Schicksalspfade
zwei verschiedene Nachrichten, eine an ihren Vater in Mexiko und die andere an ihre Mutter auf Nessik.
Es würde einige Tage dauern, bis die von Relaisstation zu Relaisstation weitergeleiteten Nachrichten ihre
Bestimmungsorte erreichten, und noch einmal so viel Zeit verging, bevor B’Elanna mit einer Antwort rechnen konnte.
Fünf oder sechs Tage – dann wusste sie Bescheid. B’Elanna fühlte fast so etwas wie Frieden. Versöhnung mit ihrer Mutter und eine neue Beziehung zu ihrem Vater – diese
Möglichkeiten waren nun greifbar nahe.
Ihre Sehnsucht nach Chakotay hatte nachgelassen und sie brachte Seska fast freundschaftliche Gefühle entgegen. In ihrem Leben spürte sie plötzlich ein Gleichgewicht, das ihr immer gefehlt hatte. Mehrmals sprach sie mit dem Vulkanier Tuvok und fand seine Präsenz ebenso beruhigend wie die Setonaks. Sie freute sich darauf, ihn besser kennen zu lernen.
Zwei Tage nach dem Senden der beiden Nachrichten wurde an Bord des Maquis-Schiffes plötzlich Alarmstufe Rot
ausgelöst und B’Elanna eilte von der Offiziersmesse zur Brücke. Tuvok und Chakotay befanden sich dort.
»Ein cardassianisches Schiff nähert sich«, sagte Chakotay und B’Elanna hörte die Anspannung in seiner Stimme. Sie sah auf die Anzeigen ihrer Konsole und stellte fest, dass es sich um ein Schiff der Galor-Klasse handelte – solche Schiffe waren besonders schwer bewaffnet.
Die Liberty ging in den Warptransit, aber ihr Gegner befand sich bereits in Reichweite. Phaserstrahlen trafen den Maquis-Raumer. Tuvok feuerte einen Photonentorpedo ab, der das cardassianische Schiff beschädigte, aber es gab die Verfolgung nicht auf.
»Wir müssen zurück in die Badlands«, sagte Chakotay, als die Liberty erneut getroffen wurde. Das Schiff schüttelte sich und Funken stoben aus einer Konsole.
Doch an jenem Tag boten die Badlands keinen Schutz.
Zwischen den längst vertraut gewordenen Plasmastürmen lauerte eine Anomalie und den ersten Hinweis darauf bot ein weißer Lichtblitz.
»Was war das?«, fragte Chakotay.
»Seltsam«, erwiderte Tuvok. »Wir sind gerade durch einen kohärenten Tetryonenstrahl geflogen.«
»Ursprung?«
»Unbekannt. Jetzt nähert sich uns eine massive
Verschiebungswelle…«
Sie blickten auf die Monitore und Bildschirme, als ein nebelartiges Etwas der Liberty entgegenwogte.
»Mit der gegenwärtigen Geschwindigkeit erreicht uns die Welle in weniger als dreißig Sekunden«, sagte Tuvok.
Sie versuchten, ihr zu entkommen – vergeblich. Die
Verschiebungswelle erreichte das Schiff und hüllte es in ein Licht, das die Crew blendete.
Und so geschah es, dass die Liberty vom Alpha- in den Delta-Quadranten versetzt wurde. Dort schloss sich ihre Crew schließlich der Besatzung der Voyager an und allen ihren Bemühungen zum Trotz wurde B’Elanna wieder mit Starfleet vereint.
Fast sofort fühlte sie sich an all das erinnert, was ihr an jener Institution missfiel. Es manifestierte sich in der Person von Captain Kathryn Janeway, die all die hehren Prinzipien von Starfleet repräsentierte und eine Entscheidung traf, aus der sich ernste Konsequenzen für alle Angehörigen beider Crews ergaben: Sie zerstörte jene Technik, die sie in den Delta-Quadranten transferiert hatte und mit der sie imstande gewesen wären, in die Heimat zurückzukehren.
»Wer gibt ihr das Recht, solche Entscheidungen für uns alle zu treffen?«, entfuhr es B’Elanna, als sie von Janeways Absicht erfuhr, die Phalanx des Beschützers zu vernichten.
»Sie ist der Captain«, erwiderte Chakotay schlicht und es blieb B’Elanna nichts anderes übrig als zu beobachten, wie die Voyager Trikobalt-Kapseln abfeuerte und die Phalanx zerstörte
– dadurch war es den kriegerischen Kazon nicht mehr möglich, die sanften Ocampa anzugreifen.
Für B’Elanna bedeutete es, dass all die vielen unerledigten Dinge in ihrem Leben unerledigt blieben. Sie würde nie wieder Gelegenheit bekommen, mit Mutter und Vater zu sprechen, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten und dadurch endlich inneren Frieden zu finden. Sie befand sich an Bord eines Starfleet-Schiffes, war von Starfleet-Besatzungsmitgliedern umgeben und sah sich mit genau den Regeln, Protokollen und Beschränkungen konfrontiert, die sie von der Akademie vertrieben hatten.
Eine lange, lange Reise stand ihr bevor.
7
B’Elanna sah zu ihren Freunden und begegnete aufmerksamen Blicken. »Zuerst hasste ich Captain Janeway. Ich war wütend, weil ich mich von ihr um das Leben betrogen fühlte, das
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