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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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für Harry. Er sah darin eine Gelegenheit, sich Nimembeh in einem neuen Licht zu präsentieren. Bisher hatte er sich genau an die Vorschriften gehalten, und das wollte er auch weiterhin tun.
    Nimembeh sollte diesmal keine Kritik an ihm üben können.
    Jeder Kadett hatte einen Ausrüstungsgegenstand erhalten. Die Gruppe verfügte über eine Seilsäge, ein Messer, einen kleinen Eimer, ein Feuerzeug, eine kleine Schaufel und eine
    Plastikplane. Nimembeh hatte darauf hingewiesen, dass diese Gegenstände seiner Meinung nach zu viel Luxus bedeuteten.
    Wer konnte sagen, dass sie in einer echten Überlebenssituation über solche Hilfsmittel verfügten? Aber da die meisten Kadetten in einem Ambiente aufgewachsen waren, das die Technik des vierundzwanzigsten Jahrhunderts für
    selbstverständlich hielt, hätten sie es ohne einige einfache Dinge vermutlich nicht geschafft, die Wildnis zu durchqueren.
    Diese herausfordernde Bemerkung des Commanders bestärkte Harry in seiner Entschlossenheit, Nimembeh zu zeigen, dass er kein verweichlichter Kadett war, sondern zäh und diszipliniert, ein guter Anführer.
    Er sah, wie O’Connell ein Stück Holz betrachtete, das er in den Boden gebohrt hatte. Als er sich ihm näherte, hob der junge Ire den Kopf und lächelte. »Mit Hilfe des Schattens habe ich die Ost-West-Linie festgestellt«, sagte er und deutete auf den Boden. Eine markierte Stelle kennzeichnete die Spitze des ersten für die Messung verwendeten Schattens.
    Eine Linie verband sie mit einer zweiten Markierung und repräsentierte die Ost-West-Ausrichtung. »In etwa einer halben Stunde kann ich die Nord-Süd-Orientierung hinzufügen. Dazu brauche ich eine Messung nach dem Mittag.«
    Harry nickte. Dies war elementare Navigation; jeder von ihnen hätte solche Berechnungen anstellen können. Aber das Lösen von Problemen faszinierte O’Connell und bestimmt widmete er sich seiner Aufgabe mit solchem Eifer, dass sie am Ende dieser Mission imstande waren, das ganze Gelände zu kartographieren.
    Geräusche erklangen zwischen hohen Koniferen und Harry sah dort die beiden Vulkanierinnen bei der Arbeit. Sie hatten einen Felsüberhang gefunden, der ein natürliches Dach bildete, fügten ihm Wände aus zusammengesteckten Zweigen und
    Ästen hinzu. Sicher planten Slisik und T’Passa, die Unterkunft auch mit einem Hitzereflektor und einem weichen Boden aus Kiefernnadeln auszustatten.
    Etwas glitzerte im Licht der Sonne, weckte Harrys
    Aufmerksamkeit und führte ihn zu einer Lichtung. Tagar hatte dort bereits einen Solardestillierer konstruiert. In einem knapp einen Meter tiefen Loch stand der Eimer und über der Öffnung spannte sich die Plastikplane, die Mitte mit einem kleinen Stein beschwert, sodass sie sich dem Eimer entgegenneigte.
    Der Sonnenschein durchdrang den Kunststoff, erwärmte Luft und Erde darunter und verstärkte dadurch die Verdunstung des Wassers im Boden, das in kleinen Tropfen an der Unterseite der Plane kondensierte. Langsam liefen sie über den nach unten geneigten Kunststoff und fielen schließlich in den Eimer.
    Harry war ziemlich sicher, dass sie früher oder später einen Bach finden würden – in diesen Bergen gab es viele –, aber er wusste Tagars Bemühungen zu schätzen, sie mit Wasser zu versorgen, bis sie einen Bach fanden.
    »Ich habe mehrere Pilzsorten gefunden«, sagte der Klingone, ohne ihn anzusehen. »Sie sollten den Erfordernissen unserer Ernährung genügen. Allerdings habe ich auch die Absicht, auf die Jagd zu gehen und kleine Tiere zu fangen.«
    Tagar hielt sich ganz genau ans Überlebenstraining. Wild wachsende Pilze waren die erste Nahrung, nach der man in der Wildnis suchen sollte. In der Nahrungskette nahmen sie einen Platz zwischen Fleisch und Gemüse ein, enthielten Proteine, Fett und Kohlenhydrate – Substanzen, die der Körper
    unbedingt benötigte. Außerdem konnte man Pilze roh essen und das bedeutete: Man brauchte kein Feuer anzuzünden, um sie zu kochen. Natürlich galt es, die giftigen Sorten zu meiden.
    Aber sie hatten alle gelernt, die gefährliche Amanita-Familie zu erkennen, die für fast alle fatalen Vergiftungen
    verantwortlich war, und die vielen harmlosen Pilze zu identifizieren.
    Tagar justierte den Solardestillierer und mied auch weiterhin Harrys Blick. Er schien sich in einen schützenden Kokon der Gleichgültigkeit zu hüllen, ließ nur wenig von sich selbst nach außen dringen und nichts von der Außenwelt herein. Eine solche Einstellung hielt Harry nicht für besonders

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