Schicksalspfade
richtigen Stelle. Die Wand vor ihnen wuchs immer mehr.
»Ist Ihr Vater Klingone? Oder Ihre Mutter?« Tom Paris schien nicht bereit zu sein, dieses Thema einfach so fallen zu lassen.
»Meine Mutter.«
»Gehört Ihr Vater zu Starfleet?«
»Wenn wir schon miteinander sprechen müssen – können wir nicht über etwas anderes reden?«
Ein oder zwei Sekunden lang musterte er sie ernst. »Wie wär’s mit einem Bad?«, fragte er. »Es wird Zeit für eine Abkühlung.«
B’Elanna nickte. Es war wirklich zu heiß, um längere Zeit zu arbeiten, ohne eine Pause einzulegen und sich abzukühlen. Sie streiften die Handschuhe ab und schritten zum Fluss im Wald.
»Wussten Sie, dass wir zur gleichen Zeit an der Akademie waren?«, fragte Tom beiläufig.
B’Elanna drehte den Kopf und sah ihn an.
»Ich habe Sie nicht gesehen.«
»Ich war nicht so auffällig wie Sie – es gibt nicht viele Klingonen, die die Starfleet-Akademie besuchen.«
Ärger regte sich in B’Elanna. Würde es immer so sein?
Musste sie immer damit rechnen, auf diese Weise klassifiziert und eingeordnet zu werden? »Mein Vater ist bei Starfleet«, sagte sie. »Ich habe ihn zuletzt gesehen, als ich fünf Jahre alt war, aber durch seinen Namen war es mir möglich, die
Aufnahmeprüfung abzulegen.«
»Warum haben Sie ihn so lange nicht gesehen?«
B’Elanna seufzte. Tom Paris schien an diesem Tag noch neugieriger als sonst zu sein. »Er verließ uns.«
Sie fühlte den Blick seiner blauen Augen und vermied es, ihn zu erwidern. »Warum?«
In B’Elannas Herzen schien sich etwas zusammenzuziehen, wie immer, wenn es um diese besondere Frage ging. »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie ehrlich. Voraus hörte sie ein Plätschern zwischen den Bäumen und war froh, dass dieses Gespräch bald ein Ende fand.
Wenige Sekunden später erreichten sie den Fluss: Er war zehn Meter breit und sein herrlich kühles Wasser strömte schnell einem Tal entgegen. An dieser Stelle seines Laufs durchquerte der Fluss einen fast ebenen Bereich und dadurch wuchs er in die Breite und formte einen Teich, in dem das Wasser zwar in Bewegung blieb, aber nicht mehr annähernd so schnell floss. B’Elanna watete sofort hinein und schnappte nach Luft, als das kalte Wasser auf die vom Sonnenschein erhitzte Haut traf. Sie hoffte, Tom Paris und seinen
neugierigen Fragen endlich entgehen zu können.
Er folgte ihr, sprang ins kühle Nass, tauchte wieder auf und prustete hingebungsvoll. B’Elanna lachte und die während der vergangenen Minuten in ihr entstandene Anspannung
verflüchtigte sich. Verspielt ließ Tom das Wasser in ihre Richtung spritzen und sie erwiderte die neckische Geste, Eine Zeit lang machten sie so weiter, lachten und prusteten, vergaßen die drückende Hitze, als sie im Wasser umhertollten.
Dann tauchte B’Elanna. Sie war eine gute Schwimmerin und wusste, dass sie Tom überraschen würde, wenn sie hinter ihm auftauchte. Sie griff nach seinen Beinen und stieß ihn abrupt nach oben, sodass er halb aus dem Wasser kam und dann zurückfiel, unter die Oberfläche sank. Anschließend tauchte sie auf, um das Spektakel zu beobachten, achtete dabei darauf, außerhalb seiner Reichweite zu bleiben. Tom schnappte nach Luft, als sein Kopf die Wasseroberfläche durchstieß, und er sah sich nach B’Elanna um. Sie lächelte und tauchte erneut, begleitet von dem Wissen, dass sie ihm hier überlegen war.
Unter der Oberfläche war das Wasser kälter und die
Strömung stärker, doch daraus ergaben sich keine Probleme für B’Elanna. Sie kannte ihr Ziel: einige Felsen, die an der tiefsten Stelle des Flusses eine Art Irrgarten formten. Sie schwamm mit energischen Zügen. Im schnell fließenden
Wasser konnte sie nichts sehen, ließ sich allein von Erinnerung und Instinkt leiten. Es dauerte nicht lange, bis sie den ersten Felsen erreichte. Sie griff danach und zog sich an ihm vorbei ins »Labyrinth«.
Dort war das Wasser fast unbewegt – die großen Steine schirmten diesen Bereich von der Strömung ab. B’Elanna spürte angenehme Ruhe, als sie langsam durch den Wald aus Felsen glitt. Angesichts ihrer besonderen Lungenkapazität hatte sie nicht den geringsten Zweifel daran, dass sie ein ganzes Stück länger unter Wasser bleiben konnte als Tom Paris.
Anmutig wie ein Fisch schwamm sie zwischen den Steinen und stellte sich lächelnd vor, wie Tom mit wachsender Verwunderung auf ihr Auftauchen wartete. Es war nicht unbedingt fair, ihm einen solchen Streich zu spielen, aber angesichts seiner
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