Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
Vom Netzwerk:
beginnen.«
    »Ist eine junge Frau daran beteiligt?«
    Tom hätte am liebsten gelächelt – sein Vater schien zu glauben, dass diese seiner Meinung nach verrückte
    Entscheidung darauf zurückzuführen war, dass er sich in irgendeine Frau vernarrt hatte. Er machte von seiner eigenen Selbstbeherrschung Gebrauch und blieb stoisch. »Nein, Sir. Ich meine, das Team wird nicht nur aus Männern bestehen,
    sondern auch aus Frauen, aber an keiner von ihnen habe ich besonderes Interesse.«
    »Ich verstehe«, sagte sein Vater erneut.
    Ein seltsames Gefühl entstand in Tom. Er hatte seinen Vater aus der Fassung gebracht. Admiral Paris wiederholte sich, weil er nicht wusste, wie er mit der unerwarteten Rebellion seines Sohns fertig werden sollte.
    Der Admiral stand auf und trat an eine Wand heran, die weitere Bilder zeigte: Porträts hochrangiger Starfleet-Offiziere, die alle den Namen Paris trugen und praktisch den Adel der Föderation darstellten. Er betrachtete eins, wandte sich dann wieder an seinen Sohn. »Nun, deine Mutter wird enttäuscht sein. Sie war dein größter Fan am Institut und ich weiß, dass sie dir auch an der Akademie zujubeln wollte.«
    Lügner, dachte Tom. Du bist derjenige, der enttäuscht ist, aber das kannst du nicht zugeben. »Ich spreche mit ihr«, bot er an. »Sie wird es bestimmt verstehen.«
    »Natürlich. Dein Glück liegt ihr sehr am Herzen. Ganz gleich, welche Opfer sie dafür bringen muss. Ich hoffe, du entwickelst eine ähnliche Anteilnahme, wenn du reifer wirst.«
    »Da bin ich sicher, Sir«, erwiderte Tom. Er bedauerte es, seine Mutter mit dieser Entscheidung zu enttäuschen.
    Andererseits: Er war sicher, dass sie auch dann auf ihren Sohn stolz war, wenn er an Abfahrtsläufen teilnahm, anstatt beim Parrises Squares die linke Flanke zu übernehmen. Sein Vater setzte jedes Mittel ein, um ihn von seiner Entscheidung abzubringen.
    Das warme, noch immer nicht identifizierte Gefühl in Tom dehnte sich aus.
    »Ich möchte dich bitten, sorgfältig zu überlegen, bevor du eine endgültige Entscheidung triffst. Es ist eine sehr große Ehre, als Kadett des ersten Semesters in die PS-Mannschaft berufen zu werden. Ein solches Angebot lehnt man nicht einfach so ab.«
    Es wäre leicht gewesen, diesem einfachen Wunsch zu
    entsprechen. Doch die kleine Flamme, die in Tom brannte, ließ sich nicht löschen. »Ich habe bereits sorgfältig nachgedacht, Sir«, sagte er und hoffte, dass er angemessen würdevoll klang.
    »Meine Entscheidung steht fest.«
    Für einige Sekunden senkte sich schwere Stille herab. Bis Admiral Paris schließlich sagte: »Dann respektiere ich sie.«
    Aus der kleinen Flamme in Tom wurde ein wildes Feuer. Er verstand dieses Empfinden nicht ganz: Er hatte seinen Vater enttäuscht, jenen Mann, von dessen Ansichten sein Leben nachhaltig bestimmt worden war. Man sollte meinen, dass er sich zumindest ein wenig schuldig fühlte.
    Stattdessen zitterte Triumph in ihm, das Gefühl, einen Sieg errungen zu haben. Als er das Büro seines Vaters verließ und sich mit einem fröhlichen Wink von Commander Klenman
    verabschiedete, gelang es ihm plötzlich, das neue, Schwindel erregende Gefühl zu identifizieren: Es war Macht.
    Irgendwann im späten einundzwanzigsten Jahrhundert hatte das Interesse an Abfahrtslauf und Slalom nachgelassen. Schon zuvor waren die traditionellen Skier aus der Mode gekommen und durch Gleitschuhe ersetzt worden. Anschließend setzte sich immer mehr das Snowboard durch und die Rennen wichen akrobatischen Darbietungen. Und als dann das Hoverboard entwickelt wurde, verdrängte es innerhalb kurzer Zeit alle Konkurrenten.
    Doch einige Traditionalisten in Europa, vor allem in
    Skandinavien, betrieben weiterhin den alten Sport und glitten auf langen Brettern über den Schnee, was vielen Leuten überaus exzentrisch erschien. Diese Traditionalisten gaben ihr Können an ihre Kinder weiter, die es ihrerseits an ihre Kinder weitergaben. Auf diese Weise blieb das Skilaufen hier und dort auf der Welt lebendig.
    Toms Mutter gehörte zu den Personen, die ihre Kinder, zwei Töchter und einen Sohn, mit etwas vertraut machten, das als eine archaische Aktivität galt. Doch nur Tom zeigte echtes Interesse. Als Zehnjähriger brachte er seine erste Abfahrt an einem sanft geneigten Hang hinter sich, in einem
    Wintersportort unweit des Lake Tahoe, unter der Aufsicht von Henri Islicker, eines geduldigen Herrn aus der Schweiz.
    Islicker versuchte, in Amerika neue Begeisterung für den alten Sport zu

Weitere Kostenlose Bücher