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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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auf die Nähe von Menschen hin, aber ich habe Kot und Spuren gefunden, die von Tieren stammen, darunter auch von Bären und
    Kojoten. Und östlich von hier gibt es eine tiefe Schlucht, die bestimmt nicht leicht zu überqueren ist.«
    Harry sah ihn an. George berichtete nichts Ungewöhnliches; seine Schilderungen boten keinen Hinweis darauf, dass ihm irgendein Fehler unterlaufen war, für den die Gruppe mit dem Verlust eines Mitglieds bezahlen musste. Was haben wir falsch gemacht?
    Er bedeutete George, ihm zu folgen, und gemeinsam kehrten sie zu den anderen zurück. Harry versammelte sie um sich herum. »Von jetzt an geht niemand mehr allein irgendwohin.
    Wer das Lager verlassen muss, lässt sich von jemandem begleiten. Wir können nicht riskieren, dass jemand fortgeht und einen Fehler macht. Wenn ständig mindestens zwei
    Personen zusammen sind, können wir uns gegenseitig
    kontrollieren.«
    Er spürte T’Passas Blick auf sich ruhen und ihre dunklen Augen schienen Verachtung zum Ausdruck zu bringen.
    Plötzlich begriff er, dass sie die einzige Frau war. Glaubte sie vielleicht, gewisse Dinge in der Präsenz einer männlichen Person erledigen zu müssen? Verlegenheit erfüllte ihn.
    »Das soll natürlich nicht heißen, dass die Privatsphäre verletzt wird. Ich meine, die Privatsphäre in Hinsicht auf…
    äh… Bedürfnisse, die…« Harry brach ab, als er zu stottern begann. Er schien nicht imstande zu sein, diese Sache mit Gelassenheit zur Sprache zu bringen, und dafür verabscheute er sich selbst. Er sah T’Passa an und versuchte, sich zu fassen, wieder an Autorität zu gewinnen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er ernst und hoffte, die Angelegenheit damit zu regeln. Sein Lohn bestand aus einem eisigen Blick.
    »Wovon redest du überhaupt?«, fragte sie mit einer
    Unnahbarkeit, die bewirkte, dass sich Harry wie ein
    Sechsjähriger fühlte.
    »Schon gut«, erwiderte er hilflos. »Wenn du glücklich bist, bin ich es ebenfalls.«
    »Ich empfinde Glück ebenso wenig wie Furcht«, sagte
    T’Passa. »Ich muss zugeben, dass mich deine Bemerkungen verwirren.«
    Harry merkte, dass die anderen nicht zu lachen versuchten, aber hier und dort erklang leises Kichern.
    Seine Wangen glühten, als neuerliche Verlegenheit ihn durchströmte. Für einige Sekunden kam er sich wie ein kleines Kind vor, das ins Fettnäpfchen getreten war und die amüsierte Aufmerksamkeit aller Erwachsenen erregt hatte. Er versuchte, so gefasst wie möglich zu klingen, als er sagte:
    »Ich glaube, wir haben alle das gleiche Ziel – wir wollen die Basis erreichen, ohne dass noch jemand transferiert wird.
    Deshalb sollten wir zusammenhalten, in Ordnung?«
    Vier Blicke waren auf ihn gerichtet und vier Köpfe nickten ernst. Harry atmete zufrieden durch und hatte das Gefühl, die Situation wieder unter Kontrolle zu haben.
    Fünf Tage später waren nur noch Tagar und Harry übrig.
    Georges Transfer hatte einen Tag nach dem von Slisik
    stattgefunden und wieder einen Tag später war T’Passa verschwunden. Vor wenigen Minuten hatte sich O’Connell in Luft aufgelöst, als sie ihr Lager nach einem armseligen Frühstück abbrachen, das aus Beeren und Wasser bestand. Der Hunger begleitete Harry schon seit Tagen. Ständig knurrte ihm der Magen, und wenn er schließlich einmal Nahrung aufnahm, fiel es ihm schwer, sie bei sich zu behalten. Er wusste, dass er schwächer geworden war, und damit ging eine gereizte Stimmung einher.
    Als O’Connell entmaterialisierte, konnte Harry einen
    wütenden Aufschrei nicht unterdrücken. Er schlug sich mit der Faust auf die flache Hand, spürte das Bedürfnis, seinem Zorn physisch Ausdruck zu verleihen. Tagar richtete einen
    unbeeindruckten Blick auf ihn, strich auch weiterhin mit einem belaubten Zweig über den Boden, um alle ihre Spuren zu verwischen.
    »Was ist los?«, stieß Harry hervor und stampfte mit dem Fuß auf. »Was machen wir falsch? Wie konnten wir so viele Leute verlieren?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Tagar. »Aber ich glaube, wir können die Basis in einem Tag erreichen. Wir müssen den Weg fortsetzen.«
    »Natürlich setzen wir den Weg fort. Habe ich etwas anderes vorgeschlagen?« Die Worte klangen schärfer, als es Harrys Absicht entsprach, aber das war ihm gleich. Er wollte dieses Rätsel unbedingt lösen, bevor sie die Basis erreichten, wo sie Nimembehs strenge Präsenz erwartete. Er beobachtete, wie sich Tagars Züge ein wenig verhärteten, als er Harrys Tonfall hörte, und für ein oder zwei

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