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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Dieser Gedanke gab ihm neuen Auftrieb, als er den Shuttle durch die schwarze Leere des Alls rasen ließ.
    Es gab schlimmere Orte als Neuseeland, um eine
    Freiheitsstrafe zu verbringen. Die Arbeit war hart – es ging um die Restaurierung alter Ruinen für ein historisches Projekt –, aber Tom fand die körperliche Arbeit befriedigend, auch deshalb, weil sie es ihm erlaubte, nachts zu schlafen. Dazu war er nicht imstande gewesen während der Zeit, die zwischen seinem Aufenthalt in der Arrestzelle an Bord der Bradbury und der Verurteilung lag. In jenen Nächten hatte er wach gelegen und sich vorgestellt, wie sehr seine Mutter litt, während das Verfahren gegen ihn lief.
    Über die Gefühle seines Vaters dachte er nicht nach – viel zu deutlich konnte er sich seine strenge Stimme vorstellen. Doch das Leid, das er seiner Mutter bescherte, bedauerte er zutiefst und er empfand einen Abscheu vor sich selbst, der schlimmer war als jede Bestrafung durch Starfleet.
    Als er nach Auckland transferiert wurde und damit begann, viele Stunden lang am Restaurierungsprojekt zu arbeiten, verbesserte sich seine Stimmung, obgleich noch immer eine schwere Bürde auf ihm lastete. In Gedanken erstellte er eine Übersicht seiner positiven und negativen Eigenschaften.
    Negativ: schlecht kontrollierte Impulsivität; Manipulation anderer Personen; die Neigung, mit sich selbst beschäftigt zu sein; und natürlich die Fähigkeit zu lügen. Weitere Punkte fielen ihm ein und er begriff, dass sich diese Liste beliebig lang fortsetzen ließe, im Gegensatz zu der mit seinen positiven Eigenschaften. Sie beschränkten sich darauf, dass er ein sehr guter Pilot war.
    Wie jämmerlich, wenn sein Leben darauf hinauslief. Etwas in ihm wollte dies alles ändern und einen Plan entwickeln, um sich reinzuwaschen. Ein anderer, schwer fassbarer Aspekt seines Selbst wandte sich gegen diese Instinkte und forderte ihn auf, einfach seine Strafe abzusitzen und zu sehen, was dann geschah.
    Und so ließ er sich weiter treiben.
    Seit sieben Monaten befand er sich in der
    Rehabilitierungskolonie und konzentrierte sich auf eine neue Schweißtechnik, die man ihm beigebracht hatte. Es war ein warmer, feuchter Tag, aber die Luft duftete aromatisch und Vögel zwitscherten in den Wäldern, die die Ruinen umgaben.
    Tom war so sehr auf seine Arbeit konzentriert, dass er nicht hörte, wie sich ihm jemand näherte. Er zuckte unwillkürlich zusammen, als die Stimme einer Frau erklang. »Tom Paris?«
    Er hob den Kopf und sah eine adrette Frau in der Uniform eines Starfleet-Captains. Trotz der schwülen Hitze wirkte sie kühl und gefasst. Plötzlich war es Tom peinlich, dass er so sehr schwitzte.
    »Ich bin Kathryn Janeway und habe unter Ihrem Vater
    gedient…«
    Diese Worte änderten Toms Leben für immer.
    9
    Tom beendete seine Erzählung und merkte plötzlich, dass er zum Schluss immer leiser geworden war – seine Zuhörer hatten sich vorgebeugt, um ihn zu verstehen. Überrascht nahm er die Tränen in seinen Augen zur Kenntnis und wischte sie verlegen fort. Er spürte keine Verachtung oder
    Geringschätzung bei seinen Gefährten; sie begegneten ihm vielmehr mit Anteilnahme. B’Elanna legte ihm die Hand auf den Arm und die Blicke der anderen signalisierten
    Freundschaft.
    »Nun…«, sagte Tom, nachdem er einige Male tief
    durchgeatmet hatte. »Ich wusste gar nicht, wie befreiend so etwas sein kann.« Er schüttelte den Kopf und versuchte, in die Gegenwart zurückzukehren. »Jetzt bedauere ich, dass ich mich nicht schon viel eher dazu durchgerungen habe, alles zu erzählen.«
    »Es war sehr tapfer von dir, Tom«, erwiderte B’Elanna und er hörte die Aufrichtigkeit in ihrer Stimme. Sein Selbst fühlte sich plötzlich so leicht an wie seit einer halben Ewigkeit nicht mehr.
    »Ich glaube, wir sollten jetzt schlafen«, sagte Tuvok in dem für ihn typischen förmlichen Tonfall. »Morgen erwartet uns ein anstrengender Tag.«
    Alle standen auf, um sich in die Unterkunft zu begeben.
    Neelix blieb zurück und wandte sich an den Piloten.
    »Tom…«, sagte er zögernd. »Ich danke Ihnen.«
    »Wofür?«
    »Weil Sie mir den Mut gegeben haben, etwas zu tun, das ich schon vor langer Zeit hätte erledigen sollen.« Im Anschluss an diese Worte drehte sich Neelix um und verschwand in der Unterkunft.
    Tom fragte sich kurz, was der Talaxianer meinte. Aber dann griff B’Elanna nach seinem Arm und führte ihn ins Quartier, wo sie in einer Umarmung einschliefen.
    Neelix erwachte am nächsten Morgen

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