Schicksalsbund
sei. Ihr Gesichtsausdruck hätte ihm eine Warnung sein müssen, aber, verdammt nochmal, ihr lief Blut aus dem Mund und aus der Nase. Sogar aus den Ohren. Sein Geist schottete sich ab und weigerte sich, dieses Bild wieder vor sich zu sehen. Auch dafür war er verantwortlich. Was zum Teufel hatte all das mit einem vermurksten Einsatz und mit Verwundeten zu tun?
Er drehte sich abrupt um. »Kane. Du und Javier, ihr kocht diese Lasagne fertig. Ich gehe solange zu ihr und rede mit ihr. Sie würde sich aufregen, wenn wir das Essen verderben ließen.«
»He, Moment mal, Boss.« Kane wich zurück und hob beide Hände. »Ich bin ganz deiner Meinung, dass du mit ihr reden musst, aber ich koche nicht. Und erst recht nicht das Lieblingsgericht aller. Wenn ich es vermurkse, erschießt mich wahrscheinlich einer von ihnen.«
»Wenn sie weint, weil ihr euch nicht um das Essen gekümmert habt, erschieße ich euch persönlich.«
Javier grinste Kane an und zuckte die Achseln. »Ich schätze, wir kochen. Kommt da nicht Käse rein?«
»Sie hat alle Zutaten dort drüben stehen. Ich denke, ihr zwei findet heraus, was ihr zu tun habt.«
»Wie kommt es, dass du immer die Frau kriegst, Sergeant ?«, fragte Javier.
Kane nahm mit größter Vorsicht einen Löffel in die Hand und rührte die Sauce um. »Riechen tut es gut. Wahrscheinlich könnten wir die Nudeln reiben und einfach Spaghetti daraus machen.«
Mack blieb vor der Treppe stehen. »Ihr werdet es doch wohl noch hinkriegen, Lasagne zu kochen.«
Kane zwinkerte Javier zu. »Du hast’s erfasst, Boss.«
»Sie ist ins Erdgeschoss gegangen, um allein zu sein, Mack, aber verlass dich nicht darauf, dass sie dort geblieben ist. Sie wird wieder oben sein und ihre Computer ans Laufen bringen. Sie wird es nicht lassen können. Himmel nochmal«, sagte Javier, »ich ginge am liebsten selbst runter und würde mich dranmachen. Ich habe ihre Falle nämlich nicht aktiviert. Ich wüsste liebend gern, wer diese Mistkerle sind und wie sie ihnen eine Falle gestellt hat.«
»Danke, Javier.« Er wartete, bis Javier zu ihm aufblickte. »Du hast meinetwegen deine Beziehung zu ihr gefährdet. Das vergesse ich dir nicht.«
»Sie steht mir sehr nah, Mack. Wir müssen sie beschützen. Ich denke, das geht uns alle etwas an.«
Mack nickte und eilte die Treppe hinunter. Hinter seinem Rücken hörte er Kane murren: »Ich habe einen Kinnhaken für meine Hinterlist einkassiert, und dabei habe ich es auch zu ihrem Schutz getan.«
Javiers Gelächter hallte in Macks Ohren, als er den Treppenabsatz im ersten Stock erreichte. Nur eine einzige
Lampe brannte und warf ihren Schein auf die Reihe von Computern und Monitoren. Jaimie stand mit gerunzelter Stirn vorgebeugt da und inspizierte gebannt etwas, was sie auf einem der Bildschirme sah. Diesen Gesichtsausdruck hatte er immer besonders an ihr geliebt. Er wusste, dass sie ein Problem zu lösen versuchte, wenn er die kleinen Falten zwischen ihren Augen sah. Sie blickte zu ihm auf – natürlich hatte sie gewusst, dass er da war –, und ihr Gesichtsausdruck wurde wachsam. Gegen seinen Willen verletzte ihn dieser sichtbare Umschwung.
»Ich habe zu tun.«
Das war eine eindeutige Abfuhr. So etwas hatte er bei ihr noch nie erlebt. Sie hatte sich immer gefreut, ihn zu sehen, und da er wusste, dass sie es ernst meinte, trafen ihn ihre Worte tief. »Wir müssen eine Lösung finden, Jaimie.«
Sie wandte den Blick von ihm ab. »Ich weiß. Aber ich bin noch nicht so weit. Ich fühle mich noch etwas mitgenommen vom letzten Mal.«
»Ich will keinen Streit mit dir.«
Sie zuckte die Achseln. Ihre Finger bewegten sich über die Tastatur, und ihr Blick war auf den Bildschirm geheftet. »Wir scheinen uns, ob du es willst oder nicht, zu streiten. Ich werde mich deiner Meinung in diesem Punkt nicht anschließen, Mack. Es gibt keinen Grund dafür, immer wieder aufeinander loszugehen.«
Mack durchquerte den Raum und wusste, dass sie jede seiner Bewegungen wahrnahm, obwohl sie noch nicht einmal aufblickte. Er blieb direkt hinter ihr stehen und sah ihr über die Schulter. Das änderte nichts. Der Code, der über den Bildschirm raste, sagte ihm überhaupt nichts. Das hätte ihn stören sollen, aber es störte ihn
nicht, denn er war an Jaimie gewöhnt, und er war stolz auf ihre Fähigkeiten.
»Ich bleibe, bis ich weiß, dass du außer Gefahr bist. Wir müssen also eine Lösung finden.«
Jetzt blickte sie zu ihm auf. »Ach, wirklich? Was glaubst du wohl, was als Nächstes
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