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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Grant auf, aber dann musste er sich widerwillig eingestehen, was er trotz innerem Widerstand schon lange wusste: Sie hatte nicht nur die Mädchen und Diener dieses Hauses verzaubert, sondern auch ganz besonders den Hausherrn.
    Vivien und Grant sprachen nicht viel, während die Droschke über Londons Straßen holperte, und als sie schließlich die Einfahrt zu dem Anwesen der Lichfields erreichten, verstummten beide ganz und verharrten in Schweigen.
    Grant spürte Viviens Nervosität und verfluchte sich innerlich, weil er nicht wusste, wie er ihr die Angst vor dem, was kam, nehmen sollte. In wenigen Augenblicken würde sie einer Horde Fremder gegenüberstehen, denen sie selbst allerdings nicht fremd war. Eine schreckliche Situation. Dazu kam noch, dass sie sich nach diesem Abend wieder von ihrem unbekannten Angreifer bedroht fühlen musste. ihren Mut, ihre nach außen zur Schau gestellte Ruhe und ihr Vertrauen in ihn bewunderte Grant zutiefst.
    Und doch machte er jetzt keine Anstalten, ihr durch Worte oder Gesten Sicherheit zu geben, sie zu beruhigen.
    Denn eigentlich war er wütend auf sie. Wütend auf ihre Schönheit wütend auf ihr früheres Leben, das sie erst in diese gefährliche Situation gebracht hatte. Und ganz besonders wütend darauf, dass sie ihre sexuellen Gunstbezeigungen so großzügig verteilt hatte – statt sie nur für ihn zu reservieren.
    Es fiel ihm nicht leicht sich diese Tatsache einzugestehen, aber er konnte sich nicht mehr belügen. Er wollte sie für sich, für sich allein. Damals, heute und für alle Zeiten. Er würde noch wahnsinnig werden.
    War es da noch von Bedeutung, dass sie eine Hure gewesen war? Ihr das weiter vorzuwerfen wäre pure Heuchelei, sagte er sich. Schließlich hatte er in der Vergangenheit auch nicht gerade wie ein Mönch gelebt. Was geschehen war, war geschehen. Also, was sollte Vivien tun? In Sack und Asche gehen? Nein. Und sie bereute ja auch, dass sie sich verkauft hatte. Bereute es ehrlich, wie er glaubte. Aber Grant kam nicht gegen dieses Gefühl der Eifersucht an. Er war eifersüchtig auf jeden ihrer alten Freier und Beschützer. Es war wirklich zu lächerlich. Wenn seine Freunde und Feinde wüssten, was in ihm vorging, würden sie jeden Respekt verlieren. Deshalb durfte niemand je erfahren, was er für Vivien empfand, nicht einmal Vivien selbst.
    »Wie viel Gäste werden wohl auf dem Ball sein?«, fragte Vivien, während sie durch das Fenster auf das beeindruckende E-förmige Herrenhaus blickte. Die beiden Außenflügel waren mit Sandstein verkleidet der mittlere war von einer mächtigen Veranda beherrscht. Eingefasst wurde die ganze Anlage von hohen Hecken, die zum Teil in Löwenform gestutzt waren und die das Haus zu bewachen schienen.
    »Dreihundert mindestens«, sagte Grant gespielt gleichgültig.
    Viviens nackte Schultern bebten, als sie sich gegen den Wind stemmte, der durch das offene Fenster kam. »Und alle diese Menschen werden mich genau beobachten. Ach, es ist gut dass ich nicht werde tanzen können.« Sie lehnte sich zurück und hob den Saum ihres Kleides, bis ihre seidenbestrumpfte Fessel entblößt war, beugte sich herab und rieb mit einer Hand über die schmerzende Stelle.
    Grant beobachtete sie dabei und fühlte angesichts ihres schönen Beins eine Erregung in sich aufsteigen. In seiner Fantasie berührte er diese Fessel, streichelte ihren Unterschenkel und fuhr dann langsam hinauf bis zu ihrem Knie, um dann sanft an der Innenseite ihrer Oberschenkel bis …
    »Irgendetwas stimmt doch nicht mit Ihnen«, unterbrach Vivien seine Gedanken. »Sie scheinen so weit weg, so abwesend. Könnte es sein, dass Sie genauso nervös sind wie ich, oder ist irgendetwas anderes mit Ihnen los?«
    Jede Frau, die auch nur ein wenig Erfahrung mit Männern hatte, – hätte in dieser Situation gewusst was in Grant vorging. Dass Vivien so unschuldig tat brachte Grant auf und am liebsten hätte er sie gepackt. »Raten Sie mal«, sagte er stattdessen grob.
    Vivien war offensichtlich überrascht über Grants heftige Reaktion. »Habe ich etwas getan, was Sie verärgert?«, fragte sie verunsichert. »Oh!«, rief sie dann und griff an ihren Hals, der von der Krawattennadel des Königs geschmückt war. »Es geht um das hier, stimmt’s? Sie haben Recht ich hätte es nicht anziehen dürfen, aber ich wollte nicht dass jemand die blauen Flecken an meinem Hals sieht. Ich hatte gleich Bedenken, aber Mrs. Buttons und Kellow haben gesagt ich solle mir keine Gedanken machen, weil Sie

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