Schicksalspfade
andere Gefangene in der Nähe wurden aufmerksam.
Nur Tuvok und Vorik nahmen nicht an dem Kampf teil. Sie forderten ihre Schiffskameraden immer wieder auf, Vernunft anzunehmen. Schließlich traten sie in das Durcheinander und trennten die Streitenden voneinander.
Tom behielt die Tore in den Wänden im Auge. Sie durften nicht riskieren, die Ordnung im Lager so sehr zu stören, dass die Subu kamen, um alle Unruhestifter zu eliminieren. Nach und nach fand die Rauferei ein Ende und dabei bildeten sich zwei Gruppen. Eine bestand aus Tom, B’Elanna, Neelix und Seven, die andere aus Chakotay, Harry, Coris, Brad und Noah.
Tuvok und Vorik wurden ihrem vulkanischen Wesen gerecht und blieben neutral.
»Wenn so etwas noch einmal passiert, müssen Sie gehen und allein zurechtkommen«, begann Chakotay, aber Tom
unterbrach ihn sofort.
»Genau das habe ich ohnehin vor!«, rief Paris. »Und diese Leute hier begleiten mich.« Er wandte sich an die hinter ihm stehenden Personen. »Das stimmt doch, oder?«
B’Elanna, Neelix und Seven bestätigten.
»Wie Sie wollen«, erwiderte Chakotay. »Bauen Sie eine Unterkunft ab und suchen Sie sich eine Stelle, die möglichst weit von hier entfernt ist. Kommen Sie mir nicht noch einmal in die Quere.«
Tom nickte seiner Gruppe zu und sie begannen damit, eine der beiden Unterkünfte auseinander zu nehmen. Unterdessen hatte sich ein neugieriges, aber nicht sehr großes Publikum eingefunden. Tom glaubte, dass es recht oft zu solchen Auseinandersetzungen kam, aber vermutlich boten sie
trotzdem eine willkommene Abwechselung von der Monotonie des Lagerlebens. Glücklicherweise blieb der Zwischenfall unerheblich genug, um nicht den Zorn der Wächter zu erregen, obwohl sie ihn bestimmt bemerkt hatten. Paris hoffte, dass er genügte, um über ihre wahren Absichten hinwegzutäuschen.
Eine Stunde später war die Unterkunft in ihre Einzelteile zerlegt und Toms Gruppe war zum Aufbruch bereit. Tuvok stand auf und wandte sich an Chakotay. »Commander, ich halte es für das Beste, wenn ich diese Gruppe begleite und dafür sorge, dass sie eine sichere Distanz wahrt. Außerdem möchte ich ihr zu einer besseren emotionalen Kontrolle verhelfen.«
»Einverstanden«, sagte Chakotay. »Was ist mit Ihnen,
Vorik?«
Der junge Vulkanier schien nachzudenken, bevor er eine Entscheidung traf. Schließlich wandte er sich an Chakotay.
»Ich begleite Commander Tuvok, Sir. Vielleicht kann die Präsenz von zwei Vulkaniern mehr Rationalität bewirken.
Aber ich bitte Sie um Erlaubnis, gelegentlich hierher zurückkehren zu dürfen. Ich habe nicht an der
Auseinandersetzung teilgenommen und hoffe, hier
willkommen zu sein.«
»Natürlich«, erwiderte Chakotay. »Sie können zu uns
kommen, wann Sie wollen.« Auch das sah ihr Plan vor – auf diese Weise sollten die beiden Gruppen in Verbindung bleiben.
Tom hoffte nur, dass es nicht zu offensichtlich war.
»Gehen wir«, sagte Paris knapp und kehrte Chakotay den Rücken zu.
Während der kartographischen Mission am vergangenen Tag hatte Neelix eine freie Stelle am Rand des Lagers entdeckt, nicht weiter als fünfundzwanzig Meter von der Wand entfernt und unmittelbar neben der zwanzig Meter breiten »freien Zone«, die sich vor den Wänden erstreckte und die kein Gefangener betreten durfte.
Eine kleine Barackenstadt erstreckte sich neben dem von niemandem beanspruchten Stück Land. Sie war die Heimstatt einer Gruppe, die aus etwa fünfzig Personen bestand. Es handelte sich um große, anmutig wirkende Humanoiden mit so schwarzer Haut, dass sie den Eindruck erweckten, sich mit Kohle beschmiert zu haben. Einen auffallenden Kontrast dazu bildete das sorgfältig nach hinten gekämmte und
zusammengebundene weiße Haar.
Das makellose Erscheinungsbild dieser Leute deutete auf großen Stolz hin, denn es war bestimmt nicht leicht, in einer derartigen Situation sauber und adrett zu bleiben. Tom rieb sich die stoppeligen Wangen – er hatte sich seit einigen Tagen nicht mehr rasiert und sah wohl kaum sehr gepflegt aus.
Tuvok übernahm die Führung der Gruppe und unter seiner Anleitung wurde die neue Unterkunft errichtet. Sie musste möglichst groß sein, denn in ihr sollte heimlich ein Transporter zusammengebaut werden – ziemlich viel würde unter diesem Dach geschehen.
Tom trieb einen Pflock in den Boden, um eine Ecke des Unterstands zu markieren, als er plötzlich eine Präsenz hinter sich spürte. Er drehte sich um und sah einen der schlanken, schwarzen Humanoiden, der
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