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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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direkt vor der Sonne stand. Paris erhob sich und hoffte, dass ihnen ein Kampf gegen diese Leute erspart blieb. Die Voyager- Gruppe war ihnen zahlenmäßig weit unterlegen und hinzu kam: Die Männer dieser
    weißhaarigen Spezies überragten Tom und die anderen um mindestens anderthalb Meter und hatten lange, muskulöse Arme. Es wäre praktisch unmöglich gewesen, sich gegen solche Widersacher durchzusetzen.
    »Ich bin Tassot Bnay von den Rai’.« Seine Stimme war
    unglaublich tief, wie das Grollen eines fernen Gewitters. »Mit welchen Absichten lassen Sie sich hier nieder?«
    Tom war selbst recht groß, aber in diesem Fall musste er den Hals recken, um zu dem Mann aufzusehen. »Wir hatten Streit mit dem Rest unserer Gruppe und hielten es für besser, uns von ihr zu trennen, anstatt den Kampf fortzusetzen. Wir haben nichts gegen Sie und kümmern uns um unsere eigenen
    Angelegenheiten. Ich hoffe, das ist Ihnen recht.«
    Der Mann nickte kurz, machte aber keine Anstalten zu gehen.
    »Manche Personen geben uns die Schuld an ihrem Leid, Wir müssen uns vor Vergeltung hüten.«
    Dieser Hinweis weckte Toms Interesse. »Warum sollte man Ihnen die Schuld geben?«
    »Wir sind die Rai’. Der Krieg gegen uns hat die Subu zur Einrichtung solcher Lager veranlasst.«
    »Ah.« Zum ersten Mal bekamen es Tom und seine Begleiter mit den Gegenspielern jener Geschöpfe zu tun, die sie entführt und hierher gebracht hatten. Er wollte die Gelegenheit nutzen, um mehr herauszufinden. »Worum geht es bei dem Konflikt?«
    »Im Krieg geht es immer um Macht und Macht ergibt sich durch die Eroberung von Territorien. Die Subu haben die Welten vieler Völker übernommen und nie trafen sie auf nennenswerten Widerstand. Bis sie uns begegneten.«
    Tom nickte. Bei allen Geschichten gab es zwei Seiten, auch bei denen, die einen Krieg betrafen. Aber er spürte, wie sein Respekt vor diesem stolzen Humanoiden wuchs, der sofort nach dem Eintreffen der Voyager- Gruppe zu einer Friedensmission aufgebrochen war.
    »Wir nehmen Subu gefangen – und sie uns. Meine
    Artgenossen und ich haben die Chance, durch einen
    Gefangenenaustausch in die Freiheit zurückzukehren. Aber für die Angehörigen anderer Völker besteht keine solche
    Möglichkeit und das gilt auch für Sie. Das bedauern wir.«
    »Ist es jemals einem Gefangenen gelungen, von hier zu entkommen?«, fragte Tom wie beiläufig und wandte sich wieder dem Pflock zu.
    »Man könnte nirgendwohin fliehen. Dichter,
    undurchdringlicher Dschungel umgibt das Lager. Dieser Planet ist unbewohnt.«
    »Hm.« Tom versuchte, sein Brummen möglichst neutral
    klingen zu lassen. Tassot ging in die Hocke, wodurch sein Kopf fast auf einer Höhe mit dem Toms war. Aus großen, dunklen Augen sah er den Menschen an.
    »Fluchtversuche werden grausam bestraft. Und es gibt
    Belohnungen für Gefangene, die potenzielle Flüchtlinge melden. Lassen Sie sich bei Ihren Taten von diesen beiden Wahrheiten leiten.«
    »Danke. Ich werde daran denken.« Tom warf einen kurzen Blick auf den Pfahl und wandte sich dann an den großen, schwarzen Mann an seiner Seite. »Es klingt ganz so, als gäbe es nur einen Ausweg – den Tod.«
    Tassot schwieg einige Sekunden lang, bevor er erwiderte:
    »Das Sensornetz schränkt die Möglichkeiten, auf die andere Seite der Wand zu gelangen, stark ein. Aber wenn es doch jemandem gelänge, das Lager zu verlassen… Er müsste kaum befürchten, von den Wächtern verfolgt zu werden. Sie wissen, dass man im Dschungel nicht lange überleben kann.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Man kann schnell sterben –
    oder langsam. Vergessen Sie das nicht.«
    Dann erhob er sich und ging fort, wobei er für jemanden von seiner Größe erstaunlich viel Anmut zeigte. Tom ließ sich die doppeldeutigen Worte des Humanoiden noch einmal durch den Kopf gehen. Der Mann hatte darauf hingewiesen, dass
    Fluchtversuche streng bestraft wurden – aber wenn es jemand schaffte, aus dem Lager zu entkommen, so brauchte er nicht damit zu rechnen, verfolgt zu werden. Welche Botschaft verbarg sich hinter diesen Bemerkungen? Tom dachte eine Zeit lang darüber nach, begriff dann aber, dass sie ihren Fluchtplan nicht aufgeben würden, um einfach nur dazusitzen und auf den Hungertod zu warten. Auch das war ein langsamer Tod, und schlimmer noch: ein passiver. Und deshalb kam für Tom so etwas absolut nicht in Frage.
    Sie verbrachten den Tag damit, nach duotronischen
    Komponenten zu suchen, und am Abend bestand das Ergebnis ihrer

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