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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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nicht mit absoluter Gewissheit sagen«, begann er in einem verschwörerischen Tonfall. »Aber Bob Dehan hörte es von Jim Bradley, und der hat’s vom Trainer.«
    Tom ahnte, was jetzt kam, aber er blieb zurückhaltend – auch deshalb, weil er noch nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. »Coach Patton hat seine Auswahl getroffen?«, fragte er vorsichtig.
    Charlie beugte sich aufgeregt näher. »Ja, und wir gehören beide zum Team.« Er klopfte Tom fest auf die Schulter und fast wäre Paris zusammengezuckt. Charlies rundes und
    fleischiges Gesicht täuschte: Er war ein durchtrainierter Athlet, schlank und muskulös, schnell und so geschmeidig wie eine vulkanische Dschungelkatze.
    »Ich wusste, dass du es schaffen würdest – niemand spielt an der linken Flanke so gut wie du –, aber Dehan meinte, dass wir beide in der Mannschaft sind.« Charlie sah Tom an und lächelte strahlend. »Du weißt doch, was das bedeutet, oder? Es bedeutet, das Team hat eine echte Chance, die kalifornische Parrises-Squares-Meisterschaft zu gewinnen, vielleicht sogar die nationale. Aber sprich auf keinen Fall mit deinem Vater darüber, bevor Patton die Sache offiziell macht, klar?«
    Erst jetzt bemerkte Charlie Toms Mangel an Begeisterung.
    Dünne Falten der Verwirrung bildeten sich auf seiner Stirn und er wich ein wenig zurück, um Tom zu mustern. »Du solltest versuchen, deinen Enthusiasmus im Zaum zu halten«,
    brummte er. »Sonst merken die anderen etwas.«
    Tom atmete tief durch. Ihm war klar gewesen, dass dieser Moment kommen würde, und bis jetzt hatte er einfach die Augen davor verschlossen. Als er in das runde Gesicht seines Freunds blickte, den er kannte, seit er ein kleines Kind gewesen war, fühlte er sich plötzlich elend. Und versuchte, den Moment der Entscheidung noch etwas hinauszuschieben.
    »Natürlich bin ich aufgeregt«, sagte er. »Aber gestern Abend ist es sehr spät geworden und heute Morgen steht eine wichtige Prüfung in Geomorphologie auf dem Programm.«
    Ob Charlie ihm glaubte? Selbst für die eigenen Ohren klang seine Stimme hohl und plötzlich wünschte er sich fort. Am liebsten wäre er gelaufen, um irgendwann irgendwo erschöpft zu Boden zu sinken.
    »Du hast es dir doch nicht anders überlegt, oder?«, fragte Charlie. »Auf diese Chance warten wir, seit wir zu spielen begonnen haben.«
    Tom fühlte sich immer schlechter. Charlies Hinweis traf ihn an einem wunden Punkt. Über Jahre hinweg hatten sie mit dem Ziel trainiert, in die Mannschaft des kalifornischen Akademie-Instituts – Starfleets Vorbereitungsschule – aufgenommen zu werden, und während der letzten beiden Jahre war es ihnen mit jenem Team gelungen, die Bezirksmeisterschaft zu gewinnen.
    Wie konnte er Charlie jetzt sagen, dass er kein Mitglied der eigentlichen Akademie-Mannschaft werden wollte?
    »Charlie«, sagte er ausweichend, »wir sollten auf eine Feier verzichten, solange wir nicht ganz sicher sind, einverstanden?
    Andernfalls erwartet uns vielleicht eine bittere Enttäuschung.«
    Er fügte diesen Worten ein Lächeln hinzu, das hoffentlich überzeugend genug wirkte. »Wir sehen uns heute Abend«, fügte er hinzu, bevor Charlie Gelegenheit bekam, irgendetwas zu sagen. »Vor der Prüfung muss ich noch zur Bibliothek.« Er eilte fort und ließ einen verwirrten Charlie zurück.
    Am nächsten Tag bestellte ihn sein Vater zu sich ins Büro.
    Commander Klenman, eine Britin, die seit Jahren als
    Adjutantin für Toms Vater arbeitete, lächelte herzlich, als er eintrat. Sie war klein, hatte eisengraues Haar und einen stark ausgeprägten Unterkiefer. In ihren dunklen Augen funkelte ein nur schlecht gehütetes Geheimnis. Tom stellte sie sich in der Hand eines Feindes vor – bestimmte hätte sie allein mit ihren Augen alles verraten, was sie wusste.
    »Er führt gerade ein Kom-Gespräch mit dem vulkanischen Botschafter«, sagte Commander Klenman. Es klang knapp und forsch, aber vielleicht ging dieser Eindruck auf ihren aristokratischen Akzent zurück. Tom mochte Klenman. Sie hatte ihn praktisch aufwachsen sehen: Oft war sein Vater, der Admiral, mit anderen Dingen beschäftigt gewesen und dann hatte sie ihn bei schulischen Veranstaltungen und dergleichen vertreten.
    Tom nahm Platz und Klenman musterte ihn lächelnd. »Wie ist der erste Monat gewesen?«
    »Ziemlich hart – ich wäre ein Lügner, wenn ich etwas
    anderes behaupten würde. Derzeit lerne ich, mit weniger Schlaf auszukommen, als ich für möglich gehalten hätte.«
    »Das sagen alle

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