Schicksalsbund
passiert, Mack? Du wirst einen Auftrag bekommen. Ihr alle werdet zu einem Einsatz fortgeschickt.«
Er musterte ihr Gesicht. »Du glaubst, der Sergeant Major ist daran beteiligt.«
»Ich weiß, dass es so ist.«
Er versuchte die Wut, die sich sofort in ihm regte, nicht an die Oberfläche kommen zu lassen. Griffen war für ihn ein guter Freund, und das wusste Jaimie. Griffen war ein wesentlicher Grund für Macks Entscheidung gewesen, sich überhaupt erst auf übersinnliche Anlagen testen zu lassen. Er war auch derjenige gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass sie alle zusammengeblieben waren. Jaimie hatte sich in Gegenwart des Sergeant Major nie wohl gefühlt, aber schließlich war sie auch nicht beim Militär. Sie liebte die Jungs und Rhianna, aber von allen anderen hielt sie sich fern.
Ihr leises Lachen klang freudlos. »Deine Engstirnigkeit ist unfassbar. Ich kann dir ansehen, dass du bereits Argumente gegen alles zusammenträgst, was ich zu sagen habe. Wozu sollte ich dann überhaupt noch etwas sagen? Es ist ohnehin zwecklos, Mack.«
»Ich höre dir zu«, erwiderte er. Sie hatte schon immer scharfsinnig argumentiert. Jaimie erfasste Nuancen, die anderen entgingen. »Es ist nicht leicht, sich üble Dinge über Freunde anzuhören.«
Jaimie nahm einen Stift in die Hand und schrieb mitten
auf ein Blatt Papier »Whitney«. Über seinem Namen zog sie eine Linie, setzte darüber ein Fragezeichen, zog eine weitere Linie und schrieb: »Wer im Weißen Haus?«
»Jemand lässt ihm gewaltige Unterstützung zukommen. Das wissen wir, denn andernfalls wäre er nicht mehr im Geschäft. Er kann auf Schattengänger und Militärpersonal zurückgreifen. Er kann auf Militärstützpunkten landen. Wir wissen, dass er beschützt und sogar gewarnt wird, wenn jemand zu nah an ihn rankommt. Er hat Anhänger, Mack. Hohe Tiere mit großem Einfluss.«
»Das ist mir bewusst.«
»Was haben Kane und Brian getan, als sie von ihren Einsätzen bei Whitney zurückgekommen sind? Was haben sie dir erzählt?«
»Dass es zu Abweichungen und Regelwidrigkeiten kommt. Dass Whitney illegale Experimente vornimmt.«
»Aber Kane war nicht bereit, mit dir darüber zu reden. Du bist mehr als nur sein bester Freund. Brian hat sein ganzes Leben lang zu dir aufgeblickt, und doch hat auch er nicht mit dir darüber geredet.«
»Nein. Sie wollten mich da heraushalten. Sie befürchten, Whitney könnte etwas gegen sie unternehmen, und sie wollten mich in die Sache nicht mit hineinziehen. Ich habe ein Treffen mit Sergeant Major Griffen arrangiert. Sie haben ihm direkt Bericht erstattet. Es gab noch zwei andere, die ebenfalls von sich aus Meldung erstattet haben. Ein Rettungsfallschirmspringer namens Malichai Fortunes vom Schattengängerteam vier und …«
»… Antonio Martinez von Team zwei, dem Schattengängerteam der SEALs. Sie alle haben dem Sergeant Major gemeinsam Bericht erstattet«, beendete Jaimie seinen Satz. »Aber was ist daraus dann geworden, Mack?«
»Du hast Informationen ausgegraben.« Mack wusste nicht, ob er sie bewundern oder ob er sie schütteln sollte. »Hast du den eigentlichen Bericht gesehen?«
»Es war eine geschlossene Sitzung, Mack, und sie alle, du auch, haben sich darauf verlassen, dass Griffen den Bericht an eine höhere Stelle weiterleitet und dass etwas unternommen wird. Die Männer haben dem Sergeant Major, wie es von ihnen erwartet wurde, ihre gesamten Beweise übergeben. Kam es dir nicht seltsam vor, dass Kane und Brian nicht lange danach allein zu Einsätzen geschickt wurden, obwohl dein Team immer zusammenarbeitet?«
Mack schüttelte den Kopf. »Nicht immer, Jaimie.« Aber seine Eingeweide brodelten wieder, und das war stets ein schlechtes Zeichen. »Sämtliche Teams werden zeitweise zur Verstärkung anderer Teams eingesetzt.« Doch es war ihm tatsächlich seltsam vorgekommen. Der Befehl hatte Alarm bei ihm ausgelöst, und er hatte Javier und Gideon als Verstärkung mitgeschickt, das jedoch für sich behalten.
»Der Einsatz ist nicht so gelaufen wie erwartet.«
»Sie haben ihren Auftrag ausgeführt und sind unbeschadet zurückgekommen.«
»Und der Sergeant Major hat euch mehrfach alle gemeinsam ausgeschickt und klare Befehle erteilt, wie der Einsatz auszuführen ist. Brian und Kane wurden dabei immer in Gefahr gebracht.«
»Das gilt für uns alle. Das gehört nun mal dazu.«
Ein Anflug von Verärgerung huschte über ihr Gesicht. »Genau das ist dein Problem, Mack. Du hältst all das für eine riesige Schachpartie.
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