Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
Vom Netzwerk:
abbrechen.«
    »Das tut mir Leid. Für mich grenzt es an ein Wunder, dass nicht noch mehr Leute stürzen, wenn sie diese steilen Hänge hinabsausen. Ich weiß überhaupt nicht, wie du es schaffst, auf den rutschenden Brettern das Gleichgewicht zu halten. Wie steuert man eigentlich?«
    »Mit viel Übung«, lautete Toms lakonische Antwort. Ihm lag nichts daran, über die Technik des Skilaufens zu diskutieren.
    »Bis zu seinem Sturz lief Tom sehr gut«, warf seine Mutter ein. Sie war Kampfkunstlehrerin und in hervorragender körperlicher Verfassung. Außerdem galt sie als
    paläontologische Gelehrte. Tom kannte keine liebevollere, herzlichere und großzügigere Frau. Er hatte sich oft gefragt, was sie dazu veranlasst haben mochte, seinen Vater zu heiraten.
    Erneut sah er zu Admiral Paris, der jetzt nicht mehr auf das Display des Handcomputers sah. Er richtete einen
    leidenschaftslosen Blick auf Frau und Kinder, wie jemand, der in Gedanken Multiplikationstabellen durchging. Aber seine Worte bestätigten Toms Vermutung: Er hatte tatsächlich alles gehört.
    »Ich hoffe, du hast dich nicht verletzt«, sagte er und seine Stimme klang völlig neutral, verriet nichts. Was für ein Spiel trieb er? Er hatte den Sturz gesehen und beobachtet, wie Dutzende von Personen seinen Sohn umringten, ihn
    untersuchten und dann zum Medo-Zentrum transferierten.
    Warum wählte er ausgerechnet solche Worte?
    »Es hat mich ziemlich erwischt«, erwiderte Tom und hielt im Gesicht seines Vaters nach einer Reaktion Ausschau. »Einige Knochenbrüche sowie Muskel-und Bänderrisse. Aber
    inzwischen ist alles regeneriert. Es fühlt sich nur noch ein wenig wund an.«
    »Freut mich, dass es nichts Ernstes war«, sagte sein Vater und sah wieder aufs Display.
    »Owen, Moira ist seit drei Monaten nicht zu Hause gewesen.
    Könntest du den Handcomputer nicht zum Essen beiseite legen?«
    Admiral Paris lächelte freundlich und schaltete das kleine Gerät aus. »Entschuldige. Die Ktarianer haben eine Expedition in den Beta-Quadranten vorgeschlagen. Wollte nur auf dem Laufenden bleiben.« Er sah Moira an und sein Lächeln gewann etwas Liebevolles. »Gibt es Neuigkeiten aus Südkarolina?«
    Tom hörte nur mit halbem Ohr zu, als Moira mit einem
    ausführlichen Bericht über die vielen Probleme des
    medizinischen Studiums berichtete und damit die volle Aufmerksamkeit ihres Vaters zu beanspruchen schien. Das Verhalten des Admirals verblüffte ihn. War ihm der Sturz seines Sohns beim Lauberhornrennen so peinlich, dass er nicht einmal zugeben wollte, ihn gesehen zu haben? Nahm er
    Rücksicht auf Toms Gefühle, indem er vorgab, nicht zugegen gewesen zu sein?
    Oder – und dieser Gedanke wirkte auf Tom wie ein Fausthieb in die Magengrube – war er tatsächlich nicht zugegen gewesen?
    Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. Verlegenheit und Scham erfüllten ihn, noch größer und intensiver als am Morgen in den Berner Alpen. Seine Gedanken überschlugen sich, wie um dem Sturz während des Abfahrtslaufs die Ehre zu erweisen. Hatte er sich nur eingebildet, seinen Vater gesehen zu haben? Oder hatte er jemanden bemerkt, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Admiral Paris aufwies? War Toms
    Unterbewusstsein bestrebt gewesen, jene Person für seinen Vater zu halten?
    Und wenn ja – warum? Er hatte nicht erwartet, Admiral Paris bei einem Wettrennen zu sehen. Ganz deutlich erinnerte er sich an seine Überraschung – dadurch hatte er die Kontrolle über sich verloren, was zum Sturz führte.
    Wenn er also davon überzeugt gewesen war, dass sein Vater nicht zu den Zuschauern des Wettrennens zählte – wieso hatte er dann geglaubt, ihn im Publikum am Rand der Strecke zu erkennen?
    Es gab nur eine Antwort auf diese Frage und sie gefiel Tom nicht. Sie lautete: Tief in seinem Innern wünschte er sich, dass Admiral Paris zusah, wenn sein Sohn an einem Wettkampf teilnahm. Tom wünschte es sich so sehr, dass sein
    Unterbewusstsein ein entsprechendes Bild projizierte.
    »Deine Wangen glühen, Tom. Hast du Fieber?« Seine Mutter musterte ihn beunruhigt. Tom schüttelte den Kopf, brachte aber keinen Ton hervor. Sein Vater und Moira unterbrachen ihr Gespräch, sahen ihn an. Moiras Gesicht brachte Sorge zum Ausdruck. Die Miene von Admiral Paris blieb undeutbar.
    Frag ihn, flüsterte eine Stimme in Tom. Ein guter, vernünftiger Rat. Wenn er seinen Vater fragte, ob er das Rennen besucht hatte, so bekam er Gewissheit. Wenn Admiral Paris nicht zum Lauberhorn gekommen war… Dann

Weitere Kostenlose Bücher