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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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mit einem klaren Ziel.
    Ihm knurrte der Magen, aber er wusste, dass es den anderen ebenso erging, und deshalb versuchte er, den Hunger so weit wie möglich zu ignorieren. Heute wollte er das Lager
    durchsuchen und erst dann zurückkehren, wenn er einige der Komponenten gefunden hatte, die sie für den Bau eines Transporters brauchten.
    Er frühstückte – inzwischen hatten sie es sich alle zur Angewohnheit gemacht, einen Teil ihrer Ration für den nächsten Tag aufzusparen, obgleich sie hungrig genug waren, sofort alles hinunterzuschlingen. Neelix kaute ganz langsam, um jeden einzelnen Bissen möglichst lange zu genießen. Er glaubte, dadurch das Gefühl zu bekommen, einen volleren Magen zu haben.
    Während er aß, beobachtete er die Szene, die sich seinen Augen darbot. Das Lager, das nie ganz zur Ruhe kam, regte sich jetzt wie ein altes Zugpferd, das im Dunst des frühen Morgens schnaufte, auf die Beine kam und nach Futter
    schnüffelte. Einige Nebelschwaden klebten noch an den Wipfeln der Bäume, die das Lager umgaben, aber der grelle und heiße Sonnenschein würde sie bald auflösen.
    Die Rai’ beendeten ihre Nachtruhe und entfalteten sofort zielstrebige Aktivität. Neelix sah ihnen zu, bewunderte ihre Disziplin und ihr Pflichtbewusstsein. Jene Leute würden bestimmt durchhalten. Dann begriff er, dass sie eine Mahlzeit zubereiteten – sie gaben etwas in einen großen Topf mit Wasser, den sie über einem Feuer erhitzten. Woher hatten sie Nahrung bekommen? Wenn es ihm gelang, ihre Quelle
    anzuzapfen… Dann konnte er die Überlebenschancen seiner Gruppe erheblich erhöhen.
    Neelix kaute langsam und nachdenklich, genoss den
    Geschmack der faserigen Wurzel und bedauerte es, nicht mehr für diesen Morgen aufgespart zu haben. Er dachte an die Voyager- Gruppe auf der anderen Seite des Lagers und fragte sich, wie es ihr erging. Es gefiel ihm nicht sonderlich, dass sie sich geteilt hatten, aber er sah die Notwendigkeit einer solchen Entscheidung ein.
    Die Gedanken an seine Kameraden weckten Erinnerungen an Kes – ein gefährliches geistiges Territorium. Die schöne Ocampa befand sich schon seit einem Jahr nicht mehr an Bord der Voyager, aber in Neelix’ mentaler Welt existierte sie nach wie vor. Eine geheimnisvolle Verwandlung hatte dazu geführt, dass sie einfach verschwand – so plötzlich, dass alle bestürzt waren, obgleich Kes glaubte, etwas Höheres und Besseres zu erreichen. Das half Neelix nicht, mit seinem Kummer fertig zu werden. Für ihn war Kes einfach nicht mehr da.
    Der Schmerz lag schwer auf ihm. Kes’ Abwesenheit kam
    etwas Greifbarem gleich, wie das Gegenteil eines Vakuums, ein dunkle, unsichtbare Realität, die ihn wie ein Mantel umhüllte.
    Neelix stand ruckartig auf und schüttelte diese Gedanken ab.
    Wenn er ihnen zu viel Raum gewährte, trugen sie ihn zu einem düsteren Ort, den er kaum mehr verlassen konnte. Er atmete die feuchte Morgenluft tief ein und gab sich so jovial wie möglich, als er zu den Unterkünften der Rai’ schritt und sich einem der großen Fremden näherte, der im Topf rührte.
    »Guten Morgen, mein Freund«, sagte Neelix. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
    Der schwarze Mann überragte den Talaxianer weit, und sein weißes Haar umgab den Kopf wie ein Halo. Neugierig sah er auf Neelix hinab.
    »Ja, das habe ich. Und Sie?«
    »So gut es an einem Ort wie diesem möglich ist.«
    Damit schien die Plauderei bereits zu Ende zu sein. Einige Sekunden lang standen sie schweigend da, während der Rai’
    auch weiterhin umrührte. Neelix nahm den vom Topf
    ausgehenden Duft wahr. »Darf ich fragen, was Sie da kochen, mein Freund?«
    »Bohnen«, erwiderte der Rai’. Seine Stimme klang ein wenig gepresst – vielleicht vermutete er, dass Neelix etwas erbetteln wollte.
    »Und wo bekommt man Bohnen an einem so grässlichen
    Ort?«
    »Jeden Tag verlässt eine Schürfgruppe das Lager. Mit einer Arbeitserlaubnis ist es möglich, draußen im Wald Essbares zu sammeln.«
    »Ich verstehe. Sehr interessant.« Neelix beobachtete den Rai’
    beim Umrühren. »Worum geht es bei den Schürfarbeiten?«
    »Ums Übliche. Man sucht nach unterirdischen Lagerstätten, bohrt die Adern an, gewinnt Erz und lädt es auf
    Antigravkarren.«
    Mehrere Möglichkeiten kamen Neelix in den Sinn. Ein
    Scanner könnte sich für B’Elanna und Harry als nützlich erweisen. Und wenn die Schürfer Materieverschieber für Tiefenbohrungen verwendeten, so hatten sie vielleicht Zugang zu Phasenübergangsspulen.
    Der

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