Schicksalspfade
bitteren Realität geschützt.
Er beschloss, die Hütte zu besuchen.
Neelix füllte einen Korb mit Trove-Riegeln und eisgekühltem Neth, erinnerte sich dabei voller Melancholie an die Ausflüge mit Alixia. Inzwischen war sie verheiratet, ebenso wie Raxel und Mixin. Alle drei hatten im gleichen Jahr Lebenspartner gewählt, was dazu führte, dass eine dreifache Hochzeit stattfand. Er vermisste Alixia sehr, aber wenn er an Vaxi dachte, verstand er ihr Glück und hegte keinen Groll gegen sie.
Als er den Schweber durch den Wald steuerte, fühlte er sich sofort von Wohligkeit erfasst. Der Duft von feuchten Blättern kam für ihn einem Parfüm gleich und ließ ihn glauben, wieder acht Jahre alt zu sein und mit Alixia einen Ausflug zu unternehmen.
Er fuhr langsam und genoss die Waldlandschaft. Der
Schweber glitt dicht über dem Boden hinweg und der
Fahrtwind strich Neelix kühl über die Wangen. Er wollte die Hütte neu einrichten und sie wieder öfter besuchen. Im nächsten Jahr würde er auf Talax zur Schule gehen – dies mochte die letzte Gelegenheit für ihn sein, den alten Zufluchtsort noch ein wenig zu genießen.
Neue Entschlossenheit regte sich in ihm und wirkte
beruhigend.
Mit dem Schweber brachte er die Strecke rasch hinter sich.
Warum hatte er sich nie mit dem Hover-Fahrzeug auf den Weg zur Hütte gemacht? Neelix schüttelte reumütig den Kopf.
Kaum hatte er die Möglichkeit bekommen, sich schnell
fortzubewegen – gerade deshalb war sein Wunsch nach einem Schweber so intensiv gewesen –, hatte er auch schon das Interesse verloren, Rinax zu erforschen.
Stattdessen erforschte er Vaxi. Dieses spezielle Abenteuer bedauerte er keineswegs, aber es tat ihm nun Leid dass er die Ausflüge in den Wald aufgegeben hatte. Hier gab es
Kontinuität, ein Muster, das Trost spendete. In diesem Wald existierte keine Ungewissheit.
Weiter vorn sah er die Lichtung. Als er näher kam, stellten sich seine Befürchtungen hinsichtlich der vernachlässigten Hütte als richtig heraus. Sträucher wuchsen auf der Lichtung und umgaben das kleine Bauwerk. Ranken zogen sich an den Wänden entlang und hatten sogar das Dach erreicht. Blätter hingen vor dem Fenster und an einigen Stellen bedeckten moosartige Pilze das Holz.
Die Hütte bot genau den Anblick, den man erwarten konnte, nachdem sie drei Jahre nicht mehr benutzt worden war.
Und doch… Irgendetwas stimmte nicht. Neelix wusste nicht, worum es sich handelte – den Augen bot sich nichts
Ungewöhnliches dar. Aber etwas, etwas fühlte sich nicht richtig an.
Neelix stieg wachsam aus dem Schweber und eine gewisse Anspannung erfasste ihn. Jemand war hier gewesen, und zwar erst vor kurzer Zeit. Aber woher wusste er das?
Er inspizierte die Hütte aus sicherer Entfernung. Das Gestrüpp wirkte unberührt und er hörte nur das Summen von Insekten sowie das gelegentliche Trillern eines Yute-Vogels.
Langsam und leise näherte sich Neelix der Tür. Er glaubte, das Pochen seines Herzens zu hören, und der eigene Atem erschien ihm viel zu laut. Was verursachte seine
Beklommenheit?
Nur noch wenige Schritte trennten ihn von der Tür, als er begriff: Es war ein Geruch. Der Duft des Waldes war stark und vertraut, eine Kombination aus vermodernden Blättern, wilden Blumen und Feuchtigkeit. Aber hier gab es noch etwas
anderes, etwas so Subtiles, dass es sich kaum entdecken ließ.
Doch Neelix kannte den Duft des Waldes so gut, dass ihm fremde Elemente darin sofort auffielen.
Etwas hatte gebrannt. Er wusste nicht genau was, aber der beißende Geruch schien stärker zu werden, als er ihn
identifizierte. Er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, hielt jedoch vergeblich nach Spuren eines Lagerfeuers auf der Lichtung Ausschau. Daraufhin wandte er sich erneut der Hütte zu – der Geruch musste aus ihrem Innern kommen.
Er hätte sich wieder ans Steuer des Schwebers setzen und nach Hause zurückkehren können. Rückblickend betrachtet wäre eine solche Entscheidung sehr klug gewesen.
Aber etwas schien… geschändet worden zu sein. Jemand
hatte seine Hütte benutzt, seine Zuflucht. Er wusste natürlich, dass er keinen echten Anspruch darauf erheben konnte, aber er fühlte sich trotzdem als ihr Eigentümer. Er hatte viele Stunden Arbeit in sie investiert und einen nicht unerheblichen Teil seines jungen Lebens an diesem Ort verbracht. Die Hütte gehörte ihm und es gefiel ihm ganz und gar nicht, dass jemand anders sie benutzte.
Voller Empörung öffnete er die Tür.
Und voller
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