Schicksalsbund
tragisch.«
Sie wandte sich von seinem Trost ab, denn der Teil von ihr, der noch ein Kind war, trauerte um ihre Mutter und beklagte ihren Tod und konnte sich von ihm nicht
trösten lassen. Jeden Morgen war sie mit dem Wissen aufgewacht, dass sie einen weiteren Tag ohne Mack überstehen musste. Jetzt war er da, und sie fühlte sich so allein wie noch nie. Sie hatte Mack und Kane und ihre Mutter gehabt, bevor Mack sie nach Hause zu seiner Mutter mitgenommen und sie seinem Freundeskreis vorgestellt hatte. Die Jungen hatten sie akzeptiert, weil Mack und Kane sie akzeptiert hatten. Jetzt waren alle entweder fort, oder sie hatte die frühere Nähe zu ihnen verloren.
Nachdem sie Mack verlassen hatte, hatte sie gelernt, allein zurechtzukommen. Sie wollte nicht, dass Mack mit falschen Versprechungen in ihr Leben zurückkehrte und zuließ, dass sie sich auf ihn stützte. Die Erinnerungen an ihre Kindheit, sowohl die guten als auch die schlechten, brachen mit ihm wieder über sie herein. Und auch die an das Jahr, das sie in dem Glauben verbracht hatte, er liebte sie und wolle sie als Frau und als Mutter seiner Kinder haben. Sie hatte ihre Mutter auf die schlimmste und grässlichste Art und Weise verloren, und er wusste, dass sie sich nach Beständigkeit sehnte. Aber als sie zu ihm gegangen war und ihn angefleht hatte, ihr das zu geben, was sie brauchte, war er arrogant und herablassend gewesen, hatte ihre Schwächen als Schattengänger hervorgehoben und ihr gesagt, er hätte sich voll und ganz dem Programm verschrieben und brächte im Moment weder die Zeit noch die Energie für eine Familie auf.
Bei der Erinnerung daran schnürte sich ihr die Kehle zu. Sie konnte nicht an ihre Mutter denken, und sie wollte nicht an diesen letzten Abschied von Mack denken. Jetzt waren sie für kurze Zeit zusammen, zwar nicht gerade unter den besten Umständen, aber sie war entschlossen, sich einen schönen Tag mit ihnen zu gönnen.
Mack legte seinen Arm in einer tröstlichen Geste um ihre Schultern, und sie gestattete ihm, sie mit Kane auf ihrer anderen Seite aus dem Restaurant zu führen. Sowie sie auf der Straße waren, ließ er seinen Arm sinken und ging neben ihr her.
»Bleib in Bewegung, Schätzchen«, sagte er. »Wir haben uns den Weg genau angesehen, und wir können bis zum Ende auf derselben Straßenseite bleiben. Du bleibst zwischen uns. Du kennst das ja.«
»Ihr seht aus wie zwei übereifrige Leibwächter«, klagte sie. Es kam ihr ganz natürlich vor, einen von ihnen auf jeder Seite zu haben, eine alte Gewohnheit aus ihrer Kindheit.
»Wir haben deinen Leib bewacht, solange ich zurückdenken kann«, sagte Mack mit einem spöttischen Lächeln.
Sie schlossen sich dem Strom an, der von einer Kreuzung zur nächsten lief. Irgendwie schien sich die Menge zu teilen, und die beiden Männer gestatteten niemandem, sie auch nur versehentlich zu streifen. Während sie sich voranbewegte, war ihr bewusst, dass Jacob und Ethan hinter ihr waren. Genau das tat ihr Bewusstsein – es erweiterte sich und nahm die exakten Positionen der Menschen um sie herum auf.
Es war ein kühler und feuchter Tag, der Nebel grau und trist, doch er lichtete sich bereits und versprach einen schönen Nachmittag. Sie genoss es, sich schmerzfrei durch das geschäftige Treiben auf der Straße bewegen zu können und die Sehenswürdigkeiten und die Gebäude ohne die betäubende Flut von Informationen, die sich sonst immer in ihren Kopf drängte, wahrnehmen zu können. Mack und Kane gaben ihr diese Freiheit. Die meiste
Zeit verbrachte sie weltabgeschieden in geschlossenen Räumen. Sie hatte Monate gebraucht, um Joe zu finden, einen Mann, mit dem sie arbeiten konnte, ohne dass ihr die psychische Energie entgegenschlug, die sie bei den meisten Menschen fix und fertig machte. Es gab seltene Ausnahmen, Menschen, die von Natur aus einen Schutzschild hatten, und sie hatte hart gearbeitet und fast dreihundert Bewerber zu einem Einstellungsgespräch eingeladen, bevor sie ihn gefunden hatte.
Etwas Eigentümliches flatterte in ihr Bewusstsein, stieß die Freude und das Wohlbehagen zur Seite und ließ eine plötzliche kalte Furcht zurück. Verstohlen sah sie sich nach allen Seiten um und achtete darauf, mit den Männern Schritt zu halten. Ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert, ihre Körpersprache dieselbe wie bisher.
»Was ist?« Macks Stimme war gesenkt.
Er war immer exakt auf sie eingestimmt gewesen. Es war seltsam. Wenn er am wenigsten auf sie zu achten schien, entging
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