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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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würde nie wieder aufhören. Glücklicherweise stoppte es dann.«
    »Wie furchtbar«, sagte Cherry. »Man sollte nie gezwungen werden, die Arbeit von anderen zu tun.«
    »Gewöhn dich besser daran«, meinte Grace erschöpft und ging weiter die Stufen hoch. »Da wir ja keine Gewerkschaft haben.« Sie seufzte tief, um sich zu erleichtern. »Ich glaube, ich dusche jetzt und lege mich hin.«
    Als sie ins Bett schlüpfte, hörte sie Cherry und Joanne in der Küche reden. Besser gesagt, man hörte Joanne reden, die Cherry die Geschichte von Matt Conner berichtete. Nur stürzte in dieser Version Joanne mit Matt Conner und Farren auf einem Sofa Tequilas hinunter. Matt Connor schlug einen Dreier vor, während er in der Geschichte, die sie Grace erzählt hatte, lediglich vom Tisch gesprungen war. Das Seltsame war, dass Joanne dieser Unterschied überhaupt nicht bewusst war, auch nicht, dass Cherry sich anschließend mit Grace darüber unterhalten könnte. Grace hatte etwas dagegen, möglicherweise Joannes wilde Fantasien bestätigen zu müssen. Doch Cherry war echt neugierig auf Joannes Geschichten, so, als wäre ihr die Wahrheit eigentlich egal, wenn sie nur vom Leben der Promis hörte. Diese Abmachung schien beiden gut zu passen.

6
    U nterwegs in die Stadt hatte Cherry fast das ganze Abteil für sich. Wie immer war sie die einzige Weiße, nicht, dass sie etwas dagegen gehabt hätte. Sie war es allerdings nicht gewohnt, in der Minderheit zu sein. Manchmal fühlte sie sich auffällig und wie ein Sündenbock. New York besaß zwar nicht mehr eine so hohe Kriminalitätsrate wie einst, doch bei den Leuten in ihrer Heimat stand die Stadt in einem sehr schlechten Ruf. Vielleicht hatte sie diese Einstellung übernommen. Natürlich war New York in vieler Hinsicht immer noch ziemlich einschüchternd. Doch Cherry gefiel das eigentlich - sie sehnte sich nach Herausforderungen und wollte sich an einem sehr schwierigen Ort beweisen. Wo sonst in der Welt konnte man auf eine Party gehen und Matt Conner und Farren Thrush begegnen?
    Cherry nahm an, dass Joanne die Geschichte um einigen Unterhaltungswert aufgemotzt hatte - sie konnte sich nicht vorstellen, dass Matt Conner tatsächlich gesagt hatte: »Wir sollten in meinem Hotel weiterfeiern«, und dass Joanne darauf wirklich erwidert hatte: »Tut mir leid, Matt, aber ich bin verheiratet.« Aber sie hatte trotzdem ihren Spaß daran. Was sie allerdings niederdrückte, waren Grace’ harte Worte über Rick. Cherry mochte Grace sehr gern, aber jemanden ein »Superarschloch« zu nennen war nicht sehr freundlich. Und was würde Grace wohl denken, wenn sie wüsste, wohin sie, Cherry, nun unterwegs war?

    Cherry konnte sich zumindest dafür loben, ihren Wohngenossinnen klugerweise verschwiegen zu haben, dass sie zu einer Verabredung unterwegs war - wenn man das um zehn Uhr morgens so nennen konnte -, und zwar mit dem berüchtigten Dr. Nash. Grace beleidigen war das Letzte, was sie wollte, und in Grace’ Meinung sinken wollte sie ebenfalls nicht. Sie verdankte Grace eine Menge. Und vielleicht irrte sie sich ja über Rick. Sie kannte ihn nicht richtig. Man beurteilte Leute ständig falsch. Es gab auch sicher schlimmere Verbrechen als Faulheit - selbst für einen Arzt.
    Als der Zug unterirdisch weiterfuhr, grub Cherry einen Taschenspiegel aus ihrer Sporttasche. Alle sagten immer wieder, wie hübsch sie sei, aber hübsch wollte sie nicht sein. Hübsch war nicht gut genug. Sie wollte sexy sein und schön. Sie trug kein Make-up, hatte aber Lipgloss und Mascara für hinterher mitgebracht und hoffte, die Kleider in ihrer Tasche - schwarze knappe Shorts, ein rotes Jogginghemd und ein Paar White - Balance -Trainers wären für den Midtown-Tennisclub angemessen. Natürlich war das Outfit nicht so wichtig wie das, was sie jetzt trug: einen Betsy - Johnson -Baumwollsatinrock mit rosa und lila Tupfen, eine weiße ärmellose Bluse und hochhackige Riemchensandalen. Rick hatte sie noch nie in ihren normalen Sachen gesehen, und Cherry wollte einen guten Eindruck machen. Sie redete sich ein, dass Grace Rick falsch einschätzte. Und, ehrlich gesagt, hatte Cherry nie viel über Rick Nash nachgedacht, der hoch über ihr stand und den sie für völlig unerreichbar hielt. Aber vor zwei Nächten, als sie gerade Mrs. Shalvesons Bettpfanne leerte, hatte Rick den Kopf durch die Tür gesteckt
und ganz lässig gefragt: »He, Bordeaux, spielst du vielleicht Tennis?« Cherry war so verdutzt gewesen, dass sie kein Wort herausbekam.

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