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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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diese EEGs oder EGS oder DVDs oder wie die Dinger auch heißen auch nur den leisesten Pieps oder Zacken von
sich geben, dann muss Michael Lavender informiert werden. Wissen Sie, wie viele Patienten in den USA jährlich aufgrund von ärztlichen Kunstfehlern sterben? Zweihunderttausend! Das jagt jedem Amerikaner die nackte Angst ein. Also bitte, sorgen Sie dafür, dass alles seine Richtigkeit hat!«
    »Wir geben alle hier unser Bestes, Mr. Lavender.«
    Lavender seufzte und erkannte in seiner Erschöpfung, dass er vor einer unbezwingbaren Mauer aus Krankenhausregeln stand.
    Als Lavender gegangen war, betrachtete Grace Matts Karteikarten, die Kathy ausgefüllt hatte. Kein Anzeichen für eine Infektion, keine Nebenwirkungen der Medikamente. Der Beatmungsschlauch war gereinigt worden. Alle Lebenszeichen waren stabil.
    Grace setzte sich in den Ledersessel und blätterte in dem Filmskript, das Lavender zurückgelassen hatte. Sie wollte mit Matt reden, wollte, dass er ihre besänftigende Stimme hörte, aber sie fühlte sich albern, wenn sie aus dem Filmskript vorlas. Sie war eine sehr schlechte Schauspielerin. Stattdessen sah sie ihn bloß an und versuchte, ganz natürlich mit ihm zu sprechen.
    »Hallo, Matt«, sagte sie leise. »Ich bin Grace. Ich bin Ihre Krankenschwester. Vielleicht können Sie sich an mich von heute Morgen erinnern. Jetzt bin ich wieder da und werde mir die ganze Nacht mit Ihnen die Zeit vertreiben. Irgendetwas, worüber Sie gerne reden möchten?« Grace beobachtete Matts Gesicht, ob sich auch nicht die kleinste Regung zeigte. Nichts. Aber Grace musste weiter mit ihm kommunizieren. Vielleicht konnte er sie in den Tiefen seines Komas doch hören.

    Sie beschloss, ihm zu erzählen, wie ihr Großvater sich in eine Krankenschwester verliebt und sie geheiratet hatte und das Haus baute, in dem Grace nun lebte. Das war eine schlichte Geschichte, und Grace hatte sie so oft gehört, dass sie sie so natürlich wiedergeben konnte, als beschriebe sie ihre eigene Erfahrung. Es war besser, als ihm aus einem Buch vorzulesen, was sie bloß müde machen würde.Vielleicht schlief sie dabei auch ein. Als sie zum Ende der Geschichte kam - der Hochzeitszug über die Bay Avenue, angeführt von einem riesigen hupenden und blinkenden Feuerwehrwagen der Mannschaft Nummer 63 -, drängte sich unfreiwillig eine kleine Träne in ihren Augenwinkel.
    »Erzählen wir wieder Märchen?«, hörte sie da die Stimme eines Mannes.
    Grace drehte sich um. »Freddie! Wie lange stehen Sie da schon?«
    »Keine Ahnung. Wenn Sie erzählen, steht die Zeit still. Vögel fallen vom Himmel.«
    Grace errötete und wischte sich die Träne fort. »Ich weiß, es ist kitschig, wenn ich von meinen Großeltern rede.«
    »Überhaupt nicht«, erwiderte Fred. »Kann ich Sie einen Moment sprechen?«
    »Natürlich. Was gibt es?«
    Fred trat auf die andere Seite von Matts Bett und blickte sehnsüchtig und bewundernd auf den Schauspieler herab. »Hi, Matt, ich bin Dr. Hirsch«, sagte er. »Sagen Sie mal, wie ist das, wenn man jede Frau kriegt?«
    Grace stieß ein erstauntes Lachen aus. »Doktor Hirsch!«

    Fred lachte ebenfalls. Dann wurde er wieder ernst und professionell. »Ich habe vor einer Stunde mit Daras gesprochen«, sagt er zu Grace. »Wir werden ihn übermorgen aus dem Koma holen.«
    »Wirklich?«, fragte Grace. »So bald schon?«
    »Nun, das Gehirn ist abgeschwollen, und wir haben keinerlei Komplikationen. Wir wecken ihn auf, damit wir erfahren, mit welchen Schäden wir zu rechnen haben.«
    »Erwarten Sie größere Schäden?«
    »Ja, vermutlich. Es ist eine Sache der Abstufung, wenn überhaupt. Entweder hat der Mann Glück gehabt oder Pech.« Fred blickte wieder zu Matt. »Und wenn ich mir die Klatschspalten ansehe, dann ist Mister Conner ein verdammter Glückspilz.«

16
    A m nächsten Tag hatten Grace, Joanne und Cherry sich zu einem frühen Abendessen um fünf Uhr bei Nigthtingales verabredet.
    Grace und Cherry, die beide Nachtschicht hatten, trugen bereits ihre blauen Uniformen. Sie kamen zuerst und setzten sich an den dunklen Holztisch beim Fenster. Es war die »Blaue Stunde«. Der Captain spielte mit Ed dem Fischer an der Theke Schach. Neben Ed saß Connie Wilberson, eine pensionierte Bibliothekarin, die dem Captain zum zigsten Mal mit ihrer Lehrerinnenstimme einen Vortrag darüber hielt, dass man die vom Aussterben bedrohte
Lederschildkröte wieder in Turtle Island einführen müsse. Als die englischen Siedler Mitte des siebzehnten Jahrhunderts hier

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