, der nicht zulassen wollte, dass Jaimie alle Schuld auf sich nahm und den größten Teil von Macks Wut abkriegte. Er kannte Mack, und er wusste von seinen
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