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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Leben bald wieder
    normalisierte, dass Liebe und Freude in ihre Herzen
    zurückkehren würde, dass es wieder genug Nahrung gab, für den Körper ebenso wie für die Seele.
    Er atmete die Frühlingsluft tief ein und sah zu Rinax empor, dem am Nachthimmel leuchtenden Mond. Zu diesem
    Zeitpunkt war die eine Hälfte hell und die andere dunkel. Er dachte an seine Eltern und Schwestern, hoffte dabei, dass sie nicht zu sehr unter den Folgen des Krieges litten.
    Die Ehemänner seiner Schwestern waren sicher Soldaten geworden – es sei denn, sie hatten zwingende Gründe geltend machen können, die es ihnen erlaubten, der Einberufung zu entgehen. Seit zwei Jahren war Neelix ohne Kontakt zur Familie, seit damals, als er Rinax verlassen hatte, in einem Container verborgen und an Bord eines Frachters, den ein Freund von Uxxin nach Talax flog.
    Als er nach oben blickte, breitete sich sonderbare Helligkeit über Rinax aus und verwandelte den weißen Glanz in ein kaltes blaues Schimmern.
    Dann verschwand das seltsame Licht.
    Neelix starrte gen Himmel und versuchte, den verwirrenden Anblick mit einem bekannten Phänomen in Verbindung zu bringen.
    Dazu war er nicht imstande.
    Dunkle Finger schienen jetzt nach dem Mond zu greifen, rasch über seine Oberfläche zu kriechen und immer mehr von ihr zu bedecken. Staubwolken, vermutete Neelix. Oder ein ungewöhnlicher Energiesturm im All. Kälte umhüllte sein Herz, als er begriff, dass es etwas viel Schlimmeres als ein Sturm sein musste.
    Erneut klang der Ruf des Yute-Vogels durch die Nacht –
    nachher würde Neelix das Trillern für immer mit der
    Katastrophe assoziieren –, als sich Rinax verwandelte und zu einer dunklen Scheibe wurde, wie bei einer Mondfinsternis.
    Neelix war sicher, dass es sich in diesem Fall nicht um eine Mondfinsternis handelte. Was hatte es mit den dunklen Fingern auf sich, die wie Klauen des Todes über den Mond hinweggekrochen waren?
    Später wusste Neelix nicht zu sagen, wie lange er gen Himmel gestarrt hatte. Irgendwann bemerkte er Aufruhr in den Gebäuden. Stimmen erklangen und ein fast schrilles,
    gespenstisches Wehklagen ertönte.
    Lixxisa, eine gute Freundin, lief zu Neelix. Ihre Augen waren weit aufgerissen und das Gesicht wirkte sehr blass in der Dunkelheit. »Neelix…«, begann sie. Ihre Knie gaben nach und sie sank zu Boden.
    Besorgt ging er neben ihr in die Hocke. »Was ist passiert?«
    »Es ist einfach unvorstellbar…«
    »Heraus damit, Lixxisa!«
    »Rinax… zerstört…«
    Neelix erstarrte innerlich. Allein mit Willenskraft wollte er den Zeitstrom dazu bewegen, in die entgegengesetzte Richtung zu fließen, ihn zurückzubringen zu dem Moment des ruhigen Träumens vor einigen Minuten. Er wollte Rinax erneut am Nachthimmel leuchten sehen, ohne dass es zu dem seltsamen Schimmern kam. Die Ereignisse würden einen anderen Verlauf nehmen. Lixxisa würde nicht zu ihm gelaufen kommen, zu Boden sinken und jene schrecklichen Worte aussprechen.
    Aber Neelix’ Wille war nicht stark genug. Die Zeit kehrte sich nicht um. Lixxisa schnappte nach Luft, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube erhalten. »Eine Waffe… eine
    schreckliche Waffe… eine Kaskade… Auf Rinax existiert keine einzige Siedlung mehr… Alle Bewohner sind tot…«.
    Die Litanei des Schreckens ging weiter, aber Neelix hörte nicht mehr zu. Wenn er sich weigerte, die Worte zur Kenntnis zu nehmen, so verloren sie an Bedeutung. Was man nicht hörte, kann nicht geschehen sein.
    Aber auch in diesem Fall half ihm seine Entschlossenheit nicht weiter. Lixxisa fuhr unbeirrbar fort. »Gewaltige Feuerbälle… die Atmosphäre fast völlig verbrannt… Nie zuvor geschah so etwas… Welche Ungeheuer setzen eine
    solche Waffe ein?«
    Entgeistert blickte Neelix nach oben. Inzwischen zeigte sich hier und dort Licht zwischen den dunklen Wolken.
    Orangefarbenes Flackern leckte an der Schwärze. Flammen.
    Gewaltige Feuerbälle.
    Auf Rinax hatte der Feind eine Waffe eingesetzt, die so mächtig war, dass der Rauch von ihrer Explosion den ganzen Mond verdunkelte. Jetzt waberten Feuerbälle. Wenn man sie von Talax aus sehen konnte, mussten sie wirklich riesig sein.
    Niemand war imstande, ein solches Inferno zu überleben.
    Neelix stellte sich seine geliebte Familie vor: Vater und Mutter, eng umschlungen, als sie verbrannten; seine
    Schwestern wanden sich voller Agonie hin und her, als das Fleisch an ihren Knochen verkohlte. Die liebliche Alixia schrie und schrie und schrie…
    Er nahm den Geruch von

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