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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Wachsamkeit nachlassen.
    Neelix nahm neben Tuvok Platz und hoffte, dass der
    Vulkanier mit irgendeiner Bemerkung zu erkennen gab, was er von seiner Geschichte hielt. Doch die Stille dauerte an. Neelix wurde immer nervöser, denn er befürchtete, dass Tuvoks Schweigen Missbilligung zum Ausdruck brachte. Aber was sollte er sonst erwarten? Seit ihrer ersten Begegnung war Tuvok kühl und unnahbar gewesen.
    Doch Tuvoks Meinung spielte eine große Rolle für Neelix, und deshalb wandte er sich an den ernsten Mann, obwohl es ein Teil von ihm für unangebracht hielt.
    »Nun, Herr Vulkanier, wie beurteilen Sie meine
    Geschichte?«
    Wieder herrschte Stille. Neelix spürte, wie er zu schwitzen begann. Warum antwortete Tuvok nicht? Habe ich mich so sehr vor ihm blamiert?, dachte der Talaxianer und sein Herz klopfte schneller.
    »Ich weiß, dass ich in meinem Leben schreckliche Dinge angerichtet habe«, brachte er unsicher hervor. »Aber ich bin bestrebt gewesen, sie wiedergutzumachen. Ich hoffe, Sie legen mir das, wovon ich erzählt habe, nicht zur Last…« Er
    unterbrach sich verlegen, als er den hohlen Klang seiner Worte hörte.
    Tuvok drehte langsam den Kopf und sein dunkles Gesicht glänzte im heißen Schein der untergehenden Sonne. Sein Blick schien das Gehirn des Talaxianers zu durchbohren; auf diese Weise musterte er Neelix einige Sekunden lang, bevor er sprach.
    »Ich fand Ihre Geschichte außergewöhnlich. Sie zeichnen sich durch mehr Mut und Vielschichtigkeit aus, als ich für möglich gehalten hätte.«
    Neelix glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können –
    Tuvoks Worte liefen auf ein Kompliment hinaus! Er
    erschauerte wohlig, wusste aber nicht, was er erwidern sollte.
    Plötzlich wünschte er sich, dass Kes zugegen wäre und Tuvoks Worte hörte. Bestimmt wäre sie sehr stolz auf ihn gewesen.
    Von einem Augenblick zum anderen, ohne eine bewusste
    Entscheidung, begann er damit, über sie zu sprechen. »Ich vermisse Kes noch immer«, sagte er in einer emotionalen Aufwallung. »Manchmal, des Nachts, glaube ich, ihre Stimme zu hören, und dann setze ich mich auf und sehe mich um. Aber sie ist natürlich nicht da.«
    Tuvok richtete erneut einen durchdringenden Blick auf ihn.
    »Sie ist präsent«, sagte er schlicht.
    »Wie bitte?«, fragte Neelix verwirrt.
    »Kes ist noch immer bei uns«, fuhr Tuvok fort. »Ihr
    Verschwinden war Transzendenz, kein Tod. Sie ist mit uns allen verbunden.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Neelix. Es war schön zu glauben, dass der Vulkanier Recht hatte, dass Kes irgendwo in der Nähe schwebte, auf einer anderen Existenzebene, dazu imstande, ihre Freunde zu sehen und auch weiterhin an ihrem Leben teilzunehmen.
    »Unsere Selbstsphären waren bei mehreren Gelegenheiten miteinander verbunden«, erklärte Tuvok. »Ich trage ihr Katra in mir.«
    »Erstaunlich.«
    »Und von Zeit zu Zeit spüre ich ihre Präsenz. Daher
    überrascht es mich nicht, dass das auch bei Ihnen der Fall ist.«
    »Ich verfüge über keine telepathischen Fähigkeiten.«
    »Aber die emotionale Verbindung zwischen Ihnen und Kes war sehr stark. Ich bin sicher, dass dieses Band nach wie vor existiert.«
    Neelix fühlte sich zwischen zwei Gefühlen hin und her gerissen, auf der einen Seite Freude, auf der anderen Kummer.
    Ihm gefiel die Vorstellung, dass Kes nach wie vor an ihn gebunden war, wie transzendent auch immer; aber gleichzeitig bedauerte er den erlittenen Verlust.
    »Ich weiß, dass es ein Klischee ist, aber man weiß das, was man hat, erst dann richtig zu schätzen, wenn es nicht mehr existiert. Es gibt so viel, das ich nicht über Kes weiß… Unser gemeinsames Leben begann, als ich ihr im Lager der Kazon begegnete. Die Vergangenheit habe ich nie zur Sprache gebracht – weil ich nicht wollte, dass sie von einigen Dingen erfuhr, in die ich früher verwickelt gewesen bin.«
    Neelix sah einige Sekunden lang auf den Boden, sammelte seine Gedanken und versuchte, das emotionale Durcheinander zu ordnen. »Das bereue ich jetzt. Es gibt so viele Dinge, die ich nicht mit ihr teilen konnte.«
    »Reue führt zu nichts.«
    »Da haben Sie sicher Recht. Aber manche von uns sind
    unglücklicherweise nicht imstande, ihre Gefühle einfach abzuschalten.«
    Tuvok schwieg wieder und Neelix gewann den Eindruck,
    dass der besondere Moment zwischen ihnen vorüber war. Er fühlte sich nicht besser als zu Beginn des Gesprächs, kehrte in die Unterkunft zurück und legte sich hin. Vielleicht hatte er Glück und träumte von Kes.
    Neelix

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