Schicksalspfade
Noah Mannick saß neben Chakotay und wischte seine Stirn mit einem feuchten Tuch ab. Mehr konnte er nicht tun und die eigene Hilflosigkeit schien ihn zu frustrieren.
Seven ging sofort neben Chakotay in die Hocke. »Wie kann ich Ihnen helfen, Commander?«, fragte sie.
Chakotay öffnete die Augen und Harry sah den Schmerz in ihnen. »Seven…«, brachte er mühsam hervor und deutete auf die Wunde in der Wange. »Was ist das?«
Seven runzelte die Stirn und betrachtete die angeschwollene Stelle. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich auf eine seltsame Weise und sie sah zu Harry auf. »Captain Janeway hat
Chakotay ins Gesicht geschlagen?«
»Ja. Mit dem Handrücken. Sie trug mehrere Ringe und einer von ihnen hat die Haut aufgerissen.«
Sevens Lippen deuteten ein Lächeln an, wie Harry überrascht feststellte. »Wieso fragen Sie?«
»Ich glaube, Captain Janeway hat ein Borg-Modul in
Commander Chakotays Wange implantiert.«
»Ein Borg-Modul?«, wiederholte Harry verblüfft. »Warum?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich erkenne das Streifenmuster. Ich schätze, in einigen Minuten wird sich das Modul deutlich zeigen.«
Seven behielt Recht. Während Chakotay sich auf dem Boden hin und her wälzte und in den Handrücken biss, um nicht laut zu schreien, wölbte sich graues Metall unter der Haut, durchstieß sie und tastete mit Tentakeln über die Wange, deren Spitzen sich in die Haut zurück bohrten. Harry, Brad und Noah beobachteten den Vorgang entsetzt.
»Gleich fühlt er sich besser«, sagte Seven und sie behielt erneut Recht. Es dauerte nicht lange, bis Chakotay den Eindruck erweckte, sich langsam zu entspannen. Seine
Zuckungen hörten auf und er öffnete die Augen. Einige Male atmete er tief durch, stemmte sich dann hoch.
»Was ist passiert?«, fragte er. Seine Stimme klang noch ein wenig schwach.
Harry war so erleichtert, dass er auf die Knie sank. Erst jetzt, als sie alles überstanden hatten, begriff er das Ausmaß seiner Sorge. Er hoffte inständig, dass sich keine Komplikationen ergaben.
»Sie haben etwas mit Seven gemeinsam«, sagte er. »Ihnen ist ein Borg-Implantat gewachsen.«
Vorsichtig tastete Chakotay nach seiner Wange und fand dort ein sonderbares metallisches Objekt.
»Ich schätze, Captain Janeway hat bereits eine Möglichkeit gefunden, uns eine Nachricht zu schicken«, sagte Seven.
Von einem Augenblick zum anderen sank Chakotay auf den Boden zurück, streckte die Arme aus und riss erschrocken die Augen auf.
»Ich falle…«, stieß er hervor. Wenige Sekunden später erschlaffte er und blickte ins Leere. »Ich hatte das Gefühl, in die Tiefe zu stürzen… Sehr seltsam. Und jetzt…« Verwundert sah er zu Seven auf. »Was geht hier vor?«, fragte er.
»Ich weiß es nicht, Commander. Wenn Captain Janeway
Ihnen eine Nachricht übermittelte, so verstehe ich nicht, was ein Sturz in die Tiefe dabei bedeutet. Nehmen Sie sonst noch etwas wahr? Entstehen Bilder vor Ihrem inneren Auge?«
Chakotay horchte in sich hinein. »Ich fühle ein… sanftes Zerren.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Harry.
»Es lässt sich kaum beschreiben. Es ist, als…« Chakotay brach ab, als ihm die richtigen Worte fehlten.
»Als ob Sie etwas folgen möchten?«, erkundigte sich Seven.
»Ja. Aber es gibt nichts, dem ich folgen könnte.«
»Es ist ein Peilmuster, geschaffen von Nanosonden, die das Implant Ihrem Blutkreislauf hinzugefügt hat. Diese Sonden führen Sie zu einem Signal. Sie erinnern sich bestimmt daran, dass ich auf ein solches Signal reagierte, als ich das Raumschiff meiner Eltern wiederentdeckte.«
Harry entsann sich daran. Seven hatte die Voyager ganz plötzlich verlassen, davon überzeugt, dass die Borg sie riefen.
Aber am Ende ihrer Reise fand sie die Raven, ein kleines Schiff, das die Borg vor Jahren assimiliert hatten, als sie noch ein Kind gewesen war.
»Captain Janeway versucht uns mitzuteilen, welchen Ort wir aufsuchen sollen«, sagte Chakotay.
»Dann sollte B’Elanna die Arbeit an dem Transporter besser fortsetzen«, meinte Harry. »Ohne ihn kommen wir nicht weit.«
Sein Tonfall wies darauf hin, dass er sich darüber ärgerte, nicht helfen zu können. »Erlauben Sie mir, zur anderen Unterkunft zu gehen, Commander? B’Elanna gibt sich bestimmt alle Mühe, aber ich würde mich viel besser fühlen, wenn ich mit anpacken kann.«
Chakotay schüttelte den Kopf. »Es sind bereits zu häufig Personen zwischen den beiden Unterkünften unterwegs
gewesen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass man uns
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