Schicksalsnacht in Atlantic City (German Edition)
„Ich glaube, Sie haben erreicht, was Sie wollten, Isabel.“
„Halten Sie mich etwa für skrupellos?“
„Das haben Sie gesagt.“
Isabel verzog kaum die Mundwinkel.
„Frühstück ist fertig!“ Devlin steckte den Kopf aus der Küchentür.
Nicole setzte eine ausdruckslose Maske auf und wandte sich zu ihm um. Isabel gelang es spielend, ihre Gefühle zu verbergen. Sie strahlte den Bruder an.
Doch Devlin sah misstrauisch zwischen den beiden Frauen hin und her. „Alles in Ordnung?“
Bevor Nicole noch etwas sagen konnte, hatte Isabel sich bei ihr untergehakt. „Aber ja! Ich habe mich gefreut, meine zukünftige Schwägerin etwas genauer kennenzulernen.“
Was für ein raffiniertes Luder, dachte Nicole wütend. Die würde vor nichts zurückschrecken, um ganz nach oben zu kommen. Wieso konnte Devlin das nicht erkennen?
Sie war froh, dass sie zum Dienst musste. Selbst wenn Devlin ihr später Vorwürfe machen sollte, weil seine Schwester früher abgereist war, sie war erleichtert, diese falsche Person los zu sein.
Ein paar Stunden später winkte Devlin der Schwester noch zum Abschied zu, dann machte er einen kleinen Spaziergang auf dem Gelände der Lodge. Er hatte sich gewundert, dass Isabel einen Tag früher als geplant abreiste, vor allem aber, dass sie meinte, ihr Besuch sei Nicole nicht recht gewesen. Irgendetwas war am Morgen zwischen den beiden Frauen passiert, aber keine wollte ihm reinen Wein einschenken.
Eigentlich war es ihm sogar recht gewesen, dass Izzy abgefahren war. Denn zwischen ihm und Nicole war alles noch so sehr in der Schwebe, dass jeder Außenstehende die Situation nur erschwerte. Dennoch, dass Nicole Izzy irgendwie gezwungen haben sollte abzureisen, konnte er sich einfach nicht vorstellen. Das sah ihr gar nicht ähnlich. Und gefiel ihm auch nicht. In seiner Familie ließ man sich nie gehen. Höflichkeit und gutes Benehmen waren ein absolutes Muss, auch wenn man anders empfand. Aber auch Nicole hatte ihm oft erzählt, wie sie mit verärgerten Hotelgästen umging, wie sie sie beruhigte und dabei nie die Haltung verlor. Also war er davon ausgegangen, dass es in diesem Punkt auch mit seiner Familie keine Schwierigkeiten geben würde.
Versteh einer die Frauen! Devlin blieb am Seeufer stehen und betrachtete die Wassersportler, die um diese Jahreszeit schon reichlich vertreten waren. Devlin hatte auf seinen Geschäftsreisen schon viel von der Welt gesehen. Aber die schlichte landschaftliche Schönheit dieser Gegend um den Lake Tahoe beeindruckte ihn auf eine ganz besondere Weise. Die Pinien dufteten, der See glitzerte.
Er sollte sich wieder an den Schreibtisch setzen, denn er hatte jetzt schon länger nicht mehr an der Gestaltung seiner Zukunftspläne gearbeitet. Doch er musste immer wieder an das denken, was heute Morgen in der Dusche passiert war.
Das wunderschöne Erlebnis, das er mit Nicole geteilt hatte, wertete er als Durchbruch. Alles würde nun anders werden. Er konnte anfangen, die Hochzeit zu planen. Im Palasthotel gab es eine hübsche Hochzeitskapelle. Sie würden nur wenige Leute einladen, die engsten Freunde und die Familie. Da Nicole eine zweiwöchige Kündigungsfrist hatte, konnte sie zum Ende des Monats aufhören. Dann hatte er auch seine Pflicht Hunter gegenüber erfüllt, und sie konnte zu ihm nach Philadelphia ziehen.
Er zog sein Handy aus der Tasche, während er zur Lodge zurückging, und rief Nicole an.
„Alles in Ordnung?“, fragte sie.
„Ja. Ich wollte dir nur sagen, dass Izzy bereits abgereist ist.“
Sie sagte nichts. Er wartete ungeduldig. Warum schwieg sie nur so lange?
„Schade“, sagte sie schließlich.
„Ich muss sagen, mir ist es ganz recht.“
„Okay.“
Okay? Wenn er nur wüsste, worüber die beiden gesprochen hatten. „Ich habe mir übrigens ihr Portfolio angesehen.“
„Und?“
„Nicht schlecht. Sie hat durchaus Möglichkeiten.“
„Wirst du sie eurem Vater empfehlen?“
„Ja, wahrscheinlich.“
„Da war sie doch sicher überglücklich!“
Irrte er sich, oder klang das sarkastisch? „Ich habe es ihr noch nicht gesagt. Ich möchte nicht, dass sie sich zu große Hoffnungen macht. Bis später dann.“
Als Devlin am Nachmittag Nicoles Häuschen betrat, blieb er gleich an der Tür stehen und sah sich um. Das erste Mal hatte er nicht so sehr auf die Einrichtung geachtet. Sie hatte kaum neue Möbel, und dennoch strahlte das Häuschen einen Charme aus, der ihn tief im Inneren anrührte. Wie sie wohl auf sein Stadthaus in Philadelphia
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